Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Hinter Kats Schläfen lauerten Kopfschmerzen. Sie dachte: Noch eine Reise umsonst. Dieser Gedanke war beunruhigend, denn die Straße schien auf der Höhe des Motels zu enden. Sie müssten sich eingestehen, dass Leigh tot war, wenn sie sie hier nicht fanden.
    »Wenn sie nicht in dieses Café geht, dann hat es wahrscheinlich wenig Sinn, am Pool nach ihr zu fragen«, sagte Ray. »Aber fragen wir vorsichtshalber trotzdem dort nach ihr. Wir behalten die Zimmer im Auge und suchen auch weiter nach ihrem Auto.«
    »Glaubst du, der Typ an der Rezeption hat gelogen?«
    »Ich glaube, er hat das getan, was seine Aufgabe ist. Die Privatsphäre der Gäste zu schützen.«
    Die Kellnerin brachte ihnen die Rechnung, und er zog seine Kreditkarte heraus. In dem Moment, als er die Quittung unterschrieb, betrat der Rezeptionist das Café. Er winkte der Kellnerin freundlich zu, steuerte direkt auf Rays und Kats Tisch zu und setzte sich neben Kat in die Nische. Er war jünger, als sie durchs Fenster geschätzt hatte, ein Latino, mit großen klaren, braunen Augen, nicht feindselig, aber auch nicht freundlich.
    »Warum suchen Sie diese Frau?«, fragte er.

    »Warum interessiert Sie das?«, sagte Ray. »Wenn sie nicht hier war?«
    »Reine Neugier. Ich halte mich gern auf dem Laufenden, wenn die Polizei vorbeikommt. Muss ich mich vor ihr in Acht nehmen?«
    »Nichts dergleichen«, sagte Ray. »Ich bin ihr Mann, wie ich schon sagte.«
    »Wer ist sie?«, fragte er und wies mit dem Daumen auf Kat.
    »Ich bin ihre Schwester«, sagte Kat.
    »Wie ich Ihnen schon sagte«, sagte Ray.
    »Sie lügen immer noch«, sagte der Mann.
    »Woher wollen Sie wissen, dass ich lüge?«
    »Weil die Dame, an die ich denke, keine Schwester hat.«
    Ray klappte den Mund auf. »Sie ist hier?« Kat verspürte ein seltsames Gefühl in der Brust. Hoffnung, die ins Unendliche wuchs. Doch sie fühlte sich sehr zerbrechlich, als könnte sie es nicht ertragen, wenn auch diese Hoffnung zerplatzen würde. Sie und Ray schauten einander an. Der Mann beobachtete sie.
    »Das habe ich nicht gesagt. Da ist eine Lady, die ihr ähnlich sieht. Ich habe sie angerufen. Sie sagte, sie habe einen Ehemann, aber keine Schwester.«
    »Okay«, sagte Kat. »Wir hätten Ihnen diese Lüge erst gar nicht auftischen sollen. Sie haben Recht, ich bin nicht ihre Schwester. Sie hat keine Schwester.«
    »Zeigen Sie mir Ihren Führerschein«, sagte er zu Ray. »Und Sie auch.« Sie zogen ihre Führerscheine heraus, und er prüfte beide Dokumente sorgfältig. »Warten Sie hier«, sagte er und verschwand.
    Minuten verstrichen. Die Hintergrundgeräusche in dem Café schienen lauter zu werden. Kat zitterte; es war kühl und viel zu
hell, und ihre Kopfschmerzen wurden schlimmer. Sie und Ray waren unfähig zu sprechen. Jetzt wird sich alles herausstellen, sagte sie sich immer wieder. So oder so.
    Gerade als sie glaubte, dieses Fegefeuer keine Sekunde länger ertragen zu können, kam der Latino zurück. Er setzte sich und sagte: »Diese Dame … sie sagt, sie ist bereit, mit Ihnen zu reden.« Er hielt eine Hand hoch. »Warten Sie. Mehr hat sie nicht gesagt. Sie spricht nicht viel. Das ist alles. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wie heißt sie?«, fragte Ray.
    »Gale Graham.«
    »Wie lange ist sie schon hier?«
    »Eine Weile. Wollen Sie die Zimmernummer jetzt wissen oder nicht?«
    »Ist sie … haben Sie sie auf dem Foto erkannt?«
    »Das kann ich nicht sagen.« Er reichte ihnen einen Plan des Motels, das sich als sehr viel größer herausstellte, als sie vermutet hatten, und es gab noch zwei Gebäude mehr. In Gebäude A wohnten die Übernachtungsgäste. In Gebäude B wurden monatsweise Zimmer an Sozialfälle vermietet, die Wohngeld von der Fürsorge erhielten. In Gebäude C waren die so genannten »Chefsuiten« für zahlende Kunden, die ein oder zwei Wochen blieben.
    »Hier.« Der Rezeptionist zeigte mit dem Fingernagel auf Zimmer 116 in Gebäude C. »Ihr Zimmer. Erdgeschoss, gleich beim Pool. In einer Stunde werde ich rübergehen und nach ihr sehen. Ich habe Ihre Führerscheine kopiert. Ihnen ist hoffentlich klar, was das heißt?!«
     
    Ray ging voran. Kat folgte ihm mit raschen Schritten über den langen, rauen weißen Betonpfad zu Gebäude C.
    Dann kamen sie vor der Nummer 116 an. Zwei vertrocknete
Palmen standen neben der Tür. Die Sonne brannte gnadenlos auf den Beton. Ray stand unschlüssig vor der Tür, wie jemand, der hier nicht hingehörte, bis Kat kurz entschlossen und energisch anklopfte.
    Keine Reaktion.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher