Wolf inside (German Edition)
überrascht, musterte Cruiz, ziemlich neugierig, wie mir schien, dann sah er mich wieder an und sprach hastig weiter. „Das ist okay, das erleichtert die Sache. Also, Sha`yla ist eine der wenigen weiblichen Dämonen, die wir kennen, das Haus da ist ihr Hauptquartier. Als wir die Bar stürmten, war sie nicht mehr da. Sie ist gefährlich, hat die Fähigkeit, sich in die Gedanken anderer einzuklinken. Und dann manipuliert sie dich, in dem sie dir das gibt, was du dir insgeheim am meisten wünschst.“
„ Wo habe ich sie getroffen? In dieser Bar, in der ich nicht war?“
„ Ich mache gerne Fotos, zur Beweisaufnahme. Hier.“ Feixend warf Thomas ein paar Polaroids auf den Tisch.
Oh, verdammt. Ich sah mich, wie ich auf einem hässlichen orangefarbenen Sitzmöbel lümmelte und debil grinste.
„ Okay, okay. Ich war also da. Doch wieso kann ich mich nicht erinnern? Und wieso fühlt es sich so an, als hätte ich mindestens zwei Flaschen Whiskey verputzt?“
„ Das liegt an Sha`ylas Gedankenmanipulation, Sie waren ihr zu lange ungeschützt ausgeliefert. Können … Können Sie sich an Jamie erinnern?“ Thomas wurde ernst, er sah mich besorgt über seine Brille hinweg aus Eulenaugen an.
Ich trank noch einen Schluck Kaffee, kratzte mich am Kinn und schüttelte den Kopf. „Jamie? Nie gehört, den Namen.“
Cruiz schnaubte nur und verdrehte die Augen.
„ Was? Ich hab wirklich noch nie von ihm gehört.“ Er war eindeutig anderer Meinung, murmelte irgendwas von Träumen und Schäumen.
„ Es gibt ihn auch nicht. Sha`yla hat in Ihren Gedanken rumgekramt und sich dann nach Ihren geheimen Wünschen gewandelt. Sie war Ihre … ‚Zuckerschnute’. Haben Sie in der Bar irgendetwas getrunken?“
Ich hob abwehrend die Hand, kam nicht hinterher.
Wo war ich? In einem Science Fiction für Arme?
Dämonen? Okay, konnte ich mit leben. Aber Gehirnmanipulation? Erschaffung meiner geheimsten Geheimwünsche? Mann, Mann, Mann. Hatte Thomas auch zu tief ins Glas gesehen?
Ich sah mir erneut die Polaroids an.
Gut. Thomas konnte mir also beweisen, dass ich in diesem verfluchten Schuppen war. Ich konnte mich an die rothaarige Dame auf dem Foto ganz nebelhaft erinnern. Doch von einem Typen …
Etwas blitzte auf, Erinnerungsfetzen, kurze Bilder. Jamie?
„ Moment mal. Da war ein junger Mann. Er … sprach mit mir, gab mir einen Whiskey. Aber fragt mich nicht, wie der aussah. Wenn ich darüber nachdenke, bekomme ich echt Kopfschmerzen. Er … wusste was von mir. Etwas … das nur ich weiß.“
Mörder. Er hatte mich Mörder genannt.
Na also, ich hatte recht. Du bist doch ein Mörder. Ich hatte noch das fröhliche, zufriedene Kichern im Ohr.
Mir wurde schlecht. Magensäure stieg hoch, in mir machte sich Panik breit. Kalter Schweiß sammelte sich zwischen meinen Schulterblättern, rann eisig die Wirbelsäule herunter.
Ich hatte geplaudert.
Irgendwo rannte ein Dämon herum, der mein dunkelstes Geheimnis kannte. Und einen Mord von mir gefordert hatte. Ich fühlte, wie sich mein Magen hob.
Cruiz, der mir schräg gegenübersaß, reagierte sofort, packte mich an den Schultern und schob mich rüber ins Bad. Gerade noch rechtzeitig, denn ich begann, mir die Seele aus dem Leib zu kotzen.
Wie ein Häufchen Elend hing ich neben der Kloschüssel und atmete tief durch. „Verfluchte Scheiße, in was bin ich da hineingeraten?“, flüsterte ich, während ich mein Gesicht mit einem feuchten Lappen abwischte. Ich lehnte mich gegen die kühlen Fliesen, hatte das Gefühl, gleich im Abfluss zu verschwinden. Meine Kehle brannte, ich war nass geschwitzt.
Cruiz hockte auf dem Wannenrand, sah mich nur an und reichte mir meinen Zahnbecher mit frischem Wasser. „Wie schlimm ist es?“
Ich trank einen Schluck, konnte seinem Blick nicht standhalten, wich ihm aus.
„ So schlimm wie nur irgendwas. Ich … ich könnte meine Lizenz verlieren und in den Knast wandern.“
Hier kam ich alleine nicht wieder raus. Ich war erpressbar geworden. Wollte ich, dass mein dunkles Geheimnis dunkel blieb, sollte ich einen Mord verüben. Tat ich das nicht, war ich mir ziemlich sicher, dass diese Dämonin mit ihrem Wissen etwas anzufangen wusste.
Was als ein einfacher Fall mit einer vermissten Mutter begann, hatte sich zu meinem persönlichen Albtraum entwickelt. Nur einmal in meinem Leben hatte ich mich so furchtbar gefühlt.
„ Dad. Ich muss mit meinem Dad reden. Sofort.“ Wenn mir einer helfen konnte, dann er. Ich rappelte mich auf und taumelte in die Wanne,
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