Woge der Begierde
Hutton hat sie einmal erwähnt«, begann Daphne vorsichtig, »und gesagt, wenn ich welche von den alten Geschichten hören wollte, die sich um die Beaumonts ranken, dann wäre Anne Darby genau die Richtige.«
»Vikar Henleys Sammlung bietet nicht ausreichend Informationen?«
Die Röte in ihren Wangen vertiefte sich, als Daphne erklärte: »Seine Sammlung ist zwar vollständig, aber sie ist eher … trocken zu lesen und nicht so lebendig wie die Geschichten, die Mrs. Darby sicherlich erzählen kann.«
»Aber eine Hexe, meine Liebe! Bist du sicher, dass das klug ist? Die Geschichten, die sie sich ersinnen wird, sind vermutlich nicht mehr als Schreckgeschichten für Kinder.«
»Was kann schon Schlimmes daraus erwachsen?«
»Das fragst du noch? Sieh dir nur deine lieben Geschwister an - sie sind beide ganz versessen darauf, diese Person zu treffen. Dieses ganze Gespräch an sich ist schon völlig unpassend für sie.«
Daphne zuckte die Achseln. »Ich sehe nicht, wie sich ein paar Geschichten anzuhören, die sich mit unseren Vorfahren befassen, so furchtbar schlimm sein soll.«
Miss Kettle dachte einen Moment nach, dann fragte sie unvorsichtigerweise: »Hast du dieses Vorhaben schon mit Mr. Weston besprochen? Ich frage mich, was er wohl davon hält, dass seine Verlobte so unüberlegt handelt. Ich bin sicher, er wird das nicht gutheißen.«
Daphne versteifte sich. »Das geht Mr. Weston gar nichts an. Ich bin bestens in der Lage, selbst die Entscheidung zu treffen, Mrs. Darby zu besuchen, ohne dafür erst Mr. Westons Einwilligung einzuholen. Er wird mein Ehemann sein, nicht mein Aufpasser.«
Adrian lachte laut auf. »Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher. Weston erscheint mir nicht zu der Sorte Mann zu gehören, die sich willig unter den Pantoffel begibt. Sobald ihr verheiratet seid, wette ich, findest du heraus, dass er mitnichten die Aktivitäten seiner Frau ignoriert, besonders wenn es darum geht, Hexen zu besuchen.«
»Ach, Unsinn, wen kümmert schon, was Mr. Weston
denkt«, erklärte April leichthin. »Daffy ist noch nicht mit ihm verheiratet, also ist das, was sie treibt, ihre Sache.« Sie wandte sich an ihre Schwester und bettelte: »Bitte, lass mich mitkommen - es wird so aufregend werden!« Ihre blauen Augen sprühten vor Lachen, als sie ihrem Bruder einen Blick zuwarf und leise sagte: »Vielleicht gibt mir diese Hexe einen Trank, mit dem ich Adrian in eine Kröte verwandeln kann.«
»Ich habe keine Angst vor einer Hexe oder vor Zaubersprüchen und Tränken«, entgegnete Adrian überheblich und lächelte seiner Schwester übermütig zu. »Keiner ihrer Zaubersprüche wird mir schaden! Du allerdings bist ein ganz anderer Fall - du wirst monatelang Albträume haben.« Er zog eine Braue hoch und sah Daphne an. »Ich denke, ich bringe dich besser hin und schaue mir diese Hexe selbst einmal an.«
Miss Kettle blickte Daphne streng an. »Siehst du? Schon jetzt reden sie nur noch von Zaubersprüchen und Hexentränken. Das ist kein angemessenes Thema für junge, leicht zu beeindruckende Köpfe.«
Daphne stimmte ihr zu, aber es gab wenig, was sie jetzt noch wegen ihres Entschlusses an diesem Nachmittag unternehmen konnte, sich Miss Darby vorzustellen. Ich hätte warten sollen, dachte sie reuig, und sie alleine aufsuchen. Sobald Adrian von dem Besuch erfahren hatte, stand fest, dass April davon ebenfalls wissen würde. Nun, da die Katze aus dem Sack war, war es unwahrscheinlich, dass einer von ihnen es ihr erlauben würde, sich Freitagnachmittag allein mit Goodsons Schwester zu treffen. Daher fügte sie sich in das Unvermeidliche und sagte: »Es ist vielleicht nicht das Beste für sie, aber ich fürchte, da sie bereits davon wissen, gibt es wenig, was ich dagegen unternehmen kann. Außerdem,
wenn ich ihnen nicht erlaube, mit mir zu kommen, werden sie sich nur noch viel absurdere Sachen ausdenken, als Goodsons Schwester vermutlich zu erzählen hat.«
Ohne Aprils Freudenschrei und Adrians Gelächter weiter zu beachten, runzelte Miss Kettle die Stirn. »Ich muss dagegen Einspruch erheben. Du kannst doch nicht ernsthaft daran denken, diese beiden Lämmchen mit auf einen Besuch bei einer Hexe zu nehmen! Selbst wenn sie die Schwester unseres ehrenwerten Goodson ist, ein Umstand, den zu glauben mir übrigens schwerfällt. Selbstverständlich - was immer seine Schwester sein mag - sagt das nichts über Goodsons Achtbarkeit.«
»Mrs. Hutton nach, die mit beiden, Goodson und Mrs. Darby, hier aufgewachsen ist,
Weitere Kostenlose Bücher