Wo die Wuerfel fallen
besetzt. Die DD R-Führung nahm die Normerhöhung zwar wieder zurück, bezeichnete den Volksaufstand aber als »konterrevolutionären Putschversuch«. Am Mittag des gleichen Tages verkündete der sowjetische Militärkommandant in Berlin den Ausnahmezustand. Panzer rollten in die Innenstädte. Angesichts dieser Bedrohung brach der unorganisierte Aufstand schnell zusammen. Das Datum des Arbeiteraufstands wurde zum Synonym für diese Massenerhebung. In Westdeutschland wurden Straßen und Plätze nach diesem Datum benannt.
Tauwetter
Nach dem Tod Stalins (1953) wurde in der Sowjetunion Kritik an dessen Personenkult laut. Innenpolitisch war diese Tauwetter-Periode durch eine Lockerung der Zensur in der Kulturpolitik geprägt. In der Außenpolitik kam es zur Rückkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen und zum Österreichischen Staatsvertrag, der von den vier Besatzungsmächten (UdSSR, USA, Großbritannien, Frankreich) und Österreich unterzeichnet wurde. Damit war die volle Souveränität Österreichs 1955 wiederhergestellt. Die Bezeichnung »Tauwetter« geht auf den Titel eines politischen Romans des russischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg zurück.
Maßgeblich verantwortlich für diese Politik war der neue Generalsekretär der KPdSU (der Kommunistischen Partei der Sowjetunion) Nikita Chruschtschow, der später auch Ministerpräsident war.
Das bekannteste literarische Werk der Tauwetter-Periode ist
Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
von Alexander Solschenizyn, in dem er das Lagerleben im Gulag beschreibt. Das Buch erschien 1962.
Innenpolitisch ging die Tauwetter-Periode spätestens mit der |206| Ablösung Chruschtschows 1964 durch Leonid Breschnew zu Ende. Außenpolitisch wurden viele Hoffnungen auf eine weitergehende Öffnung durch die militärische Niederschlagung des Ungarn-Aufstandes 1956 durch die Sowjetunion zunichte gemacht.
Wir sind wieder wer!
Der überraschende Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 nach einem dramatischen Spiel gegen Ungarn am 4. Juli gilt als das bedeutendste Sportereignis in der Nachkriegsgeschichte der BRD. Es wird auch als das »Wunder von Bern« bezeichnet und gab den Deutschen ein neues Selbstverständnis. Die Formulierung »Wir sind wieder wer« stammte von Norbert Seitz, einem Redakteur der angesehenen Kulturzeitschrift
Frankfurter Hefte
. In der Rückschau charakterisiert er ironisch das nach der Niederlage im Krieg durch das Wirtschaftswunder neu entstandene Selbstbewusstsein der Westdeutschen, das nicht zuletzt durch das »Wunder von Bern« beflügelt wurde.
Wirtschaftswunder
Seit 1955 kamen Gastarbeiter nach Westdeutschland. Im gleichen Jahr wurde erstmals ein Weihnachtsgeld im Öffentlichen Dienst gezahlt und die Rentenreform 1957 verbesserte die Renten spürbar. Diese Maßnahmen charakterisierten bereits den Höhepunkt des wirtschaftlichen Aufschwungs in der BRD seit der Währungsreform. Man sprach von einem »Wunder«, weil die Ausgangsbedingungen durch die kriegsbedingten Zerstörungen von Städten und Industrieanlagen und die Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen denkbar schlecht erschienen.
Vergangenheitsbewältigung
Dieser Begriff für die juristische, historische und ethische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Ära und insbesondere des Holocaust wurde erstmals auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Berlin-West im Sommer 1955 genannt. Gemeint ist konkret die Bestrafung von Tätern, die Entschädigung von Opfern, eine wissenschaftliche Untersuchung und Deutung der Fakten und die Aufrechterhaltung der Erinnerung an diese Zeit. Die nationalsozialistische Vergangenheit nicht bewältigt, |207| sondern verdrängt zu haben war in der politischen Debatte vor allem der 1960er-Jahre ein Vorwurf, den die junge (Studenten-)Generation ihren Eltern machte.
Disneyland
Der in vieler Hinsicht bahnbrechende Comic- und Trickfilm-Pionier Walt Disney (1901 – 1966) konzipierte den ersten Disneyland-Themenpark Mitte der 1950er-Jahre, »um Träume wahr werden zu lassen«. Die erste Geschäftseröffnung im kalifornischen Anaheim war am 17. Juli 1955. »Disneyland« wurde zum Inbegriff für eine verkitschte Scheinwelt.
Sputnik-Schock
Am 4. Oktober 1957 sendete ein von der Sowjetunion ins All geschossener Satellit erstmals Piepssignale, die in der ganzen Welt empfangen werden konnten. Die annähernd 90 Kilogramm schwere Metallkugel namens »Sputnik« (= russisch für »Begleiter«) war das erste von Menschen geschaffene
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