Wo nur die Liebe Zählt: Die Creeds (German Edition)
würde.
„Das mache ich gern“, sagte sie. „Ich vermisse Winston fast so sehr wie dich.“
„Ich vermisse dich auch, Liebes. Aber um ehrlich zu sein, war ich mir nicht mal sicher, ob du überhaupt noch in Lonesome Bend bist. Ich weiß doch, dass Seattle wartet.“
„Seattle ist morgen auch noch da. Wohin geht eure Kreuzfahrt?“
„Überallhin“, antwortete Natty glücklich. Sie klang eher wie ein Teenager und nicht wie eine Frau über neunzig. Ganz offensichtlich tat es ihr gut, mit ihrer Schwester zusammenzuleben. „Wir stechen nächste Woche von New York aus in See nach Amsterdam und fahren dann in die Ostsee und dort von einem baltischen Hafen zum nächsten bis nach St. Petersburg.“
„Das klingt fantastisch.“
„Du kannst doch mitkommen“, überlegte Natty. „Allerdings wüsste ich nicht, wer dann auf Winston aufpassen soll. Doris lässt ihre Hunde in einem Hundeheim, aber ich glaube, mein armer Kater musste sich in letzter Zeit schon genug umgewöhnen.“
Tricia lächelte. „Überhaupt kein Problem. Wie lange werdet ihr weg sein?“
„Drei Wochen“, antwortete Natty nach kurzem Zögern. „Ist das zu lang?“
„Aber nein.“ Tricia dachte daran, wie oft Natty auf Reisen verzichtet hatte und in Lonesome Bend geblieben war, um in den Sommerferien auf ihre Urenkelin aufzupassen. „Natürlich ist das nicht zu lang. Lass dir so viel Zeit, wie du willst.“ Sie sah hinüber zu Valentino, der aufmerksam den Kopf gehoben hatte. Ahnte er, dass sein Katzenfreund zu Besuch kommenwürde? „Soll ich nach Denver kommen, um Winston abzuholen?“
„Nein, Liebes. Der älteste Sohn einer Freundin von Doris, Buddy, fährt fünf Tage die Woche mit seinem Lieferwagen nach Lonesome Bend und Umgebung. Er wird dir Winston direkt an die Tür bringen.“
„Okay. Schön.“
„Da ist noch was“, sagte Natty.
Tricia spürte, wie ihre Schultern sich verkrampften. „Was denn?“
„Carolyn Simmons zieht unten ein“, sagte Natty. „Sie ist meine neue Mieterin. Es ist so schwer, in Lonesome Bend eine Wohnung zu bekommen, und da Kim und Davis früher als geplant zurückkommen, weiß sie nicht, wo sie unterkommen soll. Ich dachte mir, dass es dir bestimmt nichts ausmacht. Ihr beide scheint euch zu mögen.“
„Nein, das macht mir nichts aus“, beteuerte Tricia. Sie fand es nur schwer zu akzeptieren, dass Natty tatsächlich nicht vorhatte, nach Hause zurückzukehren. Nie mehr.
„Ich musste immer daran denken, was aus dem Haus werden würde, vor allem wenn du auch ausziehst. Es hat seit seiner Erbauung nie leer gestanden, weißt du. Jedenfalls nie für lange. Selbst als meine Eltern auf Hochzeitsreise in Europa waren, haben meine Groß- und Urgroßmutter auf das Haus aufgepasst.“ Natty holte tief Luft, dann fuhr sie hastig fort. „Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, was ich tun soll, das kannst du dir ja vorstellen. Und dann kam mir ganz plötzlich die Idee, dass ich doch dieser netten Carolyn Simmons eine Art Heimathafen bieten könnte. Das braucht jeder. Wie auch immer, ich wusste, dass sie auf Kims und Davis’ Haus aufpasst, also habe ich sie dort angerufen. Sie meinte, dass sie wahnsinnig gern in einem so schönen Haus wie meinem wohnen und nach dem Rechten sehen würde. Aber sie hat darauf bestanden , Miete zu zahlen.“
Tricia lächelte. Falls sie irgendwann beschließen sollte, zurück nach Seattle zu ziehen, brauchte sie sich keine Gedanken um Nattys Haus zu machen. Carolyn würde gut darauf aufpassen.
„Ich bin froh, dass du jemanden gefunden hast.“
„Aber du musst natürlich nicht schnell ausziehen oder so, Liebes“, versicherte Natty hastig. „Schließlich wird das ganze Haus eines Tages dir gehören.“
„Nicht so bald, hoffe ich“, antwortete Tricia. Sie hatte ihrer Urgroßmutter noch nicht von der Trennung von Hunter erzählt – dazu hatte es noch keine Gelegenheit gegeben. Und noch weniger wollte sie die letzten Entwicklungen mit Conner erwähnen.
Falls man überhaupt von Entwicklung sprechen konnte. Sex bedeutete einer Frau grundsätzlich mehr als einem Mann, sie durfte also nicht zu viel in diesen Vorfall hineindeuten.
Du würdest Conner guttun, hörte sie Brody sagen.
„Wie war dein Besuch in Seattle?“, fragte Natty. Sie hatte ein paarmal erwähnt, dass ihr Mann sie Schnatter-Natty getauft hatte, und es war nicht schwer zu verstehen, weshalb.
„Schön“, antwortete Tricia. „Diana und Paul bereiten ihren Umzug nach Paris vor, und ich habe es genossen, noch
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