Woge der Begierde
gegen die Welt, sondern wenn sie Charles heiratete, heiratete sie in eine große und weit verzweigte Familie, die nicht nur sie, sondern auch ihren Bruder und ihre Schwester mit offenen Armen aufgenommen hatte. Sie musterte ihn, ihren Bräutigam, und spürte, wie sich ihre Vorbehalte auflösten, ihre Unsicherheit verflog. Vor dem Vikar stehend traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz, dass sie sich nicht vorstellen konnte, jemand anderen zu heiraten. In dieser Sekunde der Verblüffung erkannte sie drei Dinge: Sie vertraute ihm uneingeschränkt, seine Berührung vermochte ihren Körper zu entflammen, und sie hatte sich in ihn verliebt.
Ihre Augen wurden groß, sie stand da, starr vor Schreck. Natürlich liebte sie ihn. Wie konnte sie auch nicht? Er war ehrenhaft und freundlich und attraktiv, kurz alles, was man sich von einem Ehemann nur wünschen konnte, und seine Zuneigung zu Adrian und April steigerte seine Anziehung nur. Sie erkannte, dass sie so sehr mit der Zukunft ihrer Geschwister beschäftigt gewesen war, dass sie gar nicht auf ihr Herz geachtet und nicht gehört hatte, was es ihr in den letzten Wochen zu sagen versuchte. Sie liebte ihn. Ganz und gar und bis in alle Ewigkeit.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem so strahlenden Lächeln, dass Charles blinzelte, den Atem anhielt und unwillkürlich einen Schritt auf sie zu machte. Er hatte keine Ahnung, was sie dachte; er wusste nur, er wollte, dass sie ihn immer mit diesem schmelzenden Gesichtsausdruck anschaute … und dass er sie verzweifelt küssen wollte.
Sein Blick blieb an ihrem weichen Mund hängen, und er beugte sich sogar schon vor, als die Stimme des Vikars erklang, der die Eröffnungsworte sprach und ihn so daran erinnerte, wo er sich befand und was er tat.
Mit verschlungenen Händen wiederholten sie ihre Versprechen, Charles’ Stimme laut und kräftig, Daphnes ruhig und gedämpft. Und dann war es vorüber - sie waren verheiratet und verließen Seite an Seite die Kirche, gefolgt von den anderen, und traten in den blassen Februarsonnenschein.
Charles und Daphne fuhren gemeinsam zurück nach Beaumont Place in der gut gefederten, schwarz und weinrot lackierten Kutsche, die Charles vor ein paar Tagen aus Stonegate hatte herbringen lassen. Gezogen wurde sie von einem Vierergespann Brauner, von denen jedes Pferd eine weiße Blesse hatte und weiße Fesseln und die die Strecke nach Beaumont Place in Rekordzeit zurücklegten.
Daphne lehnte sich in die weinroten Samtpolster zurück und schaute nach draußen, während sie über die Landstraße rollten. Sie hatte sich immer noch nicht ganz von der Erkenntnis erholt, dass sie in ihren frischgebackenen Mann verliebt war, sodass sie sich nicht in der Lage fühlte, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Ohne etwas von der vorüberziehenden Landschaft wahrzunehmen, dachte sie: »Ich liebe meinen Ehemann. Ich liebe Charles Weston . Ich liebe ihn.«
Als Charles ihre Hand nahm und einen Kuss auf den Handrücken hauchte, erschrak sie und schaute ihn an.
Charles betrachtete sie fragend, wunderte sich, was der Auslöser für ihr strahlendes Lächeln in der Kirche gewesen war und was genau jetzt gerade in ihrem hübschen Kopf vorging. Innerlich seufzte er. Vermutlich hat es mit Adrians oder Aprils Debüt in der Gesellschaft zu tun, überlegte er mit trockenem Humor. Laut sagte er nur: »Das ging doch eigentlich recht gut, oder?«
Sie nickte, war plötzlich in seiner Nähe von seltsamer Schüchternheit geplagt. Dieser gut aussehende, charmante Mann war ihr Gatte!
Ihre Fingerspitzen zart küssend schaute er ihr ins Gesicht. »Hallo, Ehefrau.«
Ein Lächeln, bei dem ihm das Herz kurz stehen blieb, nur um dann in beunruhigendem Tempo wieder zu schlagen, glitt über ihre Züge. »Hallo, Ehemann«, erwiderte sie leise, hob ihre andere Hand und streichelte ihm die Wange.
Bei ihrer Berührung, der Wärme ihrer Hand auf seiner Haut, musste Charles schlucken, mit einem Mal um Worte verlegen. Himmel! Sie war so schön. Und er war rettungslos in sie verliebt, vermutlich seit dem Augenblick, da er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Warum sonst hatte er in dieser vermaledeiten Höhle sein Leben für sie riskiert? Und sich ein Paar Gören aufgehalst? Ein Paar Gören, die in ihrer Zuneigung vor ihm kamen? Er schüttelte den Kopf, unfähig, sich zu konzentrieren, unfähig, an irgendetwas anderes zu denken als daran, wie sehr er sie liebte und wie heftig er sich wünschte, sie in sein Bett zu holen. Und wenn sie nicht bald
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