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Wofuer die Worte fehlen

Wofuer die Worte fehlen

Titel: Wofuer die Worte fehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolin Philipps
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willst mir doch nicht erzählen, dass dein Verhalten normal ist.«
    Â»Total versaut ist er, sagt mein Vater!«, ruft Eva in die Klasse.Sie hat Kristian immer noch nicht verziehen, dass er und nicht sie Pate des kleinen Tobias geworden ist.
    Kristian senkt den Kopf. Das Grummeln in seinem Bauch fängt wieder an, er legt die Hand auf den Bauch und verzieht sein Gesicht, als die Schmerzen einsetzen.
    Â»Darf ich …?«
    Der Lehrer nickt wortlos sein Einverständnis, seine Miene zeigt aber, wie genervt er ist. »Sag deinem Vater, dass er unbedingt kommen muss«, ruft er Kristian hinterher. «So geht das nicht weiter!«
    Einen Tag später das gleiche Gespräch mit einem noch genervteren Herrn Malert.
    Â»Das kann doch nicht angehen! Du hast den Elternbrief schon wieder vergessen? Was hast du nur in deinem Kopf?«
    Â«Stroh!«, ruft Eva. »Nichts als Stroh, sagt meine Mutter.«
    Herr Malert schaut sie böse an. »Wir wissen alle, dass du deinen Cousin nicht leiden kannst. Aber jetzt reicht es! Gehässige Bemerkungen sind viel schlimmer als Vergesslichkeit.«
    Eva bekommt einen roten Kopf und fällt für den Rest des Tages in beleidigtes Schweigen.
    Kristian tut derweil so, als würde er noch einmal alle Fächer seiner Schultasche gründlich durchsuchen. »Ich hab ihn doch eingepackt«, murmelt er und schielt zu seinem Lehrer, ob er die Worte auch gehört hat. »Ich hab ihn gestern Abend eingepackt.«
    Â»Na, dann müsste er doch auch da sein. Wahrscheinlich liegt er noch auf dem Frühstückstisch bei dir zu Hause.«
    Â»Ich habe nicht gefrühstückt.«
    Â»Du bist mit leerem Magen gekommen?« Herr Malert ist entsetzt. »Kein Wunder, dass du immer so zerstreut bist. Das kann ja nichts werden.«
    Â»Ich frühstücke auch nie!«, kommt Juri seinem Freund zu Hilfe.
    Â»Ich auch nicht!«
    Drei Viertel der Schüler kommen ohne Frühstück morgens in die Schule. Herr Malert ist schwer erschüttert, vergisst für den Rest der Stunde die Planung für den Elternsprechtag und hält seinen Schülern einen langen Vortrag zum Thema: »Warum ein gesundes Frühstück für die optimale Aufnahme von Wissen notwendig ist.«
    Kristian packt erleichtert seine Hefte wieder ein. Der Elternbrief liegt längst zerrissen im Papierkorb. Sein Vater denkt gar nicht daran, in die Schule zu kommen. »Was glauben diese Lehrer eigentlich? Ich bin selbstständig. Woher soll ich die Zeit nehmen?«
    Â»Herr Malert sagt, alle Eltern müssen kommen.«
    Â»â€ºMüssen‹ muss ich gar nichts! Sag ihm, ich hab anderes zu tun. Bleibst du sitzen?«
    Kristian schüttelt den Kopf. Seine Noten sind nicht gut, aber für eine Vier reicht es immer noch.
    Â»Na also. Kein Gesprächsbedarf!«
    Einen Tag später überreicht Herr Malert Kristian einen Brief. »Da sich deine Eltern nicht gerührt haben, bekommen Sie jetzt von mir einen der noch freien Termine zugeteilt. Wenn keiner kommen kann, sollen sie mich anrufen.«
    Dieser Brief landet ebenfalls im Papierkorb. Der Vater hat ihn nicht einmal geöffnet.
    Aber Herr Malert bleibt hartnäckig. Er fragt Kristian täglich, wann seine Mutter zurückkommt. Kristian behauptet auch noch, sie sei in der Slowakei, als sie längst wieder da ist. Er fürchtet das Gespräch der Mutter mit dem Lehrer, fürchtet, dass die Mutter danach Fragen stellt, Fragen, die er nicht beantworten darf. Erst als Herr Malert mit dem Jugendamtdroht, gibt Kristian zu, dass die Mutter zurückgekommen ist, aber nicht weiß, dass der Lehrer mit ihr sprechen will.
    Diesmal schreibt Herr Malert keinen neuen Elternbrief. Er steht eines Tages unangemeldet vor der Tür. Hausbesuche der Lehrer sind an der Schule üblich, sie sind Teil des Schulvertrages, den alle Eltern unterschreiben müssen, wenn sie ein Kind auf diese Schule schicken wollen. Außerdem erwähnt der Lehrer, dass er das Jugendamt informieren muss, wenn die Eltern weiterhin den Kontakt mit der Schule verweigern. Immerhin hat Kristian Fehlzeiten angesammelt, die so umfangreich sind, dass sie gemeldet werden müssen.
    Und so zögert die Mutter nur kurz, bittet den Lehrer dann aber herein.
    Kristian weiß nicht, was schlimmer ist: ein wütender Vater, der den Lehrer beschimpft, oder eine Mutter, die vielleicht gleich Dinge erfährt, die sie besser nicht wissen sollte. Sie hat doch keine Ahnung,

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