Wo die Wasser sich finden australien2
Ladefläche des Pick-ups unten in der dunklen Tiefgarage gelassen, sie sorgte sich um sie. Es waren Klassehunde – am Ende würden sie noch gestohlen. Außerdem hasste sie Einkaufen. Sie wollte schon gehen, als ihr Blick in einen Spiegel fiel. Unter dem kalten Leuchtstoffröhrenlicht des Supermarktes betrachtete Rebecca ihr Spiegelbild. Ein braun gebranntes, windzerzaustes Mädchen in zerrissenen Denim-Shorts. Sie sah verändert aus. Sie wusste nicht, inwiefern, aber etwas an ihr hatte sich definitiv verändert.
Scheiß drauf, sagte sie zu sich. Sie würde im nächsten Ort etwas zum Anziehen finden. Sie fuhr mit dem Aufzug in die Tiefgarage unter dem Einkaufszentrum und strich mit den Fingern über die Ohren ihrer begeistert herumhüpfenden Hunde.
Bec zitterten nach der langen Schotterstraßenfahrt, aber auch vor Nervosität die Hände, als sie am Samstag vor der Hochzeit die Glocke des Dingo-Trapper-Hotels läutete. Aus der Bar hörte sie Darren Weatherby rufen: »Immer ruhig mit den jungen Pferden, ich komm’ ja schon.« Eine Zigarette im Mundwinkel, kam er um die Ecke, die Arme voll leerer Kartons. Als er Rebecca erblickte, ließ er sie in gespieltem Entsetzen fallen.
»Beccy Saunders, ich glaub’ es nicht!«
»Dirty!« Sie warf sich in seine Arme, und er drückte einen stoppeligen, nikotingeschwängerten Kuss auf ihre Wange.
»Du kommst zur Hochzeit, stimmt’s?«
»Ja, ich dachte, das gehört sich so.«
»Wie ist es so im Norden? Ein bisschen weiß ich von Tom und von deinen Karten. Er erzählt, du würdest Schweine schießen, mit Kröten golfen und mit wilden Stieren kämpfen.«
»Genau. War toll. Wär lieber daheim auf der Farm, aber so läuft das Karnickel nun mal, ay, Dirty?«
»Ahh! Hab’ schon gehört, dass du das ›Ay‹ aus dem Norden mitgebracht hast.«
Bec zuckte lächelnd mit den Achseln.
»Deinen alten Herrn hab’ ich in letzter Zeit kaum gesehen. Wenn er was zu erledigen hat, schickt er lieber Mick in die Stadt.«
Rebecca sah sich im Pub um. »Bei dir hat sich kaum was verändert.«
»Nee.« Dirty sah sich ebenfalls um. »Hab’ eben kein Glück.«
»Hättest du für ein, zwei Nächte ein freies Zimmer, Dirty? Ich weiß nicht so recht, wo ich übernachten soll.« Bec spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
»Ach, Liebes. Wir sind mit Hochzeitsgästen ausgebucht. Ein Haufen von denen ist aus der Stadt raufgekommen, bis jetzt hab ich nichts als Beschwerden von denen gehört. Ständig fragen sie, ob’s eine ›anderweitige‹ Unterkunft in der Nähe geben würde, etwas mit eigenem Bad. Die machen mich noch irre. Aber für deinen Schlafsack finden wir bestimmt einen Platz, und die Dusche kannst du auch benutzen. Ich schätze, deine Hunde hast du auch dabei, wo du doch die Hundekönigin bist und so.« Er schaute aus dem Fenster nach ihrem Pick-up. »Die kannst du hinten anbinden. «
»Danke, Dirty. Du bist eine Legende.«
»Du hast uns gefehlt, Mädchen. Deinem Bruder Tom übrigens auch. Der hängt hier praktisch jedes Wochenende ab und trinkt sich zu.«
»Hast du ihn dieses Wochenende gesehen?«
»Er ist draußen bei eurem alten Herrn und lässt sich als Trauzeuge rausputzen. Trudy ist mit den Brautjungfern bei Angela Carmichael und lässt sich die Haare aufdingsen. Von dort aus fahren sie direkt zur Kirche. Du solltest St. Matthews sehen … sämtliche Weiber der Stadt hocken in
der Kirche, hängen alles mit Blumen voll und blasen die Vorder- und Hinterbacken auf. Trudy hat beschlossen, dass der Empfang auf Waters Meeting gegeben wird.«
Rebecca spürte kaltes Entsetzen, als Dirtys Kommentar über sie wegspülte.
»Sie haben den Garten hergerichtet und anscheinend ein Zelt und eine Jazzband aus der Stadt gemietet.«
Damit hatte Bec nicht gerechnet. Laut Einladung sollte die Feier im Gemeindesaal stattfinden. Heimzukehren und zu erleben, wie ein wildfremdes Mädchen in ihrem Elternhaus heiratete, in ihrem Farmhaus auf Waters Meeting … Sie spürte, wie der Hass auf ihren Vater in ihrem Herzen zu erglühen begann und ihr gleichzeitig schlecht wurde.
»… Heiliger Hammer. Eine Jazz -Band. Ich frage dich, was soll aus dieser Welt nur werden!« Dirty verstummte, als er Becs verzerrtes Gesicht bemerkte.
»Es ist doch schon nach elf, oder, Dirty?«
»Was? Oh.« Er sah auf die Uhr. »Gerade mal.«
»Ist deine Bar geöffnet? Ich brauche nämlich einen Scotch.«
»Für dich ist die Bar immer geöffnet, Bec. Ich geb’ dir einen Doppelten, oder?«
»Ja. Nur ein
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