Wodka und Brot (German Edition)
in dieser Nacht bei uns schlafen würde, die Welt war sicherer mit einem größeren Forum, und nun war auch noch sie gekommen und vergrößerte seine Freude. Der Hund sprang ihr entgegen, der Junge folgte ihm.
»Das ist meine Hilfe im Laden, sie heißt Madonna«, stellte ich sie Amos vor. Er hob die müden Augen zum Tor. Er saß auf der Treppe und aß eine Guave, die er im Garten seines Vaters gepflückt hatte, betrachtete Madonna, die im Tor auftauchte wie eine kleine grüne Heuschrecke, sie hüpfte zwischen dem Jungen und dem Hund herum, die sich auf sie stürzten, und rief: »Was habt ihr denn? Einer nach dem anderen.«
Und dann rief sie begeistert vom Tor herüber: »Wie schön!Dein Mann ist zurückgekommen! … Oh, entschuldige, ich habe nicht gesehen, dass er es nicht ist.« Sie kam auf uns zu.
»Ich bin gekommen, weil ich sicher war, dass es euch schlecht geht.«
Es war Tischri, der erste Monat des neuen Jahres. Über uns zogen sich Wolken zusammen und betonten ihr weißes Gesicht. Sie stand vor uns, über uns, und von dem umgedrehten Eimer aus, auf dem ich saß, und von den Treppenstufen aus, auf denen Amos saß, sahen ihre Beine länger aus, als sie es tatsächlich waren. Ihre schwarzen Haare waren zu Igelstacheln gegelt und mit vielen glitzernden Nägeln geschmückt.
»Kann ich auf die Toilette?« Sie rannte ins Haus, der Junge und der Hund hinterher.
»Eine Erscheinung«, sagte Amos.
Die Erscheinung kam zurück, trocknete sich die Hände an dem winzigen Stofflappen ihres Kleides. Sie senkte den Kopf und zog das Kleid hoch, um sich das Kinn abzuwischen, und das Dreieck ihrer weißen Unterhose leuchtete in der Dunkelheit.
»Los, dann zeig’s mir«, rief sie dem Jungen zu, und der forderte Wodka auf, seine drei Kunststückchen zu zeigen: Platz, Pfötchen, fass.
Der Hund ignorierte seinen Gönner, er demonstrierte Unabhängigkeit und umkreiste Madonna mit herrischen Schritten.
»He, was ist mit dir? Los, mach, was man dir sagt.« Sie versetzte ihm einen Tritt in den Hintern, er ergab sich, wälzte sich auf dem Boden, erinnerte sich an seine Kinderstube und gehorchte, er hob die Vorderpfote zum Gruß, lief dem Stöckchen hinterher, das der Junge warf, und brachte es zurück.
»Toll!«, rief Madonna, nahm das Stöckchen, hob ihredünne Hand und warf es aus dem Hof hinaus, sie nahm den Jungen an die Hand, und beide liefen dem Hund hinterher, um zu sehen, was er tat.
»Bei welcher Lotterie hast du sie gewonnen? Sie ist eine Nummer, dieses Mädchen.« Der Sohn des Alten stand auf, lief ebenfalls zum Tor, nahm das Stöckchen und warf es hoch in die Luft, das Stöckchen flog über das Dach des Alten und landete in seinem Hinterhof. Wodka, aufgestachelt von Madonnas Begeisterung, sprang über den Zaun, rannte durch den stillen Hof und verschwand hinter dem Haus, und bis er zurückkam, das Stöckchen im Maul, war es Madonna gelungen, den Sohn des Alten zum Sprechen zu bringen und persönliche Dinge zu erfahren.
»Einen Moment, du bist also geschieden oder was? Gut, das spielt keine Rolle. Ich werde nie im Leben heiraten. Ich lasse mir von niemandem sagen, was ich zu tun habe. Hast du schon mal einen Schmetterling gesehen? Er fliegt dahin und dorthin und tut, was ihm gerade in den Kopf kommt, genauso bin ich.«
Von meinem Platz auf dem Eimer aus beobachtete ich, wie Rivka Schajnbach aus der Jisa-Bracha-Straße den Sohn des Alten verzauberte. Woher sollte er wissen, dass die hundert Schekel, die sie auf dem Weg zur Toilette aus seinem Rucksack genommen hatte, jetzt auf ihrem flachen Bauch hüpften, in der Gürteltasche, die sie umgebunden hatte. Morgen wird er erleben, dass eine Ente oder eine Schildkröte mit ihrer Freiheit dafür bezahlt, oder was sonst zu ihrem Sühneopfer wird.
Bevor sie die grüne Lebenslust zusammenraffte, um sie andernorts zu verstreuen, verkündete sie dem Opfer den Diebstahl und genoss seine Überraschung. »Hör zu, wie heißt du, Amos? Also hör zu, Amos, was ich dir weggenommenhabe, kommt morgen zu dir zurück, spätestens übermorgen«, sagte sie ohne eine weitere Erklärung.
Später zählte er sein Geld und sagte, wenn er gewusst hätte, dass sie Geld brauchte, hätte er es ihr gegeben. Er lehnte sich an den Pfosten der Küchentür und gab zu, dass er Menschen mochte, die die normale Ordnung nicht akzeptieren und sich gegen sie auflehnen, wenn er so alt wäre wie sie, hätte er das auch getan. Ich empfand eine leichte Eifersucht und wusste nicht, auf wen, auf Madonna?
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