Wolf inside (German Edition)
Elend. Er zittert, jammert, will sich ergeben. Er flennt, es tut ihm leid …
Leid. Was für ein Scheiß.
Hier brachen meine Gedanken ab. Ich wehrte mich gegen die Bilder, wollte nicht weiter darüber nachdenken, niemand sollte wissen, was ich getan hatte.
„ Was hast du denn getan, komm, erzähl es dem lieben Jamie.“ Mit seinem Zeigefinger strich er über meine Stirn, strich meine Denkerfalten glatt. „Erzähl es mir, dann geht es dir besser.“ Und es war wie verhext. Ich begann, wie ein kleines Plappermaul zu quasseln. Mein Schätzchen sollte alles wissen, alles, was es wollte.
Ich war gerade noch so schön zugange, als ein lauter Knall und aufgeregtes Geschrei durch die Bar tönte. Verwirrt sah ich auf.
Ein gutes Dutzend Männer, verkleidet in Kampfuniform, stand plötzlich da. Ich sah bloß zu und musste lachen. Von welchem Planeten kamen die denn?
Sie fuchtelten mit ihren automatischen Waffen herum und verteilten sich im Raum. Vorne an der Bar, ging es jetzt zur Sache. In null Komma nichts hatten die vier Wächtervisagen die Hände erhoben, wurden auf den Boden gezerrt und zeterten in Spanisch, fluchten auf Amerikanisch, ein heilloses Durcheinander war entstanden. Der kleine schnuckelige Barkeeper wurde gerade schon abgeführt.
Und mit einem Mal, ich weiß nicht wieso, wurde alles um mich herum so, so unwirklich, so irreal, es fühlte sich an, als hätte ich einen fetten Joint geraucht. Oder Schlimmeres. Ich war hier, aber auch gleichzeitig irgendwie … neben mir. Irre!
Ein Männlein kam auf mich zu geschwebt. Auf seiner Weste stand in großen weißen Buchstaben ‚DIPI’. Ich musste noch mehr lachen. „He, Thomas, kleine Eule. Sieh mal, das ist mein süßer Jamie.“ Ich zeigte neben mich, doch ich war allein auf dem hässlichen Sofa. Ich blinzelte, wo war er hin?
„ Oh, das tut mir leid, er ist weg.“ Fast hätte ich geschmollt, doch dann lachte ich wieder.
„ Shane, ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, nach dem ich Ihren Anruf abgehört habe. Was machen Sie hier, in dem Hauptquartier einer verdammt mächtigen Dämonin?“
Ich runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht? Keine Ahnung!“, kicherte ich und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd.
Thomas zog ein sehr besorgtes Gesicht, sprach in ein Walkie-Talkie und forderte Hilfe an. Es sah lustig aus, sein Kopf war ganz verzerrt, mal groß, mal klein, auch seine Stimme klang mal ganz schrill, dann ganz dumpf. Mir wurde total schwindelig davon.
Ich zog mir ein Polster heran, machte es mir bequem und schloss die Augen. „Jamie, wo ist meine Zuckerschnute?“, nuschelte ich traurig. Ich hatte ihn gefunden, den Mann meiner Träume. Und ihn wieder verloren. Shit.
„ Ist er das?“ Eine zweite Stimme tauchte auf, sie klang, als käme sie von unter Wasser. So merkwürdig gedämpft.
„ Ja. Ich vermute, dass sie seine Neurotransmitter manipuliert hat. Er war ihr wohl schon etwas länger ausgeliefert.“
„ Das haben wir gleich. Ich muss an den Arm, helfen Sie mir.“
Wie durch Watte hörte ich das Gemurmel, ein Stich, Feierabend.
*
Das Erwachen war schmerzhaft.
Was zur Hölle hatte Cruiz mir da in meinen Whiskey gemixt? War er überhaupt schon wieder da? Ich stöhnte, als ein winziger Lichtstrahl auf meine verquollenen Augäpfel fiel.
„ Ohh, bitte, lass … mich … sterben!“, ächzte ich. Ich wusste nicht, was schlimmer war, mein schmerzender Kopf oder das bleischwere Gefühl in meinen Gliedern.
„ Sieh an, wieder unter den Lebenden?“ Etwas knarzte, bewegte mich; Cruiz saß neben mir und legte einen Eisbeutel auf meinen Kopf. Himmlisch.
„ Was war das für ein Gebräu, he? Wolltest du mich vergiften? Sag doch, wenn ich mich zum Teufel scheren soll.“ Ich flüsterte, so leise ich konnte, jeder einzelne Buchstabe hinterließ tiefe Abdrücke in meinen Gehirnwindungen. Nie, nie wieder wollte ich trinken, das schwor ich beim Grab meiner Mom.
„ Ist das deine letzte Erinnerung? Der Whiskey?“
„ Reicht das nicht? Du düst ab, lässt mich hier sitzen. Wollten doch in die Bar.“ Der Eisbeutel kühlte das letzte bisschen Hirninhalt, ich fühlte, wie der Schmerz unwesentlich nachließ. Ich schob ihn auf meine Augen, vielleicht konnte der sie daran hindern, aus ihren Höhlen zu springen.
„ Und, bist du da gewesen?“ Seine Stimme klang ziemlich beherrscht.
„ Natürlich nicht, viel zu gefährlich. Bin nicht blöd“, nuschelte ich.
„ Hm. Sehr interessant. Wie kommt es dann, dass dich Agent Williams hier
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