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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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die Burgwachen münden.«
    »Oder einem Kerker«, bemerkte Charles und musste an eine andere Treppe, an eine andere Zeit denken.
    »Oder einem Kerker«, pflichtete ihm Julian grimmig bei, der ebenfalls von Erinnerungen geplagt wurde. Diese Treppe war älter, sonst aber auf unheimliche Weise der anderen ähnlich.
    Seine Kerze hochhaltend, um den oberen Bereich der Treppe genauer zu untersuchen, rief Marcus: »Himmel! Seht mal nach oben! An der Außenwand entlang, seht ihr da auch das schmale Sims unter den mit Brettern verdeckten
Stellen? Ich wette, wenn man die Bretter wegnimmt, werden sich darunter Mauerschlitze für Bogenschützen finden lassen.«
    Nachdem sie mehr davon in der Wand entdeckt hatten, stimmten sie alle überein, dass Marcus recht hatte.
    Während er nachdenklich die schweren Bohlen betrachtete, die die Schießscharten bedeckten, sagte Charles: »Wenn die Holzbalken entfernt werden, kann die Sonne hereinscheinen und tagsüber für Licht sorgen, was sinnvoll wäre. Ich habe mich schon gefragt, warum es so gar kein Licht hier drinnen gab.«
    »Und es würde auch frische Luft hereinlassen«, sagte Julian.
    Mit gerunzelter Stirn fragte Adrian: »Aber wie sind die Bogenschützen nach dort oben gekommen? Und warum sollte man die Plätze für sie so weit über der Treppe vorsehen?«
    »Sie haben gewiss Leitern benutzt«, antwortete Marcus. »Sobald die Bogenschützen oben sind, konnten die Leitern gegen die Wand gelehnt werden, sodass sie nicht mehr im Weg standen und die Treppe trotzdem von den Soldaten und für Nachschub weiter genutzt werden konnte, wenn die Burg belagert wurde.«
    Adrian seufzte hingerissen. »Das hier ist einfach wunderbar. Ich kann es gar nicht abwarten, nach oben zu gehen und selbst nachzusehen.«
    Vorsichtig gingen sie weiter nach unten. Charles merkte sofort, dass es kälter wurde, je weiter sie nach unten kamen. Er wehrte sich gegen die Kälte, die er sogar in seinem Wolljackett empfindlich spürte; er versuchte sich einzureden, das sei nur normale Zugluft und habe nichts mit irgendetwas Übernatürlichem zu tun. Es ist meine überreizte Phantasie,
entschied er schließlich, aber er konnte auch nicht abstreiten, dass er sich unwohl fühlte.
    Die Treppe machte eine scharfe Wendung. Als sie um die Ecke bogen, entdeckten sie einen Absatz, der groß genug war, dass sie zu viert bequem dort stehen konnten. Sie hielten an und besahen sich die Stelle genauer. Nach einem prüfenden Blick auf die Innenmauer bildete sich eine steile Falte auf Charles’ Stirn.
    Er fuhr mit den Händen über das Mauerwerk und sagte: »Ich wette, hier war früher mal eine Öffnung.« Seine Finger lagen auf den eisernen Überresten eines Wandleuchters. Ein rascher Blick brachte die Entdeckung, dass keine sechs Fuß entfernt ein weiterer war. »Die hier müssen zu beiden Seiten der Tür oder des Torbogens gewesen sein. Ich tippe darauf, dass hier mal ein Zimmer war.«
    Als ob eine Tür zum Nordpol aufgestoßen worden war, drang eisige Kälte auf Charles ein und raubte ihm den Atem. Überreizte Phantasie hin oder her, die Eiseskälte war unnatürlich und für seinen Geschmack einer anderen viel zu ähnlich. Die Haut in seinem Nacken prickelte unangenehm. Vorsichtig schaute er sich um und war erleichtert, dass kein Geist hinter ihm lauerte. Und welcher würde es wohl sein? Sir Wesley oder Katherine?
    »Himmel!«, entfuhr es Julian, der damit seine Gedanken unterbrach. »Bin das nur ich, oder friert ihr auch so? Es fühlt sich hier drinnen an wie mitten in einem Dezemberschneesturm.«
    »Doch, das stimmt«, sagte Marcus. Verwundert schaute auch er sich um. »Und eben war es das noch nicht.«
    »Nein«, pflichtete ihm auch Adrian bei. Er sah Charles an. »Erinnert mich an Mrs. Darbys Trick neulich Nacht. Weißt du noch, wie kalt es in dem Raum wurde?«
    »Ich glaube nicht, dass das hier ein Trick ist«, bemerkte Charles ruhig. Und wie, verdammt, soll ich ihnen beibringen, dass es am Ende ein Geist ist?
    »Vielleicht ist doch ein Stück von der Wand eingestürzt«, schlug Marcus vor. »Das würde die plötzlich eiskalte Luft erklären.«
    »Vielleicht«, stimmte ihm Charles zu, wusste aber, dass das nicht der Fall war. Ich hätte Goodson um sein Kruzifix bitten sollen, überlegte er reuevoll, weil keine gewöhnliche Waffe Sir Wesley aufhalten wird.
    Marcus tat die Kälte mit einem Achselzucken ab, stellte sich neben Charles und betrachtete die Wand genauer, die diesem eben aufgefallen war. Nach einer Weile sagte er:

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