Wolf inside (German Edition)
so hättest sitzen lassen, würde mir die Scheiße nicht bis zum Hals stehen! Und nicht mal die blöde Töle war da!“
Ich hatte noch nicht ausgesprochen, da stürmte er mir schon aus dem Wohnzimmer entgegen. Genauso geladen.
„ Du willst wissen, wo ich war? Wirklich? Ich sag es dir! Die beiden Dämonen haben deinem Vater und Sandro gestern einen Besuch abgestattet. Da war ich!“ Sein echt beeindruckendes Organ ließ das Geschirr in den Schränken wackeln, das bildete ich mir zumindest ein. Dann raffte ich, was er da gebrüllt hatte.
„ Verfluchter Mist! Ich wusste, dass was nicht in Ordnung war!“ Fassungslos raufte ich mir die Haare. „Wieso hat er nichts gesagt? Wäre ich doch bloß meinem Riecher gefolgt und hingefahren. Sind … sind … Geht es ihnen gut?“ Ganz beklommen wartete ich auf seine Antwort.
„ Ja. Nein. Die Dämonen sind vernichtet.“ Cruiz stapfte an mir vorbei, zurück ins Wohnzimmer. Ich eilte hinterher.
„ Was sonst noch?“
„ Nichts Ernstes. Deinem Vater geht es schon besser, er hat eine Kugel ins Bein gekriegt, eine Fleischwunde. Er wollte aber nicht ins Krankenhaus. Ich habe ihn in die Stadt, zum Arzt gefahren.“
„ Eine Kugel? Ins Bein?“, echote ich geschockt. Ich traute mich gar nicht, nach Sandro weiterzufragen. Cruiz sah aus, als würde er gleich ein Klo brauchen. „Und … der Kleine?“
„ Sieh es dir selber an. Du wolltest doch zu deinem Dad“, knurrte er gereizt. „Also los, komm! Wir fahren! Du würdest es mir sonst nicht glauben.“ Er packte meine Schulter und zerrte mich über den kleinen Flur zur Eingangstür.
Da war er ja bei mir an der richtigen Adresse.
Ich explodierte.
Dieser ganze angestaute Mist ließ mich wie eine Ladung Dynamit in die Luft gehen. Die ganze Angst, die ich verspürte, wandelte sich mit einem Schlag in brennende Wut, mein Groll war grenzenlos. Rote Schlieren tanzten vor meinen Augen.
Mit einem wirklich fiesen Griff, einem, den man nur auf der Straße, in finstersten Ecken, lernen konnte, befreite ich mich, wirbelte ihn herum und klatschte ihn gegen die Wand. Dabei rammte ich ihm mein Knie nicht gerade zärtlich ins Kreuz. Gleichzeitig zog ich ihm den Arm hinter dem Rücken so hoch, das er sich mit seiner Hand auf der Schulter kratzen konnte.
Endlich hatte ich mal Oberwasser! „Hör auf, mich rumzuschubsen! Hat dir deine Mutter keine Manieren beigebracht?“ Ich brüllte ihm meine Frustration ins Ohr.
„ Kennst du die Bedeutung von Bitte und Danke? Fragst du auch mal höflich? Oder befiehlst du nur, he? Schleifst du mich an den Haaren raus, wenn ich nicht mitkomme, he?“ Mit aller Kraft presste ich mein Gewicht gegen ihn, meine Linke fest zur Faust geballt. Sie wartete nur auf Gegenwehr. „Und noch was! Seit ich dich kenne, Freundchen, kriege ich nur so halbwahre, undurchsichtige Geschichten, muss mir alles zusammenreimen, das kotzt mich dermaßen an …“
Keuchend hielt ich inne, ich schnappte nach Luft, meine Hände zitterten. Ich spürte, wie meine Wut langsam verpuffte.
Vieles an dieser Wut war sowieso mehr heißer Zorn auf mich.
Ich hatte versagt, die Kontrolle über mich verloren, mich selber in diese Situation hineinmanövriert. Ich hatte das Gesetz gebrochen. Und musste nun die Konsequenzen tragen. Cruiz war nur der Prellbock, der mit seinem Machogehabe das Fass zum Überlaufen brachte.
Er hing immer noch an der Wand, die Muskeln angespannt wie Drahtseile. Der verdrehte Arm musste wahnsinnig schmerzen, die Hand war bestimmt taub. Doch er sagte keinen Ton, atmete nicht mal schneller.
Im Gegensatz zu mir, ich japste förmlich, mein Herz schlug mir zum Hals heraus.
„ Lässt du mich jetzt bitte los?“ Jetzt sprach er doch, ruhig, fast sanft. Seine Wange, sein Körper klebten an der Raufasertapete, und doch lag keinerlei Aggression in seiner Stimme.
Bitte. Ich konnte nicht anders. Ein Lachen stieg in meiner Kehle auf, es wollte unbedingt heraus. Langsam nahm ich das Knie herunter und ließ seinen Arm los.
Sein ironisches „Danke“ gab mir den Rest. Ein ziemlich verzweifeltes Lachen entwischte mir. Für eine Sekunde ließ ich mich gegen ihn sinken, berührten meine Stirn, meine Hände seine breite Schulter. Suchte ich Trost?
„ Es tut mir leid“, murmelte ich leise. Das tat es wirklich, denn ich hasste diese Ausbrüche. Tief durchatmend trat ich drei- vier Schritte zurück, bekam mich langsam wieder unter Kontrolle.
Er drehte sich um, kam näher, bewegte vorsichtig die Schulter. „He, das wird schon
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