Wo die Toten ruhen - Psychothriller
Überraschung.«
»Ihr wisst, wie sehr ich Überraschungen hasse.«
»Jemand, den Jacki aufgegabelt, ich meine eingeladen hat.«
»Leigh?«
»Nein, nein, ich darf’s nicht verraten.«
»Sag’s mir, oder ich verschwinde.«
Raoul band sich die Schürze ab und ließ sie auf den Boden fallen. Er stellte Kerzen auf den Tisch und sagte: »Es ist ein Arbeitskollege von mir, und sie will, dass du ihn kennen lernst.«
»Mein Gott, sie jammert den ganzen Tag und den ganzen Abend, und dann will sie sich aus dem Bett wälzen, nur um mich zu verkuppeln? Ruf ihn an und sag ab. Sie ist nicht in der Verfassung …«
»Sie wollte es so, Kat.«
»Sag jetzt nicht, sie habe dich auch noch für die neueste Kampagne, mich unter die Haube zu bringen, engagiert.«
»Im Ernst.« Er schenkte sich ein Glas Wein ein und bot auch ihr eines an. Sie winkte ab und setzte sich an den Tisch. »Hast du mal überlegt, eine Therapie zu machen?«
Kat warf ihm einen eisigen Blick zu. »Nun, Raoul, dies ist eine sehr unschöne Wendung. Wie oft habe ich geduldig deine Vorträge über Psychologie als Pseudowissenschaft über mich ergehen lassen? Und doch hast du jetzt das Bedürfnis, mir eine,
wie du sie - falls ich dich zitieren darf, Herr Professor - nanntest, ›Mixtur aus Bockmist und Firlefanz‹ zu empfehlen? Dazu kommt, dass die Berichte über mein ausschweifendes Sexleben ziemlich übertrieben sind. Ich muss es wissen, ich bin diejenige, die übertreibt.«
»Ich kenne dich jetzt seit, na, acht Jahren? Seit du siebenundzwanzig warst.«
»Und?«
»Und.« Die Worte wohl abwägend sagte er mit sanfter Stimme: »Jacki macht sich Sorgen. Ich möchte, dass sie glücklich ist.«
Kat atmete tief durch. »Sag Jacki, sie soll aufhören, sich einzumischen.«
»Sag ihr das selbst«, sagte Jacki, die lächelnd und mit pfirsichfarbenen Wangen in einer blauen gesmokten Bluse, die sich alarmierend weit dehnte, aus dem Schlafzimmer aufgetaucht war. Sie setzte sich direkt neben ihren Mann, nahm seine Hand und drückte einen Kuss darauf.
»Jetzt hast du diesen süßen und ansonsten äußerst vernünftigen Mann schon so weit, dass er Hexerei vorschlägt, du Furcht einflößende Bruja « , sagte Kat. »Weißt du, ich mag dich, Raoul, aber ich mag es, glaube ich, nicht, wenn meine Schwester dich in mein Leben reinzieht.«
Raoul blickte sie an und dann seine Frau.
»Es ist nicht so, als würde er es irgendjemandem erzählen, Kat. Es ist nicht so, als hätte er Freunde«, Jacki fuhr ihm zärtlich durchs Haar, »außer mich natürlich.« Sie schaute auf die Uhr an der Wand. »Bevor Zak da ist - hast du Leigh erwischt?«
Äußerst erleichtert über den Themenwechsel entschuldigte Raoul sich, er müsse sich umziehen und Geschirr spülen, bevor ihr Gast kam.
Sie gingen zur Couch hinüber, wo Jacki sich abmühte, eine bequeme Sitzposition zu finden, was ihr nicht gelang, sodass sie sich schließlich mit einem resignierten Seufzer in die Kissen sinken ließ.
»Ich helfe dir, wenn du aufstehen musst«, sagte Kat.
»Mist. Du weißt es?«
»Raoul hat gerade eine köstliche Soße gekocht. Wusstest du, dass er kochen kann?«
»Er liest Rezepte und folgt exakt den Anweisungen. Das, was er in der Küche zustande bringt, könnte auch ein Roboter.«
»Ah. Wie Chemikalien mixen in einem Labor.«
»Richtig«, sagte Jacki. »Auf seinem eigenen Feld ist er natürlich sehr kreativ. Oh, zum Teufel, er ist ein Gott. Warum sollte ich es nicht zugeben?« Jacki liebte ihren Mann zu sehr. Konnte auch eine Frau eigentlich unter dem Pantoffel ihres Mannes stehen? »Und, erzähl, hast du mit Leigh gesprochen?«
Kat setzte zu einer detaillierten Beschreibung von Ray Jacksons Haus an und endete mit der konfusen Unterredung.
»Du bist zu schnell zu persönlich geworden«, meinte Jacki.
»Sei still.«
»Er sieht gut aus, sagst du?«
»Hör auf damit!«
»Glaubst du, Leigh hat ihn verlassen?«
»Was sonst?«
Jacki streckte ihr die Zunge raus. »Und jetzt?«
»Nicht viel. Leighs Angestellte bekommt ihren Lohn. Ich habe den Eindruck, Ray will, dass ich glaube, sie mache eine kleine Urlaubsreise ohne ihren Mann. Frauen tun so was, weißt du. Er ist nicht ins Detail gegangen. Sie ist in einer Anlage in Cabo San Lucas oder spaziert den Moonstone Beach in Cambria hinunter oder sie ist in Paris in einer reizenden Pension
am Boulevard Saint-Michel, trinkt Sancerre, schlendert an den Ufern der Seine entlang und trägt Designer-Absätze, ohne zu stolpern. Sie ist immer schon
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