Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition)

Titel: Wo mein Herz wohnt: Mittsommergeheimnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
Vom Netzwerk:
Kälte ihm den Atem, und seine Haut brannte wie von tausend Nadelstichen. Doch sein Körper war darauf trainiert, auch unter extremen Bedingungen zu funktionieren, und so lähmte ihn der Kälteschock nur für wenige Sekunden. Sobald die überstanden waren, machte Sander einen kraftvollen Schwimmzug und durchbrach die Wasseroberfläche. Endlich war er in seinem Element.
    Schwimmen hatte ihm immer schon dabei geholfen, einen klaren Kopf zu bekommen, und so war es auch jetzt. Während er seine Bahnen zog, ließ er die Geschehnisse des Tages noch einmal Revue passieren und kam zu dem Schluss, dass er sich Finja gegenüber ungerecht verhalten hatte. Es war ganz einfach nicht fair, ihr die Schuld für etwas zu geben, das sie mindestens ebenso unvorbereitet getroffen hatte wie ihn. Doch im ersten Moment hatte er einfach ein Ventil gebraucht, um seiner Fassungslosigkeit, seiner Wut und seiner Verblüffung Luft zu machen.
    Jetzt, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte, wurde ihm klar, dass er sich seiner Verantwortung nicht entziehen konnte. Und der kleine Linus durfte nicht darunter leiden, dass die Liebe zwischen Finja und ihm schon vor vielen Jahren erloschen war. Allein die Vorstellung, dass der Fünfjährige bei seinen lieblosen Großeltern aufwachsen würde, wenn Finja und er sich nicht mit den Bedingungen des Testaments einverstanden erklärten … Nein, das kam überhaupt nicht infrage!
    Doch leider beantwortete das nicht die Frage, wie es nun weitergehen sollte. Immerhin trug Sander als Inhaber von
SanderSom Sports
auch eine große Verantwortung – insbesondere gegenüber seinen Mitarbeitern. Wäre es überhaupt möglich, ein solches Unternehmen von hier zu leiten? Von Stockholm aus vielleicht, denn dort befand sich der Sitz der europäischen Hauptniederlassung. Aber Dvägersdal?
    Genug jetzt, sagte er zu sich selbst. Es musste eine Lösung geben, und er würde sie finden. Schließlich stand er nicht zum ersten Mal in seinem Leben vor einer Situation, die ihm unlösbar erschien. Und er hatte bisher noch aus jedem Dilemma einen Ausweg gefunden.
    Zügig schwamm er zurück ans Ufer, wo er sich abtrocknete und dann rasch anzog. Nach der empfindlichen Kälte des Wassers konnte einem die klare Frühlingsluft beinahe warm vorkommen. Doch Sander wusste, dass dieser Eindruck täuschte. Schon so mancher hatte sich aufgrund einer solchen Fehleinschätzung eine Unterkühlung zugezogen, und Sander konnte es sich nicht erlauben, krank zu werden. Die nächsten Wochen würden auch so schon schwierig genug werden.
    Er ging zum Wagen zurück und wollte schon losfahren, als er den Zündschlüssel wieder zurückdrehte. Dann nahm er sein Smartphone zur Hand und wählte die Nummer seines Assistenten Matthew O’Donnell in New York.
    Schon nach dem zweiten Freizeichen erklang Matthews Stimme aus dem Lautsprecher der Freisprecheinrichtung. “Guten Morgen, Boss – oder … nein, bei Ihnen dürfte es ja schon fast Mittag sein, nicht wahr?”
    “Matthew, du musst etwas für mich erledigen”, begann Sander, ohne auf die Frage seines Assistenten einzugehen. “Bitte überprüfe zwei Personen für mich. Es handelt sich um ein Ehepaar namens Sybilla und Mats Bjorkman. Ich will alles wissen, was du über die beiden herausfinden kannst. Wirklich alles, hörst du?”
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, blieb er noch einen Augenblick einfach sitzen und schaute hinaus auf den spiegelglatten See, dessen Oberfläche im Sonnenlicht schimmerte. Er wusste nicht genau, warum er seinem Mitarbeiter diesen Auftrag erteilt hatte. Vielleicht lag es an dem Grundsatz, den sein Vater ihm früher immer gepredigt hatte: Kenne deine Freunde, aber kenne deine Gegner noch besser.
    Bisher war Sander mit dieser Faustregel immer gut gefahren, und er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass die Bjorkmans genau dazu werden konnten: zu seinen Gegnern.
    Und wenn es so weit war, wollte er gut vorbereitet sein.
    Finja saß auf der kleinen Gartenterrasse, die zu der Pension gehörte, in der Sander und sie untergekommen waren. Nach den jüngsten Entwicklungen hatte sie zunächst entschieden, ihren Aufenthalt um einige Tage zu verlängern. Sie wollte in Ruhe überlegen, wie es weitergehen sollte. Zwar wusste sie nicht, wie Sander das sah, aber gegebenenfalls würde sie die nächste Zeit eben allein hier verbringen. Jetzt schaute sie hinauf zu den Bergen, deren Gipfel im Schein der sinkenden Sonne feurig rot glühten. Obwohl es noch immer recht frisch war,

Weitere Kostenlose Bücher