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Wölfe und Kojoten

Wölfe und Kojoten

Titel: Wölfe und Kojoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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einer
Viertelstunde mit Ihnen darüber reden.«
    Rae schwieg.
    »In der Stammkneipe. Sie
verstehen?«
    »Ja, ich verstehe.« Ihre Stimme klang
ernst, verbissen sogar. »Ich bin pünktlich, wenn möglich.«
    Ich legte auf, bevor sie noch etwas
hinzufügen konnte.
    Ich marschierte im Wohnzimmer auf und
ab, die Uhr am Videorecorder stets im Auge. Dann öffnete ich die Tür zum Patio,
um ein wenig von der nachmittäglichen Brise hereinzulassen. Eine Ente aus der
Nachbarschaft war hereingewatschelt und mit besonderem Interesse in den Anblick
des Pools versunken. Ich scheuchte sie weg und ging ins Zimmer zurück. Aus
Langeweile schnüffelte ich in den Kartons herum, während die Minuten
dahintröpfelten. Einer war voller Fotoalben. Ich zog das oberste heraus und
blätterte. Ein Weihnachtsfoto fiel mir auf: John, Karen, Johnny, Billy und
Klein-Kimmy, die mit zwei Jahren an Leukämie gestorben war. Sie saßen alle
zusammen auf einer Couch, die Kinder auf dem Schoß der Eltern. Sie lächelten,
und in ihren Augen spiegelten sich die Lichter des Christbaums.
Glücklicherweise wußten sie noch nichts von all den schlimmen, traurigen Tagen,
die auf sie zukommen sollten. Schon oft hatte ich mich gefragt, wie sich alles
für John und Karen entwickelt hätte, wenn Kimmy nicht gestorben wäre...
    Zeit, Rae anzurufen. Ich suchte die
Nummer der Remedy Lounge aus meinem Adreßbuch, wählte und meldete mich beim
Besitzer und Barkeeper Brian O’Flanagan mit meinem Namen.
    »Nein«, sagte er förmlich, »da müssen
Sie im Büro anrufen. Haben Sie die Nummer?«
    Wenn Brian Rae in sein Büro geschickt
hatte — es lag hinter der Bar und war zugleich auch seine Wohnung —, dann hieß
das, daß man ihr gefolgt war. Möglicherweise saß ein RKI-Mann in Hörweite. »Ist
sie bei der Auskunft eingetragen?«
    »Jawohl.« Ich hörte eine Spur von
Erleichterung in Brians Stimme, als er sich verabschiedete.
    Das hörte sich ganz und gar nicht gut
an. Weder Rae noch Brian neigten zu übertriebenen Phantasien. Ich rief die
Auskunft an, erhielt die Nummer und wählte. Rae meldete sich beim ersten
Läuten. »Shar?« Ihre Stimme zitterte ein wenig.
    »Ja, ich bin’s. Was ist los?«
    »Eine Menge — und nichts Gutes. Gage
Renshaw war heute morgen da und hat gefragt, ob wir von dir gehört hätten. Mein
Gott, was der für einen kalten, gemeinen Blick hat.«
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
    »Ja, Ted hat mich nach vorn gerufen,
damit ich mich um ihn kümmere. Ich habe ihm das Liedchen von deiner Krankheit
vorgesungen, aber das hat er mir nicht abgekauft. Als ich dann heute mittag zu
dir fuhr, um die Katzen zu füttern, ist mir jemand gefolgt. Unterwegs konnte
ich ihn abschütteln, aber bei deinem Haus hatten sie auch schon jemanden
postiert.«
    Ich spürte einen Hauch von Panik in mir
aufsteigen — in Erinnerung an die Verwüstungen, die jemand vor zwei Wochen bei
mir zu Hause angerichtet hatte. »Ist dort alles in Ordnung?«
    »Ich glaube schon — bis auf den
Umstand, daß Ralph auf die Couch gekotzt hat. Aber jetzt ist mir jemand anders
hierher gefolgt, Shar.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Ist er
draußen an der Bar?«
    »Zumindest bis vor ein paar Minuten,
als Brian zu mir nach hinten kam. Ich habe ihn entdeckt, als er die Precita
Avenue herunterkam. Dann habe ich mich beeilt, so daß Brian mich noch unbemerkt
in sein Büro schaffen konnte. Aber er weiß, daß ich hier bin. Wenn wir fertig
sind, schleiche ich mich zur Hintertür hinaus.« Sie zögerte. »Shar, was ist
los, zum Teufel?«
    »Ich bin ihnen gestern abend entwischt,
und nun suchen sie nach mir. Das ist alles. Im Moment bin ich in Sicherheit,
aber ich halte es nicht für gut, wenn du wüßtest, wo. Du weißt, ich bitte nicht
gern um Gefallen, aber es muß noch ein zweites Mal sein.«
    »In Ordnung.«
    »Sag Hank, ich sei zu krank, um bereits
zu einer Entscheidung wegen der Beförderung zu gelangen.«
    »Ach, Shar!« Ihr Jammerton veranlaßte
mich, den Hörer ein Stück vom Ohr wegzuhalten.
    »Er weiß es. Alle wissen es.«
    »Wissen was? Daß ich nicht krank bin?«
    »Noch schlimmer. Als ich zu Renshaw
sagte, du seist krank, sagte er: »Kommen Sie mir nicht damit. Sie ist gestern
abend in unserem Auftrag nach San Diego geflogene Und natürlich mußten Hank und
Mike Tobias genau in dem Moment in den Empfang kommen.«
    Das wär’s dann wohl gewesen, dachte ich
niedergeschlagen. »Haben Sie etwas zu dir gesagt?«
    »Mike kein Wort und Hank auch nicht
gleich. Aber später hat er mich

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