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Wogen der Liebe

Wogen der Liebe

Titel: Wogen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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eine Fee oder eine Hexe. Wer seinen Blick in diesen grünen versenkt, der kehrt nicht wieder.«
    Thoralf wich zurück. »Nein! Ich habe sie eurem Schutz anvertraut. Sie ist kein fremdes Wesen. Versprich mir, sie zu beschützen, Mutter, versprich es mir!«
    Verwundert blickte Astrid ihren Sohn an. »So viel liegt dir an ihr?«
    Thoralfs Schweigen war Antwort genug.
    Astrid wandte sich ab. »Ich will nur verhindern, dass du eine Dummheit begehst. Wenn sie dich nicht mehr mit ihren grünen Augen verhext …«
    »Mutter!« Entsetzt packte er sie und zwang sie, ihn anzuschauen.
    Verärgert wehrte sie ab. »Was erlaubst du dir, Sohn? Noch bin ich Herrin über Skollhaugen und bestimme, was geschieht. Ich werde nicht deine Hochzeit mit Gunnardviga und die ehrenvolle Vereinigung mit ihrer Sippe gefährden, indem ich dich gewähren lasse. Du erhöhst diese Sklavin auf ungebührliche Weise.«
    »Indem sie webt?«
    »Indem du sie küsst und sie dich wiederküsst.«
    »Du hast uns beobachtet?«
    »Ich weiß es, das muss dir genügen. Und nun erwarte ich, dass du ein folgsamer Sohn bist, der seiner Mutter nicht zuwiderhandelt.«
    Thoralfs Brustkorb schnürte sich zusammen. Er rang nach Luft. »Natürlich respektiere ich deinen Wunsch, Mutter«, erwiderte er gepresst. »Ich werde mich von Viviane fernhalten. Aber respektiere auch bitte meinen Wunsch, dass sie diesen Mantel webt.«
    Eine geraume Zeit blickte Astrid nachdenklich über den Fjord. »Ich respektiere deinen Wunsch. Sie wird diesen Mantel weben. Mehr nicht.«
    Thoralf atmete erleichtert auf. Es würde eine Weile dauern, bis sie diesen Mantel fertiggestellt hatte. So lange würde ihr nichts geschehen. Und bis dahin würde ihm etwas einfallen, wie er beides miteinander in Einklang bringen würde – Gunnardviga zu heiraten und Viviane zu lieben.

[home]
Intrigen
    D ie Erntezeit stand bevor. Unruhe hielt auf Skollhaugen Einzug. Yngvar hatte alle Hände voll zu tun und trieb die Knechte und Mägde an, die Vorratshäuser in Ordnung zu bringen, die Wagen zu reparieren, die Gespanne zu kontrollieren, die Sicheln, Sensen und Blattmesser zu schärfen und Körbe bereitzustellen. Jede Hand wurde nun gebraucht.
    Truud beschwerte sich bei Astrid, dass Viviane nicht für die Erntearbeiten herangezogen werden durfte. »Kann sie ihre Webarbeiten nicht unterbrechen? Dafür ist der lange Winter da. Bitte, Herrin, sonst schaffen wir das Einlagern des Wintervorrats nicht. Raudaborsti ist allein zum Blättersammeln unterwegs. Die Kleine schafft das nicht, Viviane muss sie unterstützen.«
    Astrid neigte den Kopf. »Das sehe ich ein. Soll sie ihre Webarbeit unterbrechen, schließlich hat Thoralf nicht bestimmt, wann dieser Mantel fertig sein soll.« Mit einem Wink forderte sie Viviane auf, Truud zu folgen. »Nach der Ernte kannst du weiterarbeiten«, sagte sie.
    Viviane musste wohl oder übel folgen. Einerseits war sie froh, das Haupthaus verlassen zu können. Das ständig brennende Feuer verqualmte den Mittelraum derart, dass sie ständig husten musste und ihre Augen tränten. In den langen Wikingerhäusern gab es keinen Rauchabzug. Im Sommer wurde manchmal eine Stelle im Dach geöffnet, doch jetzt im Herbst hielt man das Dach wegen der Kälte und der häufigen Regenfälle geschlossen. Sie war es ebenso wenig gewohnt, lange am Webstuhl zu hocken. Sie streckte ihre steifen Glieder und atmete tief durch. Gleichzeitig durchströmte sie ein Gefühl des Bedauerns. Dieser Mantel verband sie mit Thoralf auf eine wundersame Weise, auf göttliche Art. Noch hatte sie die grünen Streifen nicht begonnen, doch wie sie zu diesem Faden gekommen war, verursachte ihr immer noch Herzklopfen. Diese Götter, die Feen und Geister existierten wirklich. Die Spule mit dem jadegrünen Faden war der Beweis!
    Raudaborsti kam ihr mit mehreren geflochtenen Weidenkörben entgegen. »Na, endlich bekomme ich Hilfe«, ächzte sie und drückte Viviane einen Korb in die Hand. Darin lag ein breites Messer. »Wir müssen Laub für das Vieh sammeln. Das Heu reicht nicht über den Winter. In den letzten Tagen hat es nicht geregnet, und es gab auch keinen Nebel. Das Laub ist trocken, so kann es eingelagert werden.«
    Viviane freute sich, mit Raudaborsti zusammenarbeiten zu können. Sie mochte den kleinen lustigen Rotschopf mit den himmelblauen Augen und den vielen Sommersprossen im Gesicht. Ihr unerschöpfliches Geplapper lenkte sie von ihren Gedanken ab, die immer wieder zu Thoralf schweiften. Der hatte sich in den letzten

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