Wogen der Leidenschaft - Roman
umsichtig.
Aber sie war nicht bereit, sich ihrer Leidenschaft hinzugeben und sexuelle Lust mit dem Mann zu erleben, den sie schon als Teenager geliebt hatte. Was würde es ihr denn bringen, wenn sie ihn in ihr Bett und ihren Körper aufnahm und er die Absicht hatte, in zwei Monaten mit ihrem Neffen aus ihrem Leben zu verschwinden?
» Wenn du dich nicht bald entscheidest, nehme ich dich glatt auf der Motorhaube dieses Wagens.«
Emma spürte seine innere Spannung. Und er hatte geglaubt, sie wäre vorhin in Gefahr gewesen?
» Ich entscheide mich für das Dinner.«
Momentan schien er verwirrt, dann verdunkelte sich seine Miene. Plötzlich ließ er sie los, packte ihre Hände und zog sie über die Straße.
Emma unterdrückte ein geringschätziges Schnauben. Von wegen unerschütterliches Ego! Sie lächelte. Hoffentlich war es im Lokal mollig warm. Sie hatte die Absicht, beim Essen den Schal abzunehmen.
11
D ie kleine Hexe hatte im Lokal doch tatsächlich ihren Schal abgelegt. Ben schüttelte den Kopf, als er seine Dame zurück zum Wagen begleitete. Sie hatte sich mit Kartoffeln und Kohlsalat vollgeschlagen und zusätzlich noch einen Hamburger verdrückt, an dem ein Pferd erstickt wäre. Darauf war ein geradezu monströses Dessert gefolgt, das aus mehr Zuckerguss als Kuchen bestand.
Er hatte keinen Bissen hinuntergebracht.
Ihr Mantel war nun bis zum Kinn zugeknöpft, Gott sei Dank.
Hoffentlich würde er die Kraft besitzen, sie nach Hause zu bringen und an der Tür zu verlassen.
Das knallrote Kleid reichte vorne nur unwesentlich höher als im Rücken. Ihre lange Perlenkette krönte die Rundung ihrer Brüste sehr reizvoll.
Hinreißende Brüste– voll und weich–, und sie trug eindeutig keinen BH .
» Eine Kaltfront hat uns erwischt«, sagte sie. Ihr Atemhauch hing in der kalten Luft.
Kaltfront? Ihm war heißer als einem Halbwüchsigen mit einer Hundertdollarnote in einem Bordell.
» Die Tanzerei ist noch in vollem Gange. Möchtest du wieder hinein?«, fragte er, als er neben seinem Wagen stehen blieb.
» Nein, ich glaube, wir machen für heute Schluss.«
Ihr Ton klang irgendwie seltsam– fast so, als hätte sie Angst. Emma Sands, Nachtfliegerin, hitzköpfig, flintenbewehrt, hatte Angst. Aber nicht vor ihm– nicht genau.
Vielleicht fürchtete sie die emotionale Gefahr, die er darstellte. Vielleicht jagte ihr die Tatsache Angst ein, dass sie wie ein lange ruhender Vulkan ausbrach, wenn er sie küsste.
Ben öffnete die Tür seines Wagens.
» Ich bringe dich nach Hause, gebe dir einen Gutenachtkuss und komme morgen wieder.«
Große grüne Augen blickten fragend zu ihm auf. Ein erleichterter Seufzer entschlüpfte ihr, als sie sich umdrehte, um einzusteigen. Ben schloss leise die Tür, ging auf die andere Seite und stieg ein.
» Der Abend war nicht total vergeudet«, sagte sie, als er sich anschnallte.
» Nicht für dich. Du hast so viel gegessen, dass es für den ganzen Winter reicht.«
Sie sah ihn lächelnd an.
» Danke für das Dinner, aber ich meinte, dass der Tanz keine Vergeudung war. Du hast heute viel erreicht.«
Er war damit beschäftigt, sich von dem vollen Parkplatz herunterzumanövrieren.
» Wie das?«
» Du bist endlich in die Stadt gekommen, wurdest erkannt und konntest dich deinen Anklägern stellen. Heute werden alle zu Hause Stoff zum Nachdenken habe. Und da sie nun wissen, dass du da bist, musst du dich nicht länger in Medicine Creek Camps verstecken.«
Er runzelte die Stirn.
» Ich habe mich nicht versteckt.«
Sie tat das mit einer Handbewegung ab.
» Wenn du jetzt in die Stadt kommst, wird es keine hässliche Szene geben. Dein Auftauchen wird niemanden überraschen, und man wird dir nicht so feindselig begegnen.«
» Ach, deswegen warst du einverstanden, heute mitzukommen? Du wolltest meinen großen Auftritt in Medicine Gore nicht versäumen, um mitmischen zu können?«
Sie hob ihr Kinn.
» Ich wollte nur tanzen gehen. Es ist Jahre her, dass ich bei einem Tanzabend war.«
Ben stieß einen matten Seufzer aus. Mit Emma zu streiten war völlig vergebens.
» Und jetzt ist alles gut, glaubst du?«
» Nein, die Leute sind noch immer argwöhnisch. Aber sie werden auch vorurteilsloser sein.«
» Wegen deiner lautstarken Bekräftigung?«
» Weil ich ihnen kalte, harte Fakten vorgesetzt habe, die ihnen zu denken geben werden.« Ben sah, dass sie wieder ihr Kinn hob.
» Und ja, weil sie mich kennen. Sie wissen, dass ich dich nicht in meine Nähe lassen würde, wenn ich glauben
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