Wo Schneeflocken glitzern (German Edition)
für die Mädchen hier, Dr. Starowa. Sie sind natürlich müde von der langen Reise.«
»Aber ja, gewiss.« Dr. Starowas Gesicht wurde sofort ernst. Sie legte eine behandschuhte Hand auf Miss Ellis’ Arm und schaute zu Dr. Karenin hinüber, wobei sie wieder die Augenlider senkte. »Ich verstehe. Sie machen sich Sorgen! Aber jetzt ich bin hier und Mädchen in Sicherheit!« Dann drehte sie sich zu den Mädchen um und ihre Augen weiteten sich. »Also, Mädchen, dann wir sagen Wiedersehen zu Miss Ellis und charmante Dr. Karenin und wir eilen schnell in Nacht hinaus. Schnee macht uns nichts!« Die Frau stieß Miss Ellis beinahe mit Gewalt aus dem Weg. »Auf Wiedersehen! Bis Montag!«
Miss Ellis warf Dr. Starowa einen ratlosen Blick zu, dann wandte sie sich an die Mädchen. »Benehmt euch anständig, ja?«, sagte sie mit einem vielsagenden Blick zu Sophie und im nächsten Augenblick marschierte sie bereits zielstrebig in Richtung Metro. Dr. Karenin schüttelte sich, als sei er aus einem schönen Tagtraum erwacht, und folgte ihr langsam. Aber immer wieder schaute er über die Schulter und hatte es plötzlich gar nicht mehr eilig, den Bahnhof zu verlassen. Es war offensichtlich, dass er kaum den Blick von der hinreißenden Dr. Starowa abwenden konnte.
»Winkt eurer Lehrerin, Mädchen!«, befahl Dr. Starowa mit strahlendem Lächeln.
Sophie, Marianne und Delphine winkten lustlos hinter dem Rücken ihrer nichts ahnenden Lehrerin her. Dr. Starowa starrte die ganze Zeit angestrengt auf den Lift und wartete, bis Miss Ellis und ihr Gastgeber vollends verschwunden waren.
Dann konnte Sophie sich nicht mehr bremsen. »Sie sind es!«, rief sie laut.
Die Frau kniff ihre eisblauen Augen zusammen und schaute Sophie an, dann wandte sie schnell den Blick ab. »Wer soll ich denn sonst sein?«, fragte sie.
»Ich meine, Sie sind es. Ich kenne Sie aus der Schule. Sie waren in unserer Schule. In London.« Aus Angst, dass sie sich vielleicht nicht verständlich genug ausgedrückt hatte, fügte Sophie hinzu: »Ich habe Ihnen den Pausenhof gezeigt. Und Sie haben mich fotografiert. Weil sie Natalja ein Foto von mir zeigen wollten.«
»Wem?« Die Frau runzelte die Stirn.
Sophie schwieg verwirrt. War es vielleicht doch eine Verwechslung? »Natalja, Ihrer Tochter …«
Die Frau winkte nachlässig mit der Hand ab. »Ach ja. Vielleicht. Ich reise oft. Ich besuche viele Schulen.« Dann wandte sie sich an Delphine und sagte mit einem anerkennenden Lächeln: »Das ist guter Mantel. Gut für russisches Wetter.« Sie streckte die Hand aus und streichelte den Stoff. »Ist Designer-Mantel?«
Delphine lächelte ebenfalls. »Ja, natürlich.«
»Gut also«, verkündete Dr. Starowa und schaute auf ihre Armbanduhr, »dann wir laufen zu Zug.«
Kaum hatten sie ihr Gepäck hochgenommen, marschierte Dr. Starowa auch schon zügig in Richtung Gleise davon. Als Sophie sah, wie Delphine mit ihrem Gepäck kämpfte, nahm sie ihr einen ihrer Koffer ab und Marianne griff nach dem anderen. Hastig liefen sie hinter der eleganten Gestalt her und fühlten sich schwerfällig und fehl am Platz, während sie an den Pendlern und Reisenden vorbeizukommen versuchten, die nicht daran gewöhnt waren, ihr Tempo an drei humpelnde Schulmädchen anzupassen.
»Wo geht sie hin?«, keuchte Delphine. »Warum nehmen wir nicht die Metro?«
»Lasst sie bloß nicht aus den Augen«, stieß Marianne hervor, die noch mehr ins Keuchen kam. »Wenn wir sie verlieren, sind wir aufgeschmissen. Ich glaub nicht, dass die zurückkommt und uns holt.«
»Schnell!«, rief Dr. Starowa über die Schulter, als sie zu einem Bahnsteig kamen. »Zug fährt gleich ab. Wir dürfen ihn nicht verpassen. Nächster Zug morgen!«
Die Mädchen legten sofort Tempo zu und rannten beinahe, um Dr. Starowa einzuholen, die an einem endlos langen altmodischen Zug entlangging. Endlich blieb sie stehen und hielt ihre Tickets einem Uniformierten hin, der an der letzten Wagentür stand. Wie einen Fächer wedelte sie die Fahrkarten unter seiner Nase herum und lachte kokett. Der Mann winkte sie hinein, ohne auch nur einen Blick auf die Fahrkarten zu werfen.
»Wir sind gerade noch rechtzeitig!«, verkündete Dr. Starowa und strahlte alle drei an.
Sophie, Delphine und Marianne kämpften sich mit ihrem Gepäck die Stufen hinauf, aber Dr. Starowa rührte keinen Finger, um ihnen zu helfen.
»Nach rechts! Zweites Abteil!«, rief sie ihnen zu. »Schnell, schnell!« Dann stieg sie leichtfüßig hinter ihnen hinauf
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