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Wolf inside (German Edition)

Wolf inside (German Edition)

Titel: Wolf inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Koch
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wieder. Egal, was es ist, wir kriegen das wieder hin.“ Das Muster der Tapete hatte sich in seine raue Wange geprägt, ernste honiggoldene Augen sahen mich an, gaben ein stilles Ehrenwort. „Es wird alles gut. Ich verspreche es dir.“
    Mein Gott, es tat so weh!
    Ein irrer Schmerz durchzuckte mein Herz, meine Faust, mit einem verzweifelten Aufschrei hatte ich volles Pfund gegen die Wand geschlagen. Und noch einmal.
    Den dritten Schlag fing Cruiz ab, schlang seine Arme um mich und hinderte mich so daran, die Wand ganz in Trümmer zu legen. So sehr ich auch zerrte, mich wehrte, diesmal war ich gefangen.
    „ Warum? Warum er?“, brüllte ich das Loch in der Wand an, als wenn es etwas dafürkonnte.
    Mikk. Wie von einer mächtigen Welle wurde alles wieder ans Licht geschwemmt. Es musste ja so kommen, er spukte schon wieder viel zu lange in meinen Gedanken herum.
    Es wird alles gut. Ich verspreche es dir.
    Genau das hatte er immer gesagt, wenn uns mal wieder die üblichen Anspielungen zugetragen wurden, wenn wir peinlich genau darauf achten mussten, uns ja nichts anmerken zu lassen. Kein Blick, keine noch so zufällige Berührung. Alles wurde mit Argusaugen beobachtet. Uns blieben nur gestohlene Stunden, weit weg. Ich fuhr zu Bikertreffen, er zum Campen.
    Ich lehnte an Cruiz, klammerte mich an ihn, wie an einen Anker und hätte heulen mögen. Schließlich tat ich es.
    Heulte um Mikk, um mich, um den Schlamassel, in dem ich mich befand. Es war kurz, aber schmerzvoll. Was Cruiz davon hielt, war mir relativ egal, wahrscheinlich dachte er, ich hatte jetzt völlig den Verstand verloren.
    Ich löste mich aus der tröstenden Umarmung und verzog mich schweigend ins Bad. Dort brachte ich mich wieder auf Vordermann, kühlte meine Hand, mein Gesicht, immer schön abwechselnd.
    Was für ein Tag. Ich sah kurz in den Spiegel. Was für eine Woche. Sah mir in die rot unterlaufenen Augen. Nein.
    Was für ein beschissenes Leben.
    Wieder einmal stakste ich in die Küche, brauchte was zu trinken. Etwas Stärkeres als Wasser.
    Cruiz sah mir entgegen. Er stand nur da, hatte die Hände in den Jeanstaschen, die Beine lässig überkreuz. „Redest du jetzt mit mir? Was war das da?“ Er deutete mit dem Kopf auf das Loch in der Wand, von der Küche aus war es gut zu sehen.
    Darauf gab ich keine Antwort, zuckte nur mit den Schultern, hatte überhaupt kein Verlangen nach so einem Seelenklempnerkram. Stattdessen zog ich ein Bier aus dem Kühlschrank und nahm einen langen Zug. Eigentlich wollte ich einen Whiskey, doch ich hatte Angst, nicht wieder aufhören zu können, wenn ich einmal damit anfing.
    „ Lass uns fahren, ja?“, bat ich leise. Das Bier schmeckte nicht, ich goss es in die Spüle und sah den Schaum im Abfluss verschwinden.
    Er schüttelte nur den Kopf. „Sieh mal auf die Uhr. Heute nicht mehr, es gibt eh nichts Neues, ich habe vorhin mit dem Captain telefoniert. Wir fahren Morgen, gleich früh, okay?“
    Ich schloss die Augen und ließ mich ebenfalls an einen der Schränke fallen. Mein Kopf bumste gegen den Hängeschrank. Ich war so kaputt, dass ich mich kaum noch aufrecht halten konnte. „Okay. Auch gut. Mach das Licht aus, wenn du fährst.“
    Während ich raus ging, pflückte ich mir noch die Akte über Cruiz vom Schrank, vielleicht las ich sie noch. Vielleicht aber auch nicht.
    Im Bett stopfte ich mir das Kissen in den Rücken und knipste die kleine Lampe an. Ich hatte beschlossen, die Akte zu lesen. Wenigstens zu überfliegen. Ich wollte jetzt endlich die Wahrheit erfahren.
    Ein Bein angestellt, die Mappe auf dem Knie, lagen meine Hände oben drauf. Ich starrte den beigen Deckel an, sah den Stern und den Stempel des DIPI, las Cruiz’ Namen. Doch noch konnte ich mich einfach nicht überwinden, sie zu öffnen.

    „ Weich und anschmiegsam, ja? Könnte etwas schwierig werden“, hörte ich es plötzlich leise von der Tür her. Ich schreckte auf. Ohne dass ich es mitbekommen hatte, stand er da. Lehnte mit verschränkten Armen im Türrahmen, ich hatte keine Ahnung, wie lange er schon dort rum stand und mich beobachtete. Das zeigte, wie fertig ich war. Oder, wie gut er war.
    „ Hm?“ Zuerst wusste ich gar nicht, was er wollte. Bis es mir wieder einfiel. Mein Traum vom perfekten Mann. Offensichtlich hatte ich mich doch ziemlich genau über Jamie ausgelassen.
    „ Du hast was vergessen“, seufzte ich lächelnd und ließ die Akte zu Boden fallen . So wie es aussah, würde ich sie auch jetzt nicht lesen. „Willig hast du vergessen.

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