Woelfin des Lichts
Kaffee serviert, doch das fiel an diesem Abend in Sophies Aufgabenbereich. Nachdem Jennifer einen weiteren Kunden bedient hatte, schaute sie erneut aus den Augenwinkeln zu dem Fremden hinüber. Enttäuscht stellte sie fest, dass er nicht mehr alleine am Tisch saß. Ihm gegenüber, mit dem Rücken zu ihr, saß Sophie. Obwohl jede Mitarbeiterin froh war, nicht in deren Schicht eingeteilt zu sein, traf es doch alle einmal. Jennifer mochte Sophies herrische Art nicht und fand, dass diese der Überzeugung war, etwas Besseres zu sein. Wenngleich Sophie eindeutig gegen die Regeln, Abstand zu den Kunden zu wahren, verstieß, wäre Jennifer die Letzte, die sich freiwillig mit dieser Frau anlegen würde.
Was hat Sophie mit diesem Mann zu tun? Besitzt sie nicht bereits einen Ehemann? Mir hätte ja schon einer gereicht, aber manche bekommen einfach zu viel des Guten, dachte sie erbost.
In der nächsten halben Stunde beschäftigte sie sich notgedrungen mit dem Auffüllen der neuen Ware in die Regale und bekam so nicht mit, wie die beiden aufstanden und sich vor der Tankstelle mit einem festen Händedruck voneinander verabschiedeten.
Sara fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Zwischen ihr und Jack lief es hervorragend. Mittlerweile verbrachten sie die komplette Zeit miteinander und führten zahlreiche interessante Gespräche, in denen Jack ihr einiges in Bezug auf das Rudelzusammenleben erklärte. Auf seine dezenten Fragen, ihre Vergangenheit betreffend, reagierte sie weiterhin ausweichend. Es war ihr bisher gelungen, ihn, zugegebenermaßen nicht immer mit fairen Mitteln, abzulenken, um anschließend zu unverfänglichen Themen zurückzukehren. In Wahrheit fühlte sie sich noch immer nicht bereit, ihm aus ihrem früheren Leben zu erzählen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte sie sich rundherum glücklich und würde alles daran setzen, dass es so bliebe. Simons Anruf und sein unerwartetes Auftauchen gerieten langsam in Vergessenheit. Möglicherweise hatte er begriffen, dass sie es nicht wert war, sich auf eine Konfrontation mit einem fremden Rudel einzulassen. Sara achtete dennoch darauf, sich immer in der Nähe von Jack oder Mina aufzuhalten, auch wenn sie sich dadurch in ihrer Freiheit eingeengt fühlte.
Vermutlich machte sie sich umsonst Sorgen und er wa r schon längst zu seinem Rudel zurückgekehrt.
Mit angezogenen Knien lag Sara auf Jacks weichem Sofa und blätterte in einer Zeitschrift. Sie schaute auf, als er das Zimmer betrat, und wunderte sich, warum er schon so frühzeitig zurück war. Normalerweise arbeitete Jack vier Tage in der Woche in Marcs Bodybuilding-Center und kam erst gegen Abend nach Hause. Doch heute war es erst drei Uhr am Nachmittag, wie Sara mit einem Blick auf die Wanduhr feststellte, deren Zeiger sich in einem nachgestellten überdimensionalen Zahnrad im Sekundentakt vorwärts bewegten. Erstaunt beobachtete sie, wie er mit einem breiten Grinsen auf sie zu kam, während er eine Hand hinter seinem Rücken verborgen hielt. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Sara erwiderte seinen Kuss und versuchte gleichzeitig an Jack vorbei zu sehen, um einen Blick hinter ihn werfen zu können.
„Sei nicht so vorwitzig, mein Schatz. Was bekomme ich, wenn ich dich nachsehen lasse?“
Ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen, das Sara noch übertraf. „Alles, was du dir wünschst“, rief sie fröhlich und sprang auf.
Jack stieß ein belustigtes Lachen aus und hob eine geheimnisvolle bunte Papiertasche hoch über seinen Kopf. Um die Tasche zu erreichen, musste sich Sara auf die Zehenspitzen stellen. Lachend klammerte sie sich an seinen erhobenen Arm und angelte nach der Überraschung, während Jack genüsslich an ihrem Ohrläppchen knabberte.
Erneut stellte sie bei dieser Gelegenheit fest, was für eine Kraft er besaß, er hielt ihr Gewich t mühelos und machte den Eindruck, als würde er Sara ewig halten können. Schließlich neigte Jack die Tüte in ihre Richtung, sodass Sara sie ergreifen konnte. Vorwitzig schaute sie hinein, entnahm eine schmale rote Papierschachtel und öffnete sie sogleich.
Beim Anblick des atemberaubenden weinroten Abendkleides brach sie in Jubel aus. Sie schenkte Jack, der neben ihr stand und sie mit einem belustigten Blick beobachtete, ein begeistertes Lächeln, welches dieser mit einem tiefen Blick in ihre Augen erwiderte: „Geh, probier` es an. Ich würde gerne sehen, wie du darin aussiehst.“
Das ließ sich Sara nicht zweimal
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