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Wo die Toten ruhen - Psychothriller

Titel: Wo die Toten ruhen - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Ihre Unterstützung, okay? Damit könnten wir uns in der Branche einen Namen machen, und das ist gut für uns alle. Und … Geld. Wir bekommen doch alle gerne mal einen Bonus, oder?«
    Es fehlte nicht viel, und sie wären bei dem Gedanken wie Cheerleader auf und ab gehüpft, obwohl Martin, wie Ray auffiel, keinerlei Boni angeboten hatte. Als Partner hatte er nicht die Befugnis, eigenmächtig über so etwas zu entscheiden. Man musste es Martin lassen. Über diese neueste Manipulation hatte er wahrscheinlich vorher gut fünf Minuten nachgedacht.
    »Wenn Ray dieses Projekt an Land zieht«, fuhr Martin fort, »sind wir alle sicher für das nächste Jahr. Mehr als sicher. Wir können expandieren.«
    »Falls Antoniou gefällt, was wir für ihn tun«, sagte Ray. Nur er und Denise wussten an diesem Punkt, dass es bis dahin noch ein weiter Weg war.
    »Wenn du deine Arbeit machst«, sagte Martin und starrte ihn so lange an, bis Ray den Blick abwandte, »dann wird es schon klappen.« Darauf entschuldigte er sich und verließ den Raum.
    Alle sahen Ray an. »Er scheint die Firma gut in der Hand zu haben«, sagte Carl, ein jüngerer Mitarbeiter und Provokateur, mit einem schiefen Lächeln. »Dann bleiben Sie uns erhalten, Ray? Sie haben nicht vor abzuhauen? Ich meine, es gehen Gerüchte.«
    »Offensichtlich ist es zu früh, um diese Diskussion zu führen, Carl.«
    »Wann würde es Ihnen denn passen?«
    »Ich lasse es Sie wissen.«

    »Denn wir haben das Recht zu erfahren, was für Pläne Sie und Martin mit der Firma haben.«
    Alle nickten ernst.
     
    »Wir müssen reden.« Martin öffnete Rays Bürotür, ohne anzuklopfen.
    »Nicht jetzt.«
    »Komm schon, Ray, mach nicht so ein Gesicht. Ich habe den Schlag doch eingesteckt wie ein Mann, oder? Und ich habe mich entschuldigt, aber wenn dir das noch nicht reicht, gehe ich auf die Knie und küsse deine Mokassins. Hör zu. Ich habe über Leigh nachgedacht … warte, warte … ich möchte nur sagen, dass ich weiß, dass du ihr niemals wehtun würdest. Ich bin mir sicher, es geht ihr gut. Du hast immer noch nichts von ihr gehört, oder?«
    »Nein.«
    »Ich bin mir sicher, es geht ihr gut«, wiederholte Martin. Er bemühte sich um ein leichtes Lächeln. Vor seinem geistigen Auge sah Ray, wie Martin und Leigh in dem miserablen Motel waren, wie das billige Bett knarrte, wie Martin sie von vorn und von hinten nahm. Das letzte Bild hatte Martin ihm …
    Er drehte sich mit seinem Stuhl zum Fenster um, ohne zu antworten. Was auch immer er darauf sagen würde, wäre absolut endgültig, und er wollte nicht, dass dies alles hier auseinanderfiel, die Firma, für die er seit fünf Jahren schwitzte und sich mit ganzer Seele einsetzte.
    Schließlich wurde die Tür geschlossen. Doch Martin hatte von Leigh gesprochen. Natürlich. An Leigh zu denken machte ihn verrückt, fast so, als müsste er sich gleich aus dem Fenster stürzen. Was sollte er tun? Die übermäßige Anspannung, die ihn überkam, sobald er an sie dachte, stellte sich auch diesmal ein. Jeder einzelne Muskel seines Körpers kämpfte mit
sämtlichen anderen Muskeln einen inneren Todeskampf. Er blieb so sitzen, die Kiefer fest zusammengepresst, die Augen geschlossen.
    Was sollte er tun?
    Nach einer Weile dachte er an die Kassetten und entspannte sich ein wenig.
    Jetzt waren es zwei. An die Kassetten zu denken war eine Möglichkeit, sich von Leighs Verschwinden abzulenken. Er konnte endlos darüber grübeln: die Kassetten, die Modelle, die Schlüssel, die Erinnerungen - wenigstens diese Dinge hatte er unter Kontrolle, konnte er analysieren.
    Er hörte einen Teil der zweiten Kassette in Gedanken noch einmal ab. Es war nur ein Bruchstück eines Gesprächs, genau wie bei der ersten Kassette. Er erkannte die Stimme seiner Mutter.
     
    »Verschwinde! Wie konntest du …«
    »Ich gebe dir noch eine Chance. Ich weiß zwar nicht, warum eigentlich. Ich habe dich mal geliebt, das wird es sein.«
    »Ich hasse dich!«
    »Ja. Hass. Alles verwandelt sich in Hass. Dann tust du es nicht?«
    »Ich tue es nicht. Niemals!«
     
    Rays Mutter, damals noch jung, rannte so schnell wie eine Spinne. Ray bewunderte, wie Spinnen liefen. Klein und zart, wie sie waren, spürten sie instinktiv, wenn Gefahr drohte. Ein Licht wird eingeschaltet, und sie erstarren. Eine Bewegung in der Nähe, und sie suchen sich eine dunkle Ritze im Schrank. Warum waren sie nicht nach Kanada geflohen? Oder nach Maine? Das wusste er inzwischen. Er und seine Mutter hatten sich in den riesigen,

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