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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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entsetzliche Sekunden auf seinen Stuhl, dann erschien wieder das charmante Lächeln, und er sagte: »Gewiss. Wir tun einfach so, als sei es nie geschehen.«
    Mit dem Gefühl, als sei er mit knapper Not den Klauen einer großen Raubkatze entkommen, schenkte ihm Trevillyan ein schwächliches Lächeln. »Raoul hat mich gewarnt, dass Sie das Gemüt eines Teufels haben, aber ich habe ihm nie geglaubt - bis gerade eben. Dieser Ausdruck in Ihren Augen … der hat mich ganz schön erschreckt, das kann ich wohl sagen.«
    »Ich dachte«, bemerkte Charles, »wir hätten uns darauf geeinigt, so zu tun, als sei der Vorfall nie geschehen.«
    Trevillyan, dem das harte Glitzern in Charles’ Blick gar nicht gefiel, beeilte sich, ihm zu versichern: »Richtig, es ist nie geschehen.«
    »Also, sagen Sie«, fuhr Charles höflich fort, »wie sehen Ihre Pläne für heute Abend aus? Speisen wir allein, oder haben Sie ein paar Freunde zur Gesellschaft eingeladen?«
    »Dachte, Sie würden auf Beaumont Place zu Abend essen«, erwiderte Trevillyan. »Hatte vor, einen kleinen Käfer zu besuchen, den ich in Penzance aushalte.«
    »Bitte, gehen Sie Ihre Mätresse besuchen - lassen Sie sich nicht durch mich davon abhalten, die Dame zu beehren.
Ich kann mich allein unterhalten. Eames wird dafür sorgen, dass ich keinen Hunger leiden muss. Ich bin durchaus an das Alleinsein gewöhnt.«
    »Schlechter Stil für einen Gastgeber.«
    Charles grinste. »Bestimmt nicht. Ich bin ein schlechter Gast. Gehen Sie zu Ihrem ›Käfer‹ - und bitte, gehen Sie grundsätzlich davon aus, dass Sie frei über Ihre Zeit bestimmen können, solange wir nicht ausdrücklich andere Pläne haben, und machen Sie sich um mich keine Sorgen.«
    »Was ist mit den … äh, toten Frauen?«
    Charles zuckte die Achseln. »Bis etwas Neues entdeckt wird, fürchte ich, sind die Nachforschungen ins Stocken geraten. Wir wissen noch nicht einmal ihre Namen, daher haben wir keine Möglichkeit, irgendeiner Spur zu folgen, haben keine Ahnung, wo sie herstammen oder wer einen Grund hätte, sie umzubringen.«
    »Ich denke nicht«, bemerkte Trevillyan ruhig, »dass es einen nachvollziehbaren Grund gab, sie zu töten. Ich habe die Leiche nicht gesehen, die Brierly gefunden hat, aber die Frau am Strand …« Er erschauerte und fügte hinzu: »Es schien das Werk eines Irren zu sein.«
    Zu dem Thema gab es nichts mehr zu sagen. Aber später an dem Abend, nachdem er sich mit einem vorzüglichen Mahl, bestehend aus Schildkrötensuppe, Kalbsbraten, Salzkartoffeln mit geliertem Spargel und Austern, begleitet von einem erlesenen Rheinwein, gestärkt hatte, kehrten Charles’ Gedanken wieder zu der Möglichkeit zurück, dass Raoul noch am Leben war und seinem schrecklichen Hobby weiter nachging.
    Er lehnte das angebotene Dessert ab und nahm ein Glas Wein mit, als er sich in die Bibliothek zurückzog, um in Ruhe nachzudenken. Seine langen Beine zum Feuer hin
ausgestreckt, gönnte er sich ab und zu einen Schluck aus seinem Glas, während seine Gedanken um die ermordeten Frauen kreisten.
    Er erinnerte sich wieder und wieder daran, dass Raoul zweimal in die Brust geschossen worden war. Und dass der Sturz durch das Loch im Kerkerboden gut und gerne dreißig Fuß tief gewesen war, vielleicht sogar mehr. Hatte Raoul das überleben können? Seine Lippen wurden schmal. Alles war möglich. Es hatte eine Menge Blut gegeben, aber das hieß nicht, dass seine und Julians Kugeln tödlich getroffen hatten. Und auch wenn der Sturz durch das Loch sicher schmerzhaft gewesen war, musste er nicht notwendigerweise zum Tod geführt haben. Zwischen seinen Brauen stand eine steile Falte. Julian und Nell hatten keinen Zweifel an Raouls Los. Nells Albträume, ihre unheimliche Verbindung zu Raoul und den hässlichen Dingen, die er unten in dem Kerker unter dem Wyndham’schen Dower House begangen hatte, hatten aufgehört, und das überzeugte sie mehr als alles andere, dass Raoul tot sein musste.
    Nell und Julian mochten zufrieden sein, aber da Raouls Leichnam nie gefunden worden war, konnte Charles das widerliche Gefühl nicht abschütteln, dass sein Halbbruder noch am Leben war. Es war völlig widersinnig, das ließ sich nicht abstreiten, und er konnte mit keiner Antwort auf die Frage dienen, wie Raoul, allein und schwer verwundet, es geschafft haben sollte, sich in Luft aufzulösen.
    In der Erkenntnis, dass er sich im Kreis drehte, wandte sich Charles den Frauen zu, die hier in Cornwall umgebracht worden waren. Nach dem, was

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