Wo die Wuerfel fallen
Stein (1874 – 1946), eine Amerikanerin in Paris, war mit ihrem Salon der Mittelpunkt eines großen Kreises führender Intellektueller ihrer Zeit. So lernten sich zum Beispiel Pablo Picasso und Henri Matisse in ihrer Wohnung in der Rue de Fleurus kennen. Hinzu kamen nach dem Krieg von diesem Erlebnis erschütterte junge amerikanische Schriftsteller, wie etwa Ernest Hemingway, der eines ihrer Romanmanuskripte abtippte und Korrektur las. Ihm gegenüber prägte Stein den Satz: »You are all a lost generation« (= Ihr seid alle eine verlorene Generation) und |210| beschrieb damit die Desillusionierung zahlreicher Kriegsteilnehmer. Die amerikanischen Autoren empfanden außerdem die kulturelle Situation in ihrem wirtschaftlich boomenden Land als völlig banal. Die Stimmung war teilweise verzweifelt. So schrieb F. Scott Fitzgerald, seine Generation habe festgestellt, dass »alle Götter tot, alle Kriege gekämpft, jeder Glaube zerstört« sei. Und der französische Autor Jean-Paul Sartre empfand eine tödliche Langweile und Gleichgültigkeit (
Ennui
). Gleichzeitig war dieses geistige Umfeld eine der Geburtsstätten der Moderne, wo Kunst und Literatur zu völlig neuen Ausdrucksmitteln fanden. So entwickelten sich etwa im Kubismus und der abstrakten Malerei völlig neue Formen der Kunst, man »erneuerte« die Musik und probierte bewusst analoge Formen in der Literatur aus. Wie auch immer das Ergebnis konkret aussah, viele dieser Bemühungen waren darauf gerichtet, komplexe Lebenssachverhalte oder einfach nur menschliches Leben oder menschliche Geschichten auf einfache Elemente und Grundkonstellationen zu reduzieren und daraus etwas zu gestalten. Die Hoffnung war wohl darauf gerichtet, wenigstens dadurch einige wenige gültige Antworten angesichts der allgemeinen geistigen Sinn- und Bedeutungsentleerung gewinnen zu können.
Beat Generation
ist eine Wortschöpfung des amerikanischen Autors Jack Kerouac (1922 – 1969) bereits aus dem Jahr 1948. Der Ausdruck kommt vom amerikanischen Begriff
beaten
= erschlagen, müde, heruntergekommen. Damit meinte Kerouac ein düsteres soziales Randmilieu, unterfütterte das Wort
beat
aber gleichzeitig mit der positiveren Bedeutung einer »euphorischen« (
upbeat
), »getriebenen« Generation – nicht zuletzt durch Sex und Drogen. In Kerouacs bekanntestem Werk
On The Road
(1957; deutsch:
Unterwegs
) kommt deren Mentalität zum Ausdruck.
Babyboomer
So bezeichnet man die in den Zeiten wirtschaftlicher Prosperität nach dem Zweiten Weltkrieg geborene Generation – in den USA von Mitte der 1940er- bis Mitte der 1960er-Jahre und in Deutschland von Mitte der 1950er- bis Mitte der 1960er-Jahre. Nur während dieser Zeit stieg die Geburtenrate innerhalb des |211| 20. Jahrhunderts einmal an. Der Babyboom wurde durch den »Pillenknick« (s. u.) beendet.
Generation X
Das 1991 erschienene Buch des Kanadiers Douglas Coupland (*1961)
Generation X
beschreibt vor allem aus nordamerikanischer Sicht die jungen Leute, die in den 1960er- und 70er-Jahren geboren wurden, in gesättigtem Wohlstand aufwuchsen, aber vom Konsumismus abgestoßen waren. Sie verweigerten den Konsum und suchten nach alternativen Lebensformen und neuen Werten. Coupland wählte die Bezeichnung »X«, um die Weigerung dieser Generation zum Ausdruck zu bringen, sich durch die Werbeindustrie etikettieren zu lassen.
Generation Golf
ist der Titel eines Bestsellers des deutschen Autors Florian Illies (*1971) aus dem Jahr 2000. Die »Golfer« sind die Kinder der ersten Babyboomer und die Nachfolger der Generation X (s. o.). Die »Golfer« sind laut Illies im Gegensatz zur Generation X konsumorientiert, modebewusst, hedonistisch und unpolitisch. Als Symbol ihres gehobenen Markenbewusstseins stellte Illies den VW Golf in den Buchtitel, das automobile Statussymbol für die Mehrheit der Abiturienten seiner Jahrgänge.
Die Sechzigerjahre
Pillenknick
Sichtbar wird der Pillenknick zunächst nur als scharf abwärts verlaufende Linie auf demografischen Tabellen, die die Geburtenrate in einem Koordinatensystem darstellen. Hier sinkt die Zahl der Geburten Anfang der 1960er-Jahre deutlich. Am 18. August 1960 kam in den USA die erste Antibabypille auf den Markt, in Deutschland ein Jahr später. Das Konzept der hormonellen Kontrazeption war schon 1921 von dem Innsbrucker Physiologen Ludwig Haberlandt entdeckt worden. Der österreichisch-amerikanische Chemiker Carl Djerassi entwickelte es weiter, meldete es 1951 zum |212| Patent an und brachte es
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