Wo mein Herz zu Hause ist
anderen in die Honigschleuder.
„Da unten kommt der Honig raus!“, rief Michaela aufgeregt. „Guck genau hin. Jetzt!“
„Coooool“, staunte Becky, als der zähflüssige goldene Strahl ins Glas tropfte. „Das müsste Dad mal sehen.“
„Das hat er schon.“ Zu spät erkannte Addie ihren Fehler.
„Wirklich? Wann denn?“ Becky musterte sie aufmerksam.
„Bringst du noch ein Glas, Schatz?“, bat Addie Michaela und sagte dann so beiläufig wie möglich: „Vor vielen Jahren, als wir noch in der Schule waren.“
„Wart ihr zusammen?“
Addie versuchte, sich auf die Honigschleuder zu konzentrieren. „Wie kommst du denn darauf?“
Hatte Skip ihr schon etwas erzählt, oder riet sie nur?
„Ich habe ihn gefragt. An dem Tag, als wir uns in der Bücherei getroffen haben“, antwortete Becky.
„Oh. Warum?“
„Weil … bitte, seien Sie nicht böse. Aber Sie und mein Dad … na ja, ich habe das Gefühl, Sie beide mögen sich nicht.“
Michaela zog die Stupsnase kraus. „Aber Mommy mag deinen Dad ganz gern!“
„Nicht so, wie Freunde sich mögen.“ Becky sah kurz zu Addie, dann schnell wieder weg.
„Das st-st-stimmt nicht!“
„Ganz ruhig, Mädels. Becky meint, dass ich und ihr Dad sich schon ganz lange kennen. Wir sind auch in dieselbe Schule gegangen, aber unsere …“ Familien „… Freunde haben nicht zusammengepasst.“
„Sie meinen, Sie haben nichts miteinander unternommen?“, fragte Becky.
„Das ist eine lange Geschichte.“
Becky nahm Michaela das leere Glas ab und stellte es unter den Hahn. „Hat mein Dad Ihre Freunde geärgert?“
„Nein, so war er nicht.“ Wie gern hätte Addie sie einfach umarmt und ihr versichert, dass alles in Ordnung war!
„Da bin ich ja froh.“ Becky atmete hörbar auf. „Ich hatte schon Angst, dass er so ein Fiesling war, der über andere Leute hergezogen hat und so.“
„Nie im Leben“, versicherte Addie.
Nein, Skip war durch andere Dinge aufgefallen. Zum Beispiel das Motto, das er sich auserkoren hatte: Alle Mädchen sind mei ne Mädchen . Wie hatte sie das nur vergessen können? Der Spruch war ihm ja sogar bis in die NFL gefolgt, wo er ständig mit anderen Schönheiten am Arm aufgetreten war.
Ich wollte immer nur dich.
Bei diesen Worten hatte er so ernst und aufrichtig ausgesehen. Worte, nach denen Addie sich ihr ganzes Leben gesehnt hatte. Die Frage war nur: Konnte sie ihm diesmal glauben?
Am Nachmittag gab es auch in Addies Haus endlich wieder Strom, und es kam jemand vorbei, um Bescheid zu sagen, dass die Straße frei war. Jetzt konnte sie endlich in die Stadt fahren und bei Kat übernachten, bis das Haus repariert war.
Sie stand in Skips Küche, als sie die gute Nachricht erhielt, und er drückte ihr prompt den Autoschlüssel zu seinem Truck in die Hand.
„Nimm den solange, bis du dir einen neuen kaufst“, sagte er.
„Kat hat auch einen alten Pick-up, den sie nicht braucht“, erwiderte Addie stur. „Er steht nur unbenutzt in ihrer Einfahrt rum, seit ihr Mann gestorben ist. Danke für alles, aber wir kommen schon klar.“
Mit diesen Worten legte sie die Schlüssel auf den Tisch. Dann rief sie nach Michaela, die mit Becky spielte. „Wir müssen jetzt los, Süße.“
„Warum bleibt ihr nicht hier?“, schlug Skip vor. „Michaela und Becky …“
Addie schüttelte den Kopf. „Wir haben schon viel zu viel deiner Zeit in Anspruch genommen, ganz zu schweigen von Platz und Essen und Gastfreundschaft. Ich will niemandem zur Last fallen.“
Überrascht runzelte Skip die Stirn. „Aber ich habe dich gern hier. Wenn es nach mir ginge, würdet ihr beide hier wohnen. Auf Dauer.“
Er lächelte etwas schief.
„Darauf kannst du lange warten.“
Sein Lächeln erlosch. „Findest du mich so abstoßend?“
Wenn ihr nicht nach Weinen zumute gewesen wäre, hätte sie gelacht. Skip Dalton war ein Traummann, mit vollem, dunklem Haar, markanten Zügen, vollen Lippen …
Addie musste an sich halten, um nicht endlich die Wahrheit zu sagen: Du bist der attraktivste Mann, den ich kenne – und ich muss schrecklich aufpassen, dass ich nicht noch einmal auf dich reinfalle.
Stattdessen nutzte sie die bequeme Ausrede. „Es geht hier um Becky“, erinnerte sie ihn und sah, dass er verstand. Zuerst mussten sie ihre Tochter behutsam darauf vorbereiten, dass Addie ihre Mutter war. Alles andere war zweitrangig.
Addie zog ihr Handy aus der Tasche und rief Kat an, um sie zu bitten, sie und Michaela abzuholen.
„Ich hätte dich auch in die Stadt
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