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Woge der Begierde

Woge der Begierde

Titel: Woge der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirlee Busbee
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wäre auch sinnlos gewesen, dachte sie fast bitter, nachdem Mrs. Darby verkündet hatte, dass das Kruzifix früher einmal Sir Wesley gehört hatte. Und obwohl sie wusste, was sie am Abend zuvor gesehen hatte, hatte Daphne die Hoffnung gehegt, dass sie sich im kalten Morgenlicht einreden könnte, überreagiert zu haben, aber das war nicht der Fall. Sie hatte zwar keine Ahnung, was es mit der seltsamen kleinen und irgendwie nebeligen Erscheinung auf sich hatte, die sie vor ein paar Wochen in ihrem Schlafzimmer geweckt hatte, aber wenn sie etwas glaubte, dann das, dass sie gestern den Geist von Sir Wesley gesehen hatte. Und nur sein Kruzifix, gesegnet vom Papst persönlich, hat uns vor weiß der Himmel was für
einem Übel bewahrt, gestand sie sich mit einem Gefühl des Unbehagens ein.
    Wenn die Angelegenheit auch eine gute Seite hatte, dann die, dass Charles und Mrs. Darby das Gleiche gespürt und gesehen hatten. Offensichtlich wurde sie nicht verrückt, und sie bildete sich auch nicht irgendwelche Sachen ein. Bis zu dem Augenblick hatte sie gar nicht geahnt, wie sehr diese geheime Furcht sie bedrückt hatte. Erst jetzt wurde es ihr angesichts der Erleichterung, die sich in ihr breitmachte, bewusst. Natürlich, rief sie sich niedergeschlagen ins Gedächtnis, konnte sie nun »verrückt sein« durch »verfolgt werden von dem unliebsamen Geist von Sir Wesley« ersetzen.
    Und Charles? Was dachte er? Daphne runzelte die Stirn. Er hatte gegen die Vorstellung nicht laut protestiert, dass sie gestern einen Geist gesehen hatten. Aber wie würde er reagieren, wenn sie ihm von ihrem kleinen Gespenst berichtete? Nach Sir Wesley schien ihr die weinende Besucherin aus ihrem Schlafzimmer harmlos und zahm. Würde Charles denken, dass sie sie sich eingebildet hatte?
    Daphne erstarrte. Wann hatte sie angefangen, von der Nebelerscheinung als weiblich zu denken? Sie wusste es nicht, wusste nur, dass es sich richtig anfühlte. Sie war überzeugt, dass, was auch immer sie in der ersten Nacht aufgesucht hatte, weiblich war. Lag es vielleicht am Weinen, dass sie das glaubte? Oder weil es so klein war? Das Fehlen des Gefühls von Gefahr? Noch einmal, sie wusste es nicht, sie war nur überzeugt, dass die seltsame Erscheinung in dem Zimmer hier eindeutig eine Frau gewesen war.
    Ein Laut entschlüpfte ihr, halb Lachen, halb Verzweiflung, und sie ließ ihre Hände in den Schoß sinken. Glaubte sie wirklich, dass Beaumont Place nicht nur einen, sondern
gleich zwei Gespenster beherbergte? Sir Wesley - sie zweifelte keine Sekunde, dass die schreckliche schwarze Masse gestern er gewesen war … oder eher sein Geist. Und das unglückliche kleine weibliche Gespenst? Und das Weinen, das Adrian und April gehört hatten, was war damit? Stammte es von »ihrem« Geist oder von etwas anderem? Dass es von Sir Wesley kommen könnte, wies sie gleich von sich. Es war viel wahrscheinlicher, dass er der Grund für das Weinen war als andersherum. Sie hob den Kopf, kniff die Augen zusammen. War es möglich? Konnte es eine Verbindung zwischen ihrem Geist und Sir Wesley geben?
    Sie erkannte, dass darüber zu grübeln wenig bringen würde, sodass sie aufstand und zu ihrer Frisierkommode ging. Nachdem sie sich mit einem Blick in den Spiegel vergewissert hatte, dass sie normal aussah und nicht halb übergeschnappt, zupfte sie die Röcke ihres blassrosa Musselinkleides zurecht und verließ das Zimmer, dann schloss sie die Tür fest hinter sich. Wenn ich nur ebenso leicht die Gedanken an Gespenster wegschließen könnte , dachte sie wehmütig und stieg die breite geschwungene Treppe hinab.
    Sie war eine der Letzten, die im Frühstückssalon eintrafen. Nachdem sie sich am Sideboard Landschinken und eine kleine Schüssel Erdbeeren, frisch aus dem Gewächshaus von Beaumont Place, etwas Toastbrot und Kaffee genommen hatte, gesellte sie sich zu den anderen am Tisch.
    »Wie, denkst du, hat sie es angestellt, Daffy?«, wollte Adrian in dem Moment von ihr wissen, in dem sie sich hingesetzt hatte. Seine blauen Augen strahlten und blickten wachsam, während er auf ihre Antwort wartete.
    »Spiegel vielleicht?«, schlug sie in gleichgültigem Ton vor. Adrian glaubte an einen ausgefeilten Trick, und sie wollte
ihren Bruder nicht der Illusion berauben, ein besonderes Kunststück gesehen zu haben.
    Er dachte einen Augenblick darüber nach, ehe er den Kopf schüttelte. »Nein. Jemand anders hätte ihr dann helfen müssen.« Er runzelte die Stirn. »Hmm, ich frage mich, ob die Entzweiung

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