Wolf inside (German Edition)
sarkastisch. Warmer Atem streifte mein Gesicht, ich stutzte, riss die Augen auf …
Und starrte direkt in ein bekanntes Gesicht. Etwas müder, mit Stoppelbart, aber unverkennbar.
„ Soldier Boy!“, entfuhr es mir. Von allen möglichen Typen, die ich hier in meiner Wohnung erwartet hätte, war das der unwahrscheinlichste Kandidat. Meine Muskeln entspannten, fast ohne mein Zutun. Die Erinnerung an unsere Zungenakrobatik schoss mir durchs Hirn. Das, und das irre Gefühl, das ich empfand, als sich unsere Körper während der Rangelei berührten, als meine Brustmuskeln auf seinen perfekten Oberkörper trafen, blieb nicht ohne Folgen. Im Süden regte sich Leben. Mein kleiner Freund meldete lebhaft, dass er unbedingt mitspielen wollte.
In Soldier Boys honiggoldenen Augen glomm ein kleiner Funke, ein amüsiertes Grinsen klebte auf seinem Gesicht. „Na, da freut sich aber jemand, mich zu sehen!“
Ich zog ein betont gelangweiltes Gesicht.
„ Bilde dir nichts ein. Das ist nur überschüssiges Adrenalin. Und nun, runter.“
Er lachte wissend. „Wenn du das sagst.“ Dann erhob er sich geschmeidig von mir und zog mich mit einem Ruck vom Boden hoch. Jetzt erst sah ich, dass wir in meinem Wohnzimmer waren.
Nachdem ich mich auf das Sofa hatte fallen lassen, untersuchte ich erst mal meinen Kopf. Doch außer einer Beule, so groß wie ein Hühnerei, fand ich dort nichts.
„ Meine Waffe. Her damit!“, bellte ich.
Wortlos warf der Fremde sie mir zu. Ein schneller Blick, sie war nicht mehr geladen. Ich seufzte, atmete tief durch, nach dieser ganzen Action brauchte ich jetzt unbedingt einen guten Schluck. Zu medizinischen Zwecken, natürlich. Aus meiner gut bestückten Bar angelte ich einen alten Single Malt. Fragend hielt ich die Flasche hoch, mein Gast, der sich nun am anderen Ende der Couch niedergelassen hatte, nickte nur. Während ich großzügig einschenkte, musterte ich mein Gegenüber.
Wie neulich trug er nur ein schlichtes Shirt und eine zerschlissene Jeans. Um seine Augen lagen dunkle Schatten, und sie waren gerötet. Jetzt konnte ich auch seine Haarfarbe erkennen. Dunkelbraun, mit helleren Strähnchen, ich sah genauer hin, sie waren echt. Nicht gefärbt. Und der leichte, raue Bart war so zwei, drei Tage alt, schätzte ich.
Unwillkürlich stellte ich ihn mir unbekleidet vor, das, was ich schon von ihm gesehen und gefühlt hatte, reichte dafür locker. Und was ich da in meinen Gedanken sah, hätte mich fast anerkennend durch die Zähne pfeifen lassen! Um mich wieder einzukriegen, lief ich in die Küche rüber. Mein Kühlschrank war einer dieser riesigen ‚Foodcenter’ aus Edelstahl und hatte einen super coolen Eisbereiter. Schnell hatte ich ein paar Würfel gezapft und gab sie in die Gläser. Dabei vertrieb ich die Gedanken an Mister Superbody.
Zurück räusperte ich mich, denn nun wurde es Zeit für ein paar Fragen. „Raus mit der Sprache!“, brummte ich. „Wer bist du? Was willst du hier?“
Soldier Boy schwenkte sein Glas, roch daran und schwieg. Dann trank er einen Schluck.
„ Ich bin Cruiz van der Veermers, Jerrys Onkel“, ließ er die Bombe platzen. „Eigentlich heißt er ja Alessandro. Er rief mich … an, als ihm klar wurde, was er angestellt hatte ... Ich war … gerade in der Nähe.“
Cruiz van der Veermers.
Ich zählte zwei und zwei zusammen, in meinem Hirn machte es klick. „Dass der Junge in der Bar auftauchte, war kein Zufall“, bemerkte ich scharfsinnig. „Dass er mich telefonisch in den Coffeeshop bestellte, auch nicht. Die Frage ist nur, warum? Hat er wirklich Ärger mit ‚Mr. Miller?’“ Ich setzte den Namen in Anführungszeichen. „Und geht es wirklich um seine Mutter? Ich habe ihr Tagebuch gelesen, eine wirklich nette Pflanze!“ Meine Wette gegen mich fiel mir wieder ein. „Um wie viele Jahre bist du älter?“ Nun war ich neugierig.
Cruiz schaute etwas verdutzt, antwortete aber. „Knapp sechzehn, warum?“
Ich rechnete in Windeseile. Nach meiner Rechnung hätte Cruiz mindestens fünfzig sein müssen. Doch der hier sah aus wie fünfunddreißig. Höchstens. Ich setzte das erst einmal auf die Liste der ungeklärten Rätsel.
„ Warum? Weil sie eine verwöhnte kleine Prinzessin war, und ihr nichts anderes zu tun hattet, als ihr Zucker in den Hintern zu pusten! Typisch bei einem Nachzögling.“
Der Blick, der mich traf, hätte mich auch töten können.
„ Pass auf, was du sagst!“, knirschte Cruiz wütend und ballte seine beeindruckenden Fäuste. Huh, da hatte ich
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