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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Wagen 1517.   Die letzte Fuhre war eine Bestellung. Der Fahrer sollte jemanden an der Sargasso Plaza abholen, gegenüber vom Eingang zur Fanfiction.«
    »Das ist auf Vanity Island, nicht wahr?«
    »Genau. Der Fahrer hat die Sargasso Plaza um 8   Uhr 23 verlassen. Sein Ziel war die Gattungsfreie Zone. Das war das Letzte, was wir von ihm gehört haben.«
    »Sie haben keinen Bericht deswegen geschrieben?«
    »In der Regel warten wir eine Woche. Suchtrupps sind ziemlich teuer.«
    »Haben Sie den Namen des Passagiers?«
    »Tuesday Laste.«
    Sprockett warf mir einen unauffälligen Blick zu. Endlich schienen wir voranzukommen.
    »Und der Name des Fahrers?«
    »Gatsby.«
    »Der Große Gatsby fährt Taxi? Hat er denn so viel Zeit?«
    »Nein, das ist sein jüngerer, weniger gut aussehender und intelligenter Bruder   – der Mittlere Gatsby. Er wohnt im Parody Valley. Wollen Sie seine Adresse?«
    Wir bedankten uns und verließen das Büro.
    »
Tuesday Laste?
«, sagte Sprockett, während wir in eins der Taxis einstiegen, die vor der Tür standen.
    »Das ist mit ziemlicher Sicherheit Thursday.«
    Sprocketts Augenbraue sprang von »Verwirrt« auf »Bingo«, verharrte dort einen Augenblick und wanderte dann zu »Besorgt«.
    »Gibt es Probleme?«, fragte ich, als ich die Tür zuschlug.
    »In Gestalt eines Buick«, sagte Sprockett und zeigte auf einen Roadmaster, der gerade vor der Taxi-Zentrale hielt. Es waren drei Männer in Karos, die offensichtlich auf derselben Spur wie Sprockett und ich waren.
    Ich beugte mich zu dem jungen Fahrer vor. »Zum Vanity Island«, sagte ich. »Und geben Sie ordentlich Gas!«
     
    Vanity Island ist keine besonders beliebte Gegend. Die Bewohner der BuchWelt, die auf konventionelle Weise veröffentlicht worden sind, kamen so selten wie möglich hierher, denn die bizarre Mischung von guten und hundsmiserablen Texten war schwer zu ertragen. Neben rhythmischer Prosa von ungewöhnlicher Schönheit fand man hier Dialoge, die so schlecht waren, dass einem die Ohren bluteten, wenn man sie las.
    Wir zischten niedrig über die Wellen der TextSee, die VanityIsland vom Festland trennt, und kreisten über der felsigen Insel mit ihren Wellblechhütten nicht zu Ende geschriebener Romane, halb fertigen Traumschlössern und hilflosen Beschreibungen, ehe wir auf einem kleinen Platz vor dem Eingang zum Parody Valley landeten.
    »Bitte warten Sie hier«, sagte ich zu dem jungen Fahrer, der mir ein spöttisches »Ja, genau« zurückgab und sich davonmachte, sobald wir ausgestiegen waren. Wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, jetzt schon zu bezahlen und ihm auch noch ein Trinkgeld zu geben.
    Wir gingen den Cold-Comfort-Boulevard hinauf, an unveröffentlichten Parodien bekannter Romane vorbei, die auch auf Vanity nur deshalb ein Grundstück erhalten hatten, weil sie gerade noch in den Grenzen des Urheberrechts lagen. Wenn sie die gleichen Namen wie die parodierten Werke benutzt hätten, wären sie vielleicht noch mit viel Glück in die Duldungs-Zone der Fanfiction versetzt worden. Die Fanfiction lag auf einer sehr kleinen Insel ganz in der Nähe, zu der eine schmale, niedrige Brücke aus unbehauenen Steinen hinausführte, die eine halbe Meile lang war und von zwei abgehalfterten Fernseh-Showmastern bewacht wurde.
    »Wie lange wird es dauern, bis die Männer in Karos uns einholen?«, fragte Sprockett.
    »Fünf oder zehn Minuten«, sagte ich, und wir beschleunigten unsere Schritte.
    Wenn man davon ausgeht, dass Parodien immer nur so lange interessant sind wie die Bücher, die parodiert werden, erstaunt es natürlich nicht, dass vor allem die Bestseller des letzten Jahres herumstanden. Dahinter kamen die immer noch populären Tolkien-Parodien, aber dann folgte bald das Parodien-Hinterland, das auf Büchern beruhte, die entweder selbst schon vergriffen waren oder außerhalb des Zeitgeist-Radars lagen. Bei
Wer die Hunde weckt
bogen wir links ab, gingen an
Ich, Claudia, leise und flott
vorbei und fanden schließlich das Buch, das wir suchten: eine besonders unwitzige Fitzgerald-Parodie mit dem Titel:
Ein Diamant so groß wie das Bahnhofshotel Allentown.
    Die Wohnung des Mittleren Gatsby lag über den ehemaligen Stallungen, die jetzt zu Garagen umgebaut worden waren. In einer davon stand ein brandneues Taxi. Vorsichtig stiegen wir die wackelige Treppe hinauf. Ich klopfte an den Rahmen des Fliegengitters, und nach einer halben Minute kam eine schlampige Frau in einem alten Bademantel, die an einer Hähnchenkeule knabberte.

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