Woge der Begierde
Beiläufigkeit behandelte, während sich alle um den Frühstückstisch versammelten, und bezweifelte, dass sie je eine fügsame Ehefrau abgeben würde. Ein anerkennendes Lächeln spielte um seinen Mundwinkel, weil sie ihren Kopf leicht von ihm abgewandt hielt, während sie sich angeregt mit Miss Kettle über die Anpflanzung neuer
Rosenbüsche im Ostgarten unterhielt. Das Leben mit Daphne würde nie vorhersehbar werden, und er könnte wetten, dass das Wort Langeweile niemals in sein Vokabular Eingang finden würde, wenn er sie erst einmal geehelicht hatte.
Ein weiterer besorgter Blick von Miss Kettle erregte seine Aufmerksamkeit. Als Daphne aufstand, um sich eine Scheibe kalten Lendenbraten aufzutun, lächelte er der kleinen Gouvernante beruhigend zu. Er würde ihr Zutun zu seinem Erscheinen an diesem Morgen nicht preisgeben, auch wenn das ein Problem für ihn darstellte: Wenn er Miss Kettle schützen wollte, musste er anderweitig von dem geplanten Ausflug erfahren. Er ging gerade verschiedene Möglichkeiten dazu im Geiste durch, als April ihn des Dilemmas enthob.
Ohne daran zu denken, dass Mr. Weston den Besuch vielleicht nicht gutheißen würde, lächelte sie Charles strahlend an und fragte ohne Umschweife: »Hat Daffy Ihnen schon erzählt, dass wir morgen eine Hexe besuchen wollen?«
Daphne zuckte zusammen, und ihre Gabel landete scheppernd auf ihrem Teller. Sie kehrte rasch zum Tisch zurück und warf ihrer Schwester einen mahnenden Blick zu. »Ich bin sicher, dass es Mr. Weston nicht wirklich interessiert, wie wir uns die Zeit vertreiben«, erklärte sie scharf und nahm wieder Platz.
»Da irren Sie«, bemerkte Charles, froh, dass die Katze nun aus dem Sack war und Miss Kettle sich entspannen konnte, ohne Entdeckung zu fürchten. »Ich bin sogar sehr daran interessiert.« Mit einem arglosen Lächeln fügte er hinzu: »Wissen Sie, ich glaube, ich hatte noch nie das Vergnügen, eine Hexe kennen zu lernen.«
»Warum kommen Sie morgen dann nicht einfach mit?«,
fragte Adrian und zog rasch seine Beine unter dem Tisch zur Seite, um Daphnes Tritt auszuweichen.
»Danke. Ich glaube, das werde ich«, sagte Charles. »Um wie viel Uhr soll ich hier sein?«
»Wir treffen uns nicht hier im Haus«, stieß Daphne zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir gehen zu Mrs. Darbys Haus, das gleich hinter Penzance liegt. Es ist ein sehr kleines Haus, und als ich mich mit ihr verabredet habe, war nur von mir als einzigem Besucher die Rede. Ich denke nicht, dass sie es begrüßen wird, wenn statt meiner eine ganze Horde Fremder ohne Vorwarnung bei ihr einfällt.«
»Dann warnen Sie sie doch bitte«, versetzte Charles. »Oder noch besser, senden Sie ihr einen Brief und unterrichten Sie sie von den geänderten Plänen. Lassen Sie sie nach Beaumont Place kommen. Es macht wenig Sinn, wenn wir alle nach Penzance aufbrechen, solange es hier genug Platz gibt.«
Daphne holte tief Luft und überlegte, dass Mr. Weston tatsächlich der aufreizendste Mann war, dem sie je begegnet war. Und ausgerechnet ihn sollte sie heiraten! »Es gibt gute Gründe«, begann sie in vernünftigem Ton, »weshalb es am besten schien, Mrs. Darby in ihrem Heim zu besuchen.«
April lehnte sich vor und erklärte mit vertraulich gesenkter Stimme: »Die Hexe ist Goodsons Schwester.«
Charles hob eine Braue. »Ach was! Umso mehr Grund, dass sie herkommt.« Er schenkte Daphne ein träges Lächeln. »Sie kann dann auch gleich ihren Bruder sehen, ehe sie mit uns spricht.« Er schaute verwirrt in die Runde. »Äh, hat mir eigentlich schon jemand gesagt, weshalb wir überhaupt eine Hexe treffen wollen?«
»Sie erzählt uns Geschichten von früher über Beaumont
Place und unsere Vorfahren«, verkündete April fröhlich. »Daffy hat gesagt, Vikar Henleys Aufzeichnungen sind so öde, und dass Mrs. Darbys Geschichten viel lebendiger und interessanter sein werden.«
»Ich missbillige diese ganze Sache aufs Schärfste«, warf Miss Kettle ein. »Mit Hexen Umgang pflegen! Das gehört sich ganz und gar nicht.«
»Oh, da bin ich völlig Ihrer Meinung«, erwiderte Charles sonnig, und gewann damit weitere Punkte bei Miss Kettle. Er lächelte sie an, wie von einem vernünftigen Erwachsenen zum anderen. »Aber was können wir schon tun? Miss Daphne ist wild entschlossen, und Sir Adrian und Miss April freuen sich darauf. Sicherlich wollen wir sie nicht enttäuschen, oder? Indem wir Mrs. Darby hier nach Beaumont Place einladen, können wir auf alles besser ein Auge haben und
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