Wolf inside (German Edition)
der schüttelte den Kopf.
„ Noch nicht, wir müssen erst noch Spuren sichern. Haben Sie einen Namen?“
Paul fiel mir ein, doch der müsste theoretisch in U-Haft sitzen. Aber Leach konnte ihn ja erstmal überprüfen. „Ich hätte da jemanden, Paul Wilson, er wurde vom 35. Revier eingebuchtet. Kindesentzug, unerlaubter Waffenbesitz. Eigentlich müsste er noch einsitzen.“ Ich deutete auf mein Büro. „Der Bericht müsste auf meinem Schreibtisch, auf dem Stapel ganz oben liegen. Doch er kannte weder meine Sekretärin, noch Billy Ray.“
Wieder warf Leach dem Ermittler einen Blick zu. Die beiden schienen ein eingespieltes Team zu sein, denn der wusste sofort, was Leach wollte.
„ Larry sagt, Todeszeitpunkt ungefähr zehn Uhr. Plus minus dreißig Minuten.“ Dann verschwand er in meinem Büro.
„ Sie haben es gehört. Sir, wo waren Sie zwischen … sagen wir … acht dreißig bis elf dreißig?“
Hunderte von Malen hatte ich diese Frage schon selber gestellt. Hatte Hunderte verschiedene Antworten erhalten. Und wusste ganz genau, was der Detective denken würde, wenn ich sagte, dass ich allein in meiner Wohnung war, dass mich niemand angerufen hatte, ich niemanden angerufen hatte. Kein Nachbar hatte mich gesehen. Nur ich wusste, dass ich es nicht war.
Ich stopfte die Hände in die Hosentasche und seufzte. „Ich bin so gegen elf heute Morgen zu Hause angekommen, allein. Kam gerade aus den Bergen. Habe dort meinen Vater besucht, Pat McBride. Niemand hat mich kommen gesehen. Rosie rief mich an, ungefähr dreißig Minuten, bevor ich hier eintraf, also circa gegen zwölf.“ Ich zeigte auf Cruiz. „Er kam gerade, wir sind dann zusammen hierher gefahren.“
Leach schrieb fleißig mit. „Das kann meine Partnerin überprüfen. Das wäre dann erstmal alles. Wir werden Ihre Akten mitnehmen und die Computer. Sie kennen das Prozedere.“ Damit ließ er mich stehen und schlurfte zu meinem Büro. Dort drehte er sich noch einmal um. „Ach ja. Verlassen Sie die Stadt nicht.“
*
Unten bei Dragan bestellte ich mir ein Gulasch. Ich hatte zwar überhaupt keinen Hunger, doch ich musste mich jetzt mit irgendetwas beschäftigen. Warum nicht mit Gulasch? Dazu bestellte ich mir ein großes Glas Wasser.
Cruiz orderte ein paar Fleischstücke frisch vom Grill. Auch sehr lecker. Während wir auf unsere Bestellung warteten, sah ich mich um.
Dragan war ein besserer Imbiss, peinlich sauber mit Stehtischen am Fenster und drei kleinen Tischchen, an denen man sitzen konnte. An den Wänden hingen kleine grob gewebte Teppiche in klaren Farben und Mustern. Blanka, Dragans dralle Gattin hatte mir mal erklärt, dass es sich um Kunst aus ihrer Heimat handelte. Aus dem Lautsprecher dudelte Musik, die sich in meinen Ohren sehr fremd anhörte.
Es war voll, aber nicht überfüllt. Ein paar Gäste standen an den Tischen, aßen schnell ein Gulasch, die scharfen Paprikas oder etwas vom Grill. Einige ließen sich auch nur was einpacken, es war ein ständiges Kommen und Gehen.
Wir suchten uns einen Platz in der Ecke. Niemand achtete auf uns. Der Mord in der Nachbarschaft war allerdings schon Thema, doch die meisten hier hatten nur kurze Mittagspause, hatten es eilig.
Ich sah mich hastig um und beugte mich dann über den Tisch vor. „Die suchen nach Sandro. Und nach dem Wolf. Mit einem Steckbrief“, flüsterte ich und berichtete von meinem Gespräch mit Leach.
Cruiz schien das nicht wirklich zu interessieren, er säbelte an seinem Fleisch, kaute und brachte ein anderes Thema aufs Trapez.
„ Deine ehemalige Partnerin, sie ist nicht gut auf dich zu sprechen. Was hast du ihr getan?“ Das war das Erste, was er zu mir sagte. Seit er letzte Nacht verschwunden war.
Ich ignorierte die Frage, wischte sie ungeduldig zur Seite. „Hast du verstanden, die suchen mit einem Steckbrief nach deinem Neffen. Und anscheinend hatte Billy Ray doch so viel Grips, sich die ausgeschriebene Belohnung verdienen zu wollen.“ Das hatte ich ihm nun wirklich nicht zugetraut.
Ohne Cruiz weiter zu beachten, rief ich meinen alten Herrn an. „Hey, hier Shane. Hör zu. Ich brauche von dir den Namen und die Adresse zu einer Telefonnummer. Schreib mit.“ Ich diktierte sie ihm schnell. Dank seiner Connections würde er hoffentlich alles darüber rauskriegen. „Pass auf den Kleinen auf. Irgendwer hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.“
„ Warum sollte jemand das tun?“
„ Dad, das kann ich dir nicht sagen.“
„ Hm. Ich sehe, was ich machen kann. Du kennst den
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