Wo die Wahrheit ruht
sich ein süßes Ziehen tief in ihrem Innersten bemerkbar machte.
Die Alarmglocken schrillten plötzlich gellend.
Diesmal schenkte sie ihnen Gehör. Sachte, nur widerwillig, schob sie ihn zurück. “Wahnsinn!”
Wahnsinn
? Mehr fiel ihr nicht ein, um ihn zum Aufhören zu bringen?
Sie rechnete schon damit, dass er sie noch einmal küssen oder ihr einfach ins Haus folgen würde, nun da sie bereits schwach geworden war. Doch offensichtlich war er durch und durch ein Gentleman und ließ sie los. “Ich melde mich morgen früh bei dir?”, sagte er unbefangen.
Sie hob ihre Handtasche auf. “Ich bin morgen wahrscheinlich erst später erreichbar. Ich treffe mich mit einigen Künstlern, deren Arbeiten zurzeit in Kommission in der Galerie stehen. Sie haben von den Fälschungen erfahren und wollen mit mir reden.”
“Rechnest du mit Problemen?”
“Ich weiß nicht. Vielleicht reicht es schon, wenn ich sie beruhige. Obwohl ich es ihnen nicht verdenken könnte, wenn sie sich entscheiden, ihre Bilder zurückzuziehen.” Endlich fand sie den Mut, ihm in die Augen zu sehen. “Was ist mit dir? Was steht morgen auf deiner Tagesordnung?”
“Bei mir?” Entschlossenheit spiegelte sich in seinem Gesicht: “Ich gehe auf die Jagd nach einem grünen Pick-up.”
34. KAPITEL
S eit seinem Gespräch mit den Badger-Brüdern Anfang der Woche nagte ein Verdacht an Matt. Deshalb fuhr er zu ihrem Haus in Hunterdon County und hoffte, dabei über einen grünen Pick-up zu stolpern. Es gab keine Garantie, dass er ihn auch tatsächlich finden würde. Cal und Lou mochten vielleicht dumm genug sein, nicht selbst daran zu denken, ihn zu verstecken – doch aller Wahrscheinlichkeit nach arbeiteten sie für jemanden, der seine fünf Sinne beisammen hatte. Ansonsten hätten sie alle längst auffliegen müssen.
Cal und Lou Badger lebten in einem großen, völlig verbauten Haus, das schon seit Jahrzehnten keinen neuen Anstrich gesehen hatte. Ein Motorrad und ein zerbeulter Lieferwagen parkten auf der verwitterten Einfahrt und ein halbes Dutzend ungelesener Werbeprospekte lagen auf der Eingangstreppe verstreut.
Der Garten sah genauso ungepflegt aus; Autoteile und anderer Schrott rosteten überall vor sich hin. Ein Fußweg führte zu einem Schuppen, hinter dem Matt eine verblichene blaue Plane entdeckte, unter der sich etwas verbarg, das die Form eines Fahrzeugs besaß.
“Bingo”, flüsterte er.
Matt näherte sich der Schutzplane, hob sie leicht an und blickte darunter. Seine Erregung wandelte sich in Enttäuschung – bei diesem Fahrzeug handelte es sich nur um einen alten, über Winter eingemotteten John-Deer-Traktor.
Er blickte sich um. Das Grundstück war klein, höchstens zweitausend Quadratmeter. Er ging zu dem halbhohen Zaun hinüber und warf einen Blick in den benachbarten Garten. Dieser wirkte ein wenig ordentlicher, denn nur ein Klettergerüst und ein Sandkasten standen darin.
Dann plötzlich, bevor Matt das Grundstück wieder unbemerkt verlassen konnte, flog die Hintertür auf und ein Mann Ende sechzig trat heraus. Matt erkannte ihn sofort als Horace Badger. Obwohl er ein wenig kleiner war als seine Söhne, besaß er den gleichen massigen Körperbau und sah genauso bösartig aus wie sie.
“Was zum Teufel haben Sie in meinem Garten zu suchen?”, schnaubte der Mann sichtlich aufgebracht.
“Mr. Badger?”, fragte Matt. “Mr. Horace Badger?”
“Wer will das wissen?”
“Ich komme, um mir den Pick-up anzuschauen, den Sie verkaufen.”
Badger stieg die Stufen herab und stützte seine Hand auf einen an der Wand lehnenden Baseballschläger. “Ich habe keinen Pick-up zu verkaufen.”
“Sind Sie sicher? Ein
grüner
Pick-up? Ich bin bereit, Ihnen ein gutes Angebot zu machen.”
“Wer zum Teufel sind Sie? Wer hat Sie hergeschickt?”
“Ich habe eine Anzeige in der Zeitung gesehen …”
“Moment mal.” Badger fuchtelte mit seinem krummen Zeigefinger in der Luft herum. “Ich weiß, wer Du bist. Du bist doch dieser Baxter-Junge.” Er schrie plötzlich los. “Scher dich verdammt noch mal von meinem Grundstück, bevor ich dir die Knie breche.”
Matt blieb ruhig. “Aber, aber, Mr. Badger. Sie würden sich doch nicht an einem FBI-Agenten vergreifen, oder?”
“Du hast widerrechtlich mein Grundstück betreten, Junge, das heißt, ich kann tun, was immer ich will.” Er schlug rhythmisch mit dem Baseballschläger gegen seine Handfläche, während er sich Matt näherte.
“Matt!”
Matt warf einen Blick über seine
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