Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wölfe und Lämmer: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
Vom Netzwerk:
waren aufgeweicht, Dreck spritzte ihnen an die Waden, und Merlins Bauch war die längste Zeit weiß gewesen. Das Laufen schien ihn von seinem Kummer abzulenken, leichtfüßig schnürte er neben ihnen her, fast schien er zu schweben.
    »Hast du gewußt, daß Wölfe zig Kilometer an einem Tag zurücklegen können?« fragte Hannes.
    »Ja.«
    »Ich bin gespannt, ob Klaras Plan funktioniert.«
    »Es ist nicht ihr Plan. Der geheimnisvolle Unbekannte steckt dahinter«, korrigierte Robin.
    »Was hältst du davon?«
    »Verrückt. Aber irgendwie auch gut. Ich meine, es gab immer schon Wölfe, warum nicht wieder?«
    »Robin, es könnte sein, daß die Polizei in den nächsten Tagen oder Wochen mal auf dem Gut aufkreuzt.«
    »Wegen der Wölfe?«
    »Wegen des Toten.«
    »Warum? Es ist doch alles gutgegangen. Keine Leiche, kein Verbrechen.«
    »Klara kennt ihn. Kannte ihn«, verbesserte Hannes.
    »Wie meinst du das, Klara kannte ihn?« Robin hatte seinen Schritt verlangsamt und sah Hannes von der Seite an.
    »Er hat sie telefonisch belästigt.«
    »Wieso?«
    »Keine Ahnung«, wand sich Hannes heraus. »Vielleicht wollte er was von ihr, und sie wollte nicht.«
    »Aber er stand doch vor dem Gästehaus.«
    »Er kannte sich ja nicht aus, wahrscheinlich wußte er gar nicht, daß es das Gästehaus war.«
    Es brauchte mehrere hundert Meter, ehe Robin das Gesagte verdaut hatte.
    »Und wer war er?«
    »Ein Student. Mehr weiß ich auch nicht.«
    »Hat Klara dir das erzählt?«
    »Ja. Sie wollte meinen Rat, was sie tun soll, falls die Polizei auftaucht«, flunkerte Hannes.
    »Warum hat sie es mir nicht gesagt?«
    »Sie wollte nicht, daß du von dem Typen erfährst. Weißt du, ich glaube, ihr liegt schon noch sehr viel an dir, sonst wäre ihr das ja egal gewesen. Aber ich finde, du solltest es wissen. Nicht, weil ich ein Klatschmaul bin, sondern damit du nichts falsch machst, wenn die Polizei nach ihm fragt.«
    »Also hatte sie was mit ihm«, keuchte Robin erbost.
    »Ehrlich gesagt, so wie du dich ihr gegenüber verhalten hast in den letzten Monaten, würde ich ihr das auch nicht verdenken.«
    »Was soll das heißen?« Robin geriet in Rage. »Sie war es doch, die sich nur noch um ihre Viecher gekümmert hat!« Er bekam einen Hustenanfall und blieb vornübergebeugt stehen, bis sich der Husten legte. Hannes war ebenfalls stehen geblieben und sagte: »Das mußt du mit ihr ausdiskutieren. Aber du darfst auf keinen Fall auffällig reagieren, wenn die Polizei auftaucht. Denn sie werden kommen. Sobald ihn ein Angehöriger als vermißt meldet, kommt die Maschinerie in Gang. Sie durchsuchen seine Wohnung, checken seine E-Mails, seine Telefonate, seine Papiere, Briefe, befragen Nachbarn und alle, die in seinem Adressbuch stehen. Das ist die üblich Routine. Klara wird ihnen sagen, daß sie den Kerl kannte, mehr nicht. Du weißt von nichts, du kennst ihn nicht, es ist nie etwas passiert, klar?«
    Robin nickte und hustete erneut. Hannes schlug ihm mit der flachen Hand kräftig auf den Rücken. »Schon gut«, japste er. »Du mußt mich nicht gleich totschlagen.«
    »Geht’s wieder?«
    Robin nickte. Dann streckte er den Arm aus und ächzte: »Merlin!«
    Hannes pfiff und brüllte, aber Merlin stürmte wie ein weißer Derwisch quer über das Feld.
    »Scheiße«, fluchte Robin und hustete erneut.
    »Sie wird uns massakrieren«, prophezeite Hannes. Ratlos hielt er das durchgebissene Ende der Leine in seiner Hand.
    »Vielleicht kommt er zurück. Ein streunender Hund kommt doch meistens früher oder später zurück an den Futternapf.«
    »Aber das da ist ein Wolf«, sagte Hannes. »Und wie man sieht, ist er intelligent und unberechenbar.«
    Der Polizeiobermeister und seine Kollegin atmeten auf. In der Wohnung, die ihnen der Hausmeister aufgeschlossen hatte, schien alles in Ordnung zu sein. Jedenfalls lag kein Leichengeruch in der Luft, wie bei solchen Einsätzen stets zu befürchten stand, es roch lediglich ein bißchen nach Männerumkleide und Abfalleimer.
    »Bitte warten Sie draußen«, mahnte der Streifenbeamte den Hausmeister. Er durchquerte den Flur und betrat die Küche. Ein mittelgroßer Berg schmutzigen Geschirrs, im Kühlschrank ein welker Kopfsalat, Joghurts, ein eingetrocknetes Stück Gouda, im Brotkasten ein leicht angeschimmeltes Brot. Seine Kollegin war ins Schlafzimmer gegangen. Kleidung lag herum, und eine dünne Staubschicht bedeckte die Möbel. Über einem Wäscheständer hing eine Jeans. Sie schaute ins Bad. Es schienen keine Toilettenartikel

Weitere Kostenlose Bücher