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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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zwinkerte. »Ich werde
sehr
diskret sein. Warum kommen Sie nicht auch rüber, wenn Sie hier fertig sind? Ich weiß, Kobolde sind nicht jedermanns Sache, aber was ihnen an körperlicher Schönheit fehlt, machen sie durch ihre Ausdauer mühelos wett.«
    Ich sagte ihr, dass ich nicht in Partystimmung sei und auch nicht die ganze Nacht tanzen wolle, und ehe sie munter davonhüpfte, nahm sie mich fest in den Arm.
    Die Lesungen an diesem Abend verliefen gar nicht so übel. Der Anglistik-Doktorand gab ziemlich bald wieder auf und schaute sich stattdessen die im AußenLand populäre Fernsehlotterie
Wer wird Volontär?
an. Die neuen Leserinnen und Leser waren größtenteils ziemlich nachsichtig, nur einige von ihnen brauchten etwas Hilfe beim Bewältigen der unwahrscheinlicheren Teile der Handlung. Die Wiederholungsleser konnte man ruhig sich selbst überlassen. Wie immer steuerten sie eine Menge nützliches Feedback bei   – die Vorhänge sahen nie fröhlicher aus, und Pickwick glänzte mal wieder.
    Aber was das Beste war: Die Leser lenkten mich von meinen Gedanken an Landen   – und Whitby   – ab.

11.
Der Plot wird dicker
    Kleinere erzählerische Schwankungen wurden meist ignoriert und größere Abweichungen wurden rücksichtslos ausgerottet, aber Disziplinverstöße und bewusste Veränderungen am Text wurden hart bestraft. Die Übeltäter wurden so lange in ein Exemplar von
Hanni und Nanni
oder
Prinz Eisenherz
verbannt, bis sie Besserung gelobten. Wiederholungstäter wurden suspendiert, und nach dem dritten Vergehen wurde man ausradiert, meist ohne Vorwarnung. Trotzdem gab es immer wieder Figuren, die meinten, sie müssten es trotzdem riskieren. Wenn man nicht gelesen wurde, war das schließlich fast genauso schlimm. Besser tot als ungelesen, dachten sie   …
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt,
7.   Aufl.
     
    Am nächsten Morgen war ich schon lange auf, als alle anderen noch schliefen oder müde herumhingen. Seit zwei Uhr morgens hatte es keine Lesungen mehr gegeben. Aber ich wollte voll kostümiert und fit sein, falls doch jemand Lust hatte, noch vor dem Frühstück ein paar Seiten zu lesen. Bereit zu sein zahlte sich meistens aus. Bei
Corellis Mandoline
hatte es ein schreckliches Durcheinander gegeben, als das Interesse an dem Roman nach Jahren plötzlich wieder erwachte und die Figuren im Tiefschlaf gelegen hatten. Die ersten hundert Seiten haben sich nie so ganz davon erholt.
    Ich inspizierte die Kulissen, um sicher zu sein, dass alles in Ordnung war. Dabei ging es nicht bloß um eine technische Überprüfung   – so ein Rundgang machte mich auch immer ein bisschen stolz. Trotz des Mangels an Lesern und einer gewissen »Unzufriedenheit« bei Teilen des Ensembles, die der Ansicht waren, dieSerie brauche mehr Sex und Gewalt, war ich stolz auf unsere Bücher und wollte sie genau so betreiben, wie sich Thursday das wünschte. Ihre Zustimmung war mir sogar noch wichtiger als die Meinung des Autors.
    Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass alles so war, wie ich es mir vorstellte, rief ich Whitby an, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich ihn wieder weggeschickt hatte. Er war weniger beleidigt, als ich erwartet hatte, aber man merkte doch, dass er sich geärgert hatte. Ich sagte ihm, dass ich
auf jeden Fall
Zeit hätte, mit ihm zu Mittag zu essen, und schlug die teuren und allzu geräumigen
Elbow Rooms
vor. Dann tat ich so, als hätte Pickwick etwas umgestoßen, um das Gespräch schnell beenden zu können.
    Ich holte tief Luft, verfluchte mich, weil ich so albern war, nahm meinen Pager mit und ging die Straße hinunter zu Stubbs, dem sündteuren Coffeeshop an der Ecke.
    »Könnte ich bitte keinen Kaffee haben?«, sagte ich, was bedeutete, dass ich einen leeren Pappbecher wollte. Stubbs war inzwischen so teuer, dass sich niemand mehr leisten konnte, den Kaffee zu trinken, aber weil das Ambiente so nett war und die Kette so populär und so schick, war das Café immer voll.
    »Was hätten Sie denn gern nicht?«, fragte Paul, der einen schwarzen Talar und eine Perücke trug, weil er einen syntaktischen Katarrh hatte, der es ihm unmöglich machte, zwischen einem
barista
und einem Barrister zu unterscheiden.
    »Am besten, Sie geben mir keinen Latte«, sagte ich. »Einen großen.«
    »Wie war denn Ihre Verabredung mit Whitby?«
    »So lala.«
    Paul hob eine Augenbraue, sagte aber nichts und gab mir meinen leeren Pappbecher. Ich setzte mich in eine Nische im Hintergrund des Cafés und zog meine Zeitung heraus. Ich

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