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Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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nichts zu sehen, die Tür des Gästehäuschens war geschlossen, es brannte Licht.
    »Auf der Zufahrt stand ein Fahrrad hinter einem Baum«, berichtete Barbara. »Es war nicht abgeschlossen. Ich habe es in die Garage gebracht.« Barbara ließ Robin los, und Klara nahm ihn entgegen wie ein Paket. Sie schob ihn die Stufen hinauf und durch die Tür.
    »Was ist denn los?« fragte er und sah dabei aus wie ein erwachender Schlafwandler.
    »Du hast geschossen«, antwortete Klara und sagte zu den anderen beiden: »Treffen wir uns morgen früh um sieben bei mir?«
    Hannes nickte und legte seinen Arm um Barbara. »Komm, gehen wir schlafen.«
    »Wie soll ich jetzt bitte schön schlafen?«
    »Nimm ein paar Pillen.«
    Hannes und Klara verzichteten darauf, einander eine gute Nacht zu wünschen. Klara sah den beiden nach, wie sie in ihren Bademänteln über den Hof gingen. Bei Nasrin ging das Licht aus. Klara ging ins Haus und kümmerte sich um Robin.
    Mit dem ersten, fahlgrauen Licht, das durch die Jalousie drang, sickerte die Erinnerung in Barbaras Hirn. Der Tote. Nasrins Lügen. Hannes und die Presse. Sie mußte ihm endlich die Wahrheit sagen, sie konnte ihn nicht ins offene Messer laufen lassen. Erst jetzt bemerkte sie, daß er nicht mehr neben ihr im Bett lag. Sie hörte die Dusche rauschen. Schwerfällig erhob sie sich. Im Kopf war sie wach, aber ihre Glieder waren so schwer, daß es ihr vorkam, als müsse sie durch einen zähen Brei waten. Auf der Kloschüssel schlief sie beinahe wieder ein. Sie tapste auf wackeligen Beinen ins Bad. Hannes kam aus der Dusche.
    »Wie geht’s?« fragte er.
    »Geht so.«
    Ihre Stimme klang belegt, und sie erschrak, als sie ihr Gesicht im Spiegel ansah. Es sah geschwollen aus, als hätte sie die ganze Nacht geweint, was nicht der Fall gewesen war, denn die zwei Tabletten, die Hannes ihr gegeben hatte, hatten rasch gewirkt. Sie schaufelte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Wo war dieses kühlende Gel für die Augen? Sie durchwühlte alle Schränke, die Nasrin so akribisch aufgeräumt hatte. Es machte ihr Freude, das Werk der Feindin zu zerstören. Denn sie war ihre Feindin, sie hatte sie zum Narren gehalten, sie erpreßt und ihr gedroht.
    »Hast du schon mit Nasrin gesprochen?« fragte sie Hannes, der sich gerade rasierte. Was für eine alberne Grimasse er dabei machte. Sein Doppelkinn wurde mit der Zeit auch nicht kleiner.
    »Wann hätte ich das denn tun sollen, mein Schäfchen?«
    Plötzlich war Barbara nicht nur hellwach, sondern auch wütend. »Nenn mich nie wieder Schäfchen oder Schaf oder so was«, brauste sie auf. »Ich bin nicht so blöd, wie ihr alle denkt. Glaubst du, ich weiß nicht, was mit Klaras angeblichen Hunden los ist? Ihr denkt wohl, ihr könnt mich alle wie eine Idiotin behandeln?«
    Der Ausbruch war völlig unerwartet gekommen, sogar für Barbara selbst.
    »Beruhige dich«, sagte Hannes. »Niemand hält dich für eine Idiotin. Wir sind alle etwas durch den Wind, kein Wunder. Man hat ja nicht jeden Tag einen Toten auf dem Grundstück liegen. Jetzt gehen wir erst mal zu Klara rüber. Beeil dich, ich habe heute einen vollen Terminkalender.«
     »Ich, ich, ich«, entgegnete Barbara aufbrausend. »Ich muß auch zur Arbeit, aber das interessiert ja nicht. Ist ja bloß ein dämlicher Job für dämliche Weiber.«
    Hannes murmelte etwas, das wie »hysterische Zicke« klang und verließ das Bad. Barbara versuchte die Spuren der Nacht aus ihrem Gesicht zu tilgen, aber nach einigen mißlungenen Versuchen gab sie es auf.
    »Bist du soweit?« drängelte Hannes schon wieder.
    »Soll ich nackt gehen?« Barbara knallte die Puderdose auf die Ablage und rauschte an ihm vorbei ins Schlafzimmer.
    »Von mir aus.« Er machte Anstalten, ihr versöhnlich den Hintern zu tätscheln, aber ein kalter Blick hielt ihn davon ab.
    Hannes ging hinaus. Es war immer noch regnerisch und der Wind schon fast ein Sturm. Typisches norddeutsches Frühlingswetter, dachte er. Während sich seine Lebensabschnittsgefährtin anzog, suchte er die Pflastersteine vor seiner Haustür nach Blutspuren ab. Er fand keine.
    Vorsorglich kochte Klara zwei Kannen Kaffee. Gestern abend hatte sie Robin noch einen Tee und ein Beruhigungsmittel eingeflößt. Jetzt hörte sie ihn die Treppe herunterkommen. Aber er kam nicht herein, sondern sie sah ihn nach draußen gehen, auf das Gästehäuschen zu.
    »Robin!« Er wandte sich um. Sie stand am Fenster und winkte ihn heran. Widerwillig kam er zurück und blieb unter der Kastanie vor ihrem

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