Woge der Begierde
setzte ein gezwungenes Lächeln auf und verkündete: »Nun, ich danke Ihnen ebenfalls, Sir. Wir sind Ihnen für Ihre Unterstützung sehr verbunden.«
Charles hätte ihr beinahe ins Gesicht gelacht. Aus irgendeinem Grund schien er der Letzte zu sein, von dem sie Hilfe annehmen wollte, was er ebenfalls faszinierend fand.
»Wie sehr sind Sie verletzt?«, fragte er und wandte sich der vor ihm liegenden Aufgabe zu.
»Überhaupt nicht«, antwortete sie, dankbar für den Themenwechsel. »Es ist nur, dass mein blöder Fuß eingeklemmt ist. Adrian und April haben versucht, die Felsen anzuheben, aber sie hatten nicht genug Kraft. Die Steine haben sich verkeilt.«
»Nun, dann wollen wir mal sehen, was wir tun können«, erwiderte Charles und stellte sich hin.
Wie sie es gesagt hatte, waren die Felsen verkeilt, und nichts, was er und Adrian versuchten, konnte sie bewegen.
Er entledigte sich seines Rockes, um mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten, und legte ihn Daphne um die Schultern, ehe er sich wieder den Felsen zuwandte.
Das kleine Feuer ging langsam aus, und da die Sonne draußen unterging, kühlte auch in der Höhle die Luft weiter ab, sodass Daphne für die zusätzliche Wärme dankbar war, selbst wenn sie von Mr. Westons Jacke stammte. Ihre eigene Bequemlichkeit jedoch war die geringste ihrer Sorgen, und sie fragte: »Ist April in Ordnung? Sie schätzt die Dunkelheit nicht, wissen Sie. Adrian, vielleicht solltest du zu ihr gehen und dich davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist.«
»Machen Sie sich keine Sorgen um April«, antwortete Charles, als er einen Moment innehielt, um zu Atem zu kommen, nachdem er mehrere Minuten mit den sturen Steinen gerungen hatte. »Sie sammelt mehr Treibholz, und ich bin davon überzeugt, dass sie es ins Feuer legen wird, damit es heller brennt und so die Dunkelheit vertreibt. Sie scheint ein vernünftiges junges Mädchen zu sein.«
»Selbstverständlich ist sie das«, erwiderte Daphne scharf. »Es ist nur so, dass ich mich um sie sorge. Sie ist …«
»Ich denke, gerade jetzt sollten Sie sich mehr um sich selbst sorgen«, unterbrach Charles sie.
Was für ein grober, anmaßender Mann, dachte Daphne und entschied, dass ihr erster Eindruck von ihm vorhin am Strand doch zutreffend gewesen war. Selbst wenn er teuflisch gut aussah und auch wenn er ihr half, war er doch unhöflich. Er hatte keinen Grund, überlegte sie aufgebracht, ihre Sorgen wegen ihrer Schwester so brüsk abzutun.
Charles schaute sich um, und der steile Winkel, in dem sich die Felsen türmten, gefiel ihm ebenso wenig wie der Umstand, dass mehrere Gesteinsbrocken so aussahen, als
würden sie jeden Augenblick herunterfallen. Wenn die Steine ins Rutschen gerieten … Er presste die Lippen aufeinander. Es drohte, gestand er sich unbehaglich ein, die alles andere als unwahrscheinliche Möglichkeit, dass der Ausgang der Höhle verschüttet würde … und Daphne in der Gefahr schwebte, unter den Steinen begraben zu werden … oder mindestens, dass ihr der Ausgang versperrt wäre. Mit neuer Dringlichkeit stemmte er sich gegen die Felsen, behielt die Gesteinsbrocken über ihnen aber im Auge.
Er spürte den größten Stein nachgeben, unter dem Daphnes Fuß gefangen war, und empfand tiefe Befriedigung, die aber rasch erstarb, als mehr Steine und kleinere Felsstückchen herunterfielen. Er schaute Daphne in die großen haselnussbraunen Augen und erkannte, dass sie sich der Gefahr bewusst war. Schön und auch noch klug, dachte er, ohne den Blick von ihr zu wenden.
Sie sah ihn eindringlich an, ehe sie ruhig sagte: »Adrian, mein Feuer geht bald aus, wenn wir nichts nachlegen. Könntest du bitte nachsehen, ob April genug Treibholz gesammelt hat, dass etwas für mich übrig ist?«
Adrian zögerte, schaute von einem Erwachsenen zu dem anderen und spürte vielleicht, dass etwas Unausgesprochenes in der Luft lag.
»Der Vorschlag Ihrer Schwester ist weise«, erklärte Charles. »Wir haben keine Ahnung, wie lange wir benötigen werden, sie zu befreien - das Licht des Feuers ist nicht nur für uns von Nutzen, sondern verhindert auch, dass sie auskühlt.« Er lächelte in seine Richtung. »Und ich erhalte dadurch die Gelegenheit, ein wenig zu verschnaufen.«
Schön, klug und tapfer, stellte Charles fest und fragte sich unwillkürlich, was Julian wohl von ihr halten würde. Nicht, dass das von Bedeutung wäre.
Adrian schob sein Kinn vor, und Daphne sank das Herz. Oh je, er würde stur sein.
Ehe sie etwas sagen konnte, bemerkte Charles
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