Wolf Diaries - Erlegen: Wolf Diaries 3 (German Edition)
hundert.«
»Doch, Daddy. Ich habe dir gesagt, dass sie den Stuhl benutzen würde.«
»Es waren fünfzig.«
»Hundert.«
»Du würdest deinem eigenen Vater Geld abknöpfen?«
»Ohne zu zögern.« Kisa streckte die Hand aus. »Und jetzt gib schon her.«
Brummelnd gab Boris seiner Tochter einen Hunderter aus dem Geldbündel, das er in seiner kräftigen Hand hielt.
Angie wandte sich an Nik. »Ihr habt auf mich gewettet?«
Nik nickte. »Ja. Die Chancen standen zu gut, um sich das entgehen zu lassen.«
»Momma und Daddy haben dich unterschätzt.« Ban zählte sein Bares. Er sah sie nicht einmal dabei an.
»Aber habe ich euch nicht in Verlegenheit gebracht und den Abend ruiniert?«
Sie sahen sie an, dann fingen sie an zu lachen.
»Oh, Schätzchen.« Niks Mutter legte ihr einen Arm um die Schultern, und Angie bekämpfte den Drang, sich loszureißen. Die Frau war so nett zu ihr, wie konnte Angie ihr da sagen, sie solle ihre Baumwollpflückerpfoten von ihr lassen? »Dafür müssten Sie dieser Familie schon sehr viel mehr antun. Abgesehen davon hat Szervác das nur getan, weil Sie eine Menschliche sind. Er hätte nie den Mumm, das mit einer von uns zu versuchen.«
»Na ja, danke, dass Sie so … nett zu mir sind.«
»Gerne.« Sie blinzelte, dann warf sie einen Blick auf Nik. »Ich denke, du solltest deinen Hausgast nach Hause bringen, Sohn. Bevor die Lage hier kompliziert wird.«
Szervács Familie hatte ihn vom Boden aufgehoben und warf den Vorislavs jetzt wenig freundliche Blicke zu.
»Gute Idee.« Er nahm sie an der Hand und zerrte sie aus dem Saal.
Angie winkte Niks Eltern zu. »Es war nett, Sie beide kennenzulernen!«
Sie ließ sich von ihm festhalten, bis sie draußen waren, dann entriss sie ihm ihre Hand. »Ich kann sehr gut ohne deine Hilfe gehen!«
Nik kam so schnell auf sie zu, dass sie rückwärts taumelte und gegen eine Limousine stieß. Wieder stützte er die Arme links und rechts von ihr ab und beugte sich dicht zu ihr vor, aber nicht dicht genug, um sie zu berühren.
»Also ist es okay, wenn mein Vater dich anfasst, aber ich darf das nicht. Ist es so?«
»Er hat mich nicht angefasst. Ich habe ihn angefasst.«
Nik blinzelte. »Was?«
»Er hat mir den Arm hingehalten und ich habe ihn genommen. Dein Vater hat mich nie berührt. Im Gegensatz zu dir weiß dieser Mann, was Grenzen sind.«
»Ich verstehe.« Er entfernte sich von ihr. Aber er war nicht wütend. Ganz im Gegenteil, nach dem Grinsen zu urteilen, das sich auf seinem gutaussehenden Gesicht ausbreitete.
»Was freut dich so?«
»Pack deinen hübschen Hintern ins Auto, Süße. Bevor Szervács Familie hier rauskommt und etwas anfängt, das sie nicht beenden kann.«
Angie gefiel das gar nicht, aber sie konnte ihm nicht widersprechen. Nicht jetzt. Nicht hier. Aber sie hatte das unbestimmte Gefühl, als sei das Ganze noch lange nicht vorbei.
Kapitel 8
Angie musste zugeben, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nicht so gut geschlafen hatte. Beim Duft echter Kiefern, dem wundervollen Bett, in dem sie im Moment lag, und dem beruhigenden Geräusch absoluter Stille holte sie den ganzen Schlaf nach, den sie in den letzten Monaten verpasst hatte.
Irgendwann gegen elf stand sie auf. Sie duschte kurz, zog sich bequeme abgeschnittene Jeans-Shorts und ein T-Shirt an. Dann machte sie sich barfuß auf den Weg in die Küche. Eine frische Kanne Kaffee wartete, und Nik hatte sogar eine Tasse für sie hingestellt.
Verdammter Kerl. Warum er plötzlich das Bedürfnis hatte, so nett zu sein, konnte sie sich nicht erklären. Auf der Rückfahrt von der Party hatte er nichts zu ihr gesagt, außer sie hatte ihm eine Frage gestellt. Aber er hatte die ganze Zeit gelächelt. Sie hasste dieses Lächeln. Klar, es war umwerfend, aber darum ging es nicht. Es war ein großspuriges Mir-gehört-die-Welt-Lächeln. Und es ärgerte sie zu Tode.
Er hörte ihre nackten Füße über den Marmorboden tappen, als sie zur Treppe zurückging.
»Hey, Angie. Könntest du mal kurz kommen?«
Er wusste, es jagte ihr eine Heidenangst ein, dass er ihren Namen benutzte, aber er musste dafür sorgen, dass sie sich nicht zu sicher fühlte. Eine gute Minute lang antwortete sie ihm weder noch rührte sie sich. Er biss sich auf die Innenseite der Wangen, um nicht zu lachen. Als sie tief und dramatisch aufseufzte, musste er fester zubeißen.
Sie kam ins Arbeitszimmer.
»Also? Wo bist du?«, wollte sie wissen.
Er hob den Arm, damit sie ihn über der Rückenlehne der Couch sehen
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