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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Heggan
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in Augenschein zu nehmen, nur um dann doch wieder weiterzugehen.
    “Sie sind stehen geblieben”, sagte Grace.
    “Schon wieder? Wenn sie in diesem Tempo weitermachen,
werden
wir die Nacht hier verbringen.”
    “Ich glaube, jetzt haben sie etwas gefunden. Siehst du? Sie orientieren sich an einem bestimmten Punkt, bringen ihn in eine Linie mit dem Haus.”
    Gedämpfte, aufgeregte Stimmen drangen bis zu ihnen hinüber. “Das könnte es sein, Denise”, flüsterte Grace. “Ich glaube, sie haben das Grab gefunden.”
    Als ob sie auf dieses Stichwort gewartet hätten, zogen sich die beiden Männer die Jacken aus und fingen an zu graben.
    Grace langte in ihre Tasche und tastete nach dem Telefon. Ihre Hände zitterten, ihr Herz hämmerte so wild, dass sie dachte, es spränge ihr gleich aus der Brust.
    “Schnell!”, drängte Denise.
    “Immer mit der Ruhe. Die sind noch eine ganze Weile beschäftigt.”
    “Komm, lass mich das machen. Du zitterst ja wie Espenlaub.” Denise packte Grace' Tasche.
    “Ich hab's schon.”
    Gleichzeitig griffen beide nach dem Telefon und blickten ihm entsetzt hinterher, als es ihnen entglitt und über den Abhang segelte.
    “Oh nein!” In einem verzweifelten Versuch, es mitten im Flug aufzufangen, hechtete Grace nach vorn. Hätte Denise sie nicht rechtzeitig gepackt, wäre sie ebenfalls die Böschung hinuntergestürzt.
    “Was machst du da? Willst du dich umbringen?”
    Grace starrte ihrem Handy hinterher, das immer weiter den Hang hinunterkullerte. Sie betete, dass ein Ast oder ein Stein seinen Sturz bremsen würde. Doch der Weg war frei, und so schlitterte es weiter und weiter aus ihrer Reichweite. Erst unten am Fuß des Hügels, am Rand der Lichtung, blieb es liegen.
    Die Männer drehten sich um und hielten einen Augenblick inne. Der Größere drehte seinen Kopf ein wenig und sagte etwas zu seinem Begleiter. Doch der schüttelte nur den Kopf und grub weiter.
    “Wieso hast du das gemacht?”, zischte Grace wütend.
    “Du hast Ewigkeiten gebraucht.”
    “Und ich habe dir gesagt, dass wir noch jede Menge Zeit haben. Hast du mich nicht gehört?”
    “Willst du mir die Schuld geben? Glaubst du etwa, ich habe das Telefon absichtlich hinunterfallen lassen?”
    Grace holte tief Luft. Was taten sie da? Ausgerechnet jetzt, wo es doch so wichtig war, zusammenzuhalten, stritten sie sich. “Tut mir leid. Ich fürchte, ich bin nervöser, als ich zugeben wollte.”
    Denise, die niemals nachtragend war, nickte. “Und ich war zu hektisch.”
    “Ist ja nichts verloren. Wir nehmen dein Telefon.”
    Denise hievte ihre riesige Strandtasche auf den Schoß und wühlte darin herum. Einige Sekunden vergingen, immer hektischer tasteten ihre Finger.
    “Was ist los?”, fragte Grace. “Du hast doch dein Telefon mitgenommen, oder?”
    “Natürlich habe ich es dabei. Ohne mein Handy kann ich gar nicht existieren.”
    Sie zog eine Thermoskanne hervor, weitere Styroporbecher, zwei in Frischhaltefolie gewickelte Sandwiches, zwei Dosen Orangenlimonade, ihr Strickzeug, drei Taschenlampen und ein halbes Dutzend Batterien.
    “Du hast dein Strickzeug mitgenommen?”
    “Nein, ich habe mein Strickzeug nicht mitgenommen. Ich habe es immer in der Tasche und habe mir einfach nicht die Mühe gemacht, es rauszunehmen.”
    Grace musterte die auf der Decke ausgebreiteten Sachen. “Wo ist das Telefon?”
    “Weiß ich nicht.” Denise wirkte zerknirscht. “Als ich die Taschen getauscht habe, muss ich es in der Eile wohl in meiner anderen Tasche vergessen haben.” Sie hob den Kopf. “Es tut mir leid, Grace. Ich habe alles verdorben.”
    “Nein, hast du nicht.”
    “Wie sollen wir denn jetzt die Polizei verständigen?”
    Grace antwortete nicht. Unten schaufelten die Männer weiter. Sie waren etwas langsamer geworden, legten jedoch noch immer ein gutes Tempo vor. Wie lange sie noch weitergraben würden, hing allein von der Tiefe des Grabes ab.
    “Ich werde mein Telefon zurückholen”, sagte Grace.
    “Bist du verrückt? Es liegt nur wenige Meter von ihnen entfernt.”
    “Ich bewege mich leise. Außerdem sind sie viel zu sehr beschäftigt, um mitzubekommen, was hinter ihrem Rücken passiert.”
    “Ich weiß nicht recht. Du hast doch gesehen, dass sie sich eben umgedreht haben.”
    “Sie werden gedacht haben, das Geräusch stamme von einem Tier.”
    “Du wirst praktisch ohne Deckung sein. Ein Blick in deine Richtung, und sie werden dich entdecken.”
    “Ich werde kriechen und nutze jede Deckung, die ich finden

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