Woelfin des Lichts
ernste Gesicht seines Freundes bemerkte, fragte er erstaunt: „Was ist denn los, brennt es irgendwo?“
Jack überging den Scherz und fragte angespannt: „Hast du Sara gesehen, wir wollten uns vor über einer Stunde in der Stadt treffen, aber sie ist nicht gekommen. Deshalb hat mich Marc zurückgefahren, ihr Auto steht nur wenige Kilometer von hier entfernt am Straßenrand. Doch von ihr gibt es keine Spur.“
I m Laufe seiner Erklärungen wurde Jack immer hektischer.
Michael schaute ungläubig: „Wie, du kannst sie nicht finden, wo bitte schön sollte sie bei dieser Hitze denn sein?“
Sein Gegenüber zuckte resigniert mit den Schultern und wusste keine Antwort auf diese Frage. Auch Marc, der gerade hinter Jack auftauchte, schüttelte ratlos den Kopf.
Hinter ihnen wurden Stimmen laut. Jafa und Mina kamen um die Ecke und stampften schwer atmend die Auffahrt hinauf. Mina war völlig aufgelöst, während Jafa versuchte, sie zu beruhigen. Doch diese ging erst gar nicht darauf ein, sondern schimpfte in Marcs Richtung: „Wage es ja nicht uns noch einmal einfach stehen zu lassen.“
Erst jetzt schien sie die anderen zu bemerken und wandte sich Jack und Michael zu: „Da kommt Marc i n den Garten gelaufen und redet wirres Zeug. Ob wir Sara gesehen hätten oder wüssten, was mit ihrem Auto passiert wäre. Bevor wir fragen konnten, was überhaupt los ist, war er verschwunden.“
Jafa legte seiner aufgebrachten Frau beschwichtigend die Hand auf die Schulter. Während Marc ein schuldbewusstes Gesicht aufsetzte, erklärte Jack im Schnelldurchlauf das Wenige, was er wusste. Dabei schweifte sein Blick ziellos die Auffahrt entlang, blieb an einer Stelle hängen und brach mitten im Satz ab. Mit gerunzelter Stirn musterte er die tiefen Reifenspuren im Kies. Plötzlich fiel ihm ein, dass ihm auf dem Weg hierher etwas komisch vorgekommen war, als würde etwas, was zuvor da gewesen war, nun fehlen. In seiner Aufregung hatte er sich jedoch nicht die Zeit genommen, darüber nachzudenken. Jetzt wusste er, was ihn störte. Das Ehepaar parkte immer auf der linken Seite der Einfahrt und dort stand noch immer Michaels alter Austin.
Der Seitenstreifen rechts vom Cottage jedoch war leer. Der Mercedes von diesem Typen war verschwunden.
„Michael, wo ist dieser Simon?“
Sein Nachbar folgte seinem Blick und zuckte ratlos mit den Schultern: „Keine Ahnung, er ist gegen Mittag los, sagte aber nicht, wohin er wollte. Normalerweise bleibt er nie lange fort. Ehrlich gesagt habe ich ihn auch nicht danach gefragt. Er ist ein alter Freund von Sophie und nicht von mir“, fügte er mit einem bitteren Unterton hinzu.
An seinem abfälligen Tonfall wurde deutlich, dass er Simon nicht leiden konnte und froh gewesen wäre, dieser würde endlich w ieder von der Bildfläche oder zumindest aus seinem Zuhause verschwinden.
Ohne Erwiderung griff Jack in seine hintere Jeanstasche, zog sein Smart Phone hervor und wählte die Nummer der Tankstelle. Er ließ sich zu Sophie durchstellen, fragte nach Simon und schwieg längere Zeit. Marc sah, wie seine Adern am Hals anschwollen, und zuckte zusammen, als Jack ins Handy brüllte: „Du kommst jetzt sofort hierher und erzählst mir, was du weißt, hast du verstanden!“
Er wartete die Antwort erst gar nicht ab, sondern unterbrach das Gespräch, indem er das Handy zuklappte.
Alle Anwesenden hielten sich mit Fragen zurück. Jacks wütendes Gesicht sprach Bände und niemand wollte seine Aufmerksamkeit auf sich lenken und als Blitzableiter herhalten.
Jack hingegen ignorierte seine Freunde und marschierte die Auffahrt auf und ab, bis er Sophie kommen sah. Kaum war sie ausgestiegen, stand er auch schon neben ihr an der Fahrertür. Marc und Michael, die wissen wollten, was eigentlic h los war, traten näher.
Sophie setzte gerade zu einer Erklärung an: „Es tut mir leid, Jack. Wenn ich gewusst hätte, dass die beiden es ernst meinen, hätte ich dich selbstverständlich informiert. Bereits auf der Party habe ich bemerkt, dass sich die beiden anziehend fanden. Doch als Simon heute Morgen erwähnte, dass er sich unsterblich in jemanden verliebt hätte und sie seine Liebe erwidern würde, kam es mir schon komisch vor. Wie konnte ich ahnen, dass er unsere Gastfreundschaft so missbrauchen würde? Und von Sara hätte ich solch ein Verhalten nun wirklich nicht erwartet“, setzte sie mit entrüstetem Gesichtsausdruck hinzu.
Niemand sprach ein Wort, alle starrten betreten zu Jack hinüber, der wie angewurzelt dastand.
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