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Wo geht's hier nach Arabien

Titel: Wo geht's hier nach Arabien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Springer
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schwerer.
    Stockhausen war in armen katholischen Verhältnissen des Rheinlands aufgewachsen. Wie so viele andere suchte auch er in den sechziger Jahren nach neuen religiösen Antworten. In Amerika wandte sich der damals schon berühmte Komponist der Hindumystik zu und sprach also: » Ich wurde auf Sirius ausgebildet, und dort will ich auch wieder hin, obwohl ich noch in Kürten bei Köln wohne.«
    In Kürten, nicht auf dem Sirius, starb er auch, im Dezember 2007. Sollte auch seine Musik nicht überleben, gibt es für die Stockhausen-Fans aber einen Trost: Auf dem Plattencover von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band ist er abgebildet. Und Beatles-Platten wird es ewig geben.

Loki Schmidt
    Wo: Nil
    Wann: 1977
    Warum: rauchen und Staatsbesuch
    Die Ehefrau eines Spitzenpolitikers zu sein und zu bleiben, ist wohl einer der härtesten Jobs der Welt. Der Verlauf des Ehelebens ist vorhersehbar: Sie wird betrogen, zuerst mit einer Sekretärin, dann mit einer Journalistin. Zur Aussprache kann es nie kommen, denn der Mann, der draußen im Garten steht, ist nicht der Ehemann, der seine Rosen schneidet und die Holzkohle auf den Grill kippt, sondern ein Leibwächter mit Knarre im Hosenbund und Knopf im Ohr.
    Hat Vati wieder eine Wahl gewonnen, wird sie mit vor die Kamera gezerrt, muss vor Freude strahlen und in die Mikrofone sagen, wie sehr sie sich wieder freut. Gibt es Kinder, werden diese nie lernen, wie man sicher eine Straße überquert. Die Kleinen werden an der Haustür in die gepanzerte Limousine verfrachtet und direkt am Hintereingang des Kindergartens wieder ausgespuckt. Gibt es Termine im befreundeten Ausland, ist manchmal Damenbegleitung erwünscht. Eine Qual! Die Männer treffen sich in schmucken Palästen und altehrwürdigen Gebäuden zum Plaudern. Während ihre Staatssekretäre verhandeln, lassen sie es sich im Kaminzimmer gut gehen. Die Damen sitzen derweil auf winzigen Stühlchen in einem Kindergarten und lesen Märchen vor.Anschließend steht noch ein guter Zweck auf der Tagesordnung, denn die Frauen sind traditionsgemäß Schirmherrinnen oder ehrenamtliche Präsidentinnen von Aids- und Krebs-Stiftungen oder haben den Vorsitz in Gesellschaften, die gegen unbekannte, aber tödliche Kinderkrankheiten kämpfen. Wenn die Politikerfrau dann beim unvermeidlichen Abendbankett appetitlos im Essen herumstochert, spekuliert die Presse lieber über eine geheime Schwangerschaft als darüber, dass die ekelhaften Gerüche der Kinderkrankenhäuser ihr noch in der Nase hängen, ganz zu schweigen von den Bildern.
    Loki Schmidt war anders. Sie war nie das Anhängsel ihres Mannes. Ihr Mann, den heute noch die Mehrheit der Deutschen zum Bundeskanzler wählen würde, studierte nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, und sie sorgte für den Lebensunterhalt. Helmut und Hannelore » Loki« Schmidt lernten sich an der Schule kennen, beide zehn Jahre alt. Die folgenden 80 Jahre blieben sie zusammen.
    Sie lag schon auf dem Sterbebett, als ihr Helmut Schmidt das erste Druckexemplar ihres letzten Buches zeigte: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde.
    Ein Foto ist darin abgebildet, das sie auf dem Deck eines Nildampfers zeigt. Links von ihr steht die First Lady von Ägypten, Dschihan as-Sadat.
    Sie war 16, als sie ihren Helden, den zehn Jahre älteren mittellosen Revolutionär Anwar as-Sadat, auf eigenen Wunsch und gegen den Willen ihrer Eltern heiratete. Im Oktober 1970 wurde Anwar as-Sadat zum Staatspräsidenten von Ägypten gewählt.
    Der Besuch der Schmidts bei den Sadats fand im Winter 1977/78 statt. Die Paare verstanden sich blendend. Die beiden Männer strotzten vor Selbstbewusstsein. Helmut Schmidt hatte gerade den » Deutschen Herbst« hinter sich. Zwei Monate war es her, dass in der somalischen Hauptstadt Mogadischu 86 Passagiere aus der entführten Lufthansamaschine » Landshut« unverletzt befreit werden konnten. Die meistgesuchten deutschen Terroristen waren inzwischen tot.
    Anwar as-Sadat kann auch mit einer Heldengeschichte aufwarten.Am 19. November 1977 reiste er als erster arabischer Staatschef nach Israel. Eine Sensation. Seine Friedensinitiative hatte er kurz zuvor im ägyptischen Parlament angekündigt. Bis ans Ende der Welt, selbst in die Knesset nach Israel würde er gehen, wenn er dadurch den Tod eines einzigen Soldaten verhindern könne. Als as-Sadat tatsächlich nach

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