Wolf inside (German Edition)
ein paar Sekunden und stieß wieder zu. Er brachte mich damit fast um den Verstand, ich bäumte mich auf, ihm entgegen, wollte, dass er es zu Ende brachte, doch er, er dachte nicht daran.
„ Lieg still und genieß es“, flüsterte er heiser lachend in mein Ohr. Ich erschauerte und gehorchte. Nur zu gerne.
Langsam bewegten wir uns dem Gipfel entgegen, Stück für Stück. Ja, genauso war es. Wir bewegten uns im völligen Einklang, bis es so intensiv wurde, dass es kaum noch auszuhalten war. Meine Finger krallten sich in seine, wollten ihn antreiben, ich wollte mehr. Und als hätte er diesmal nur auf ein Zeichen von mir gewartet, begann er, sich immer schneller zu bewegen, stürzte mit mir hinauf, zum Gipfel. Er riss mich mit sich, atemlos flogen wir dem Abgrund entgegen.
Und in diesen winzigen Moment hätte ich es glauben können. In jenem Moment, als wir uns befriedigt in den Armen lagen, mein Kopf auf seiner Brust, ich seinen schnellen Herzschlag hören konnte, da hätte ich es sogar glauben wollen. Glauben, ihn lieben zu können, glauben, dass eine Beziehung möglich wäre.
Doch dann atmete ich tief durch, rollte mich auf den Rücken und wischte diese dummen Gedanken samt dem Schweiß von meiner Stirn.
Es war nur sentimentaler Quatsch, ausgelöst durch das ganze verdammte Drama um Mikk, das Geheimnis, das ich ausgeplappert hatte, mein Bedürfnis nach Trost. Sonst nichts.
Nach einer Weile, mir waren schon fast die Augen zugefallen, drehte er sich zu mir. Er hatte den Ellenbogen aufgestützt, seine Hand lag unter dem Kinn, und er sah mich an. Als er sprach, traf er mal wieder direkt ins Schwarze.
„ Da in der Gasse … Du … hast ihn … bestraft.“
Nette Umschreibung. Bestraft. Fast hätte ich gelacht. So konnte man das auch nennen.
„ Allison hatte recht mit ihrer Behauptung. Ich bin ein schießwütiger Psychopath“, begann ich düster. Es musste jetzt alles ans Licht, wenn Cruiz mir helfen sollte. „Es war, wie ich sagte, er schoss auf mich, und ich schoss zurück, nur um ihn zu entwaffnen. Doch … Doch was ich dann tat … ich weiß nicht, was mich getrieben hat. Ich schoss, wieder und wieder, lud noch mal nach.“
Er pfiff leise durch die Zähne, ich spürte seinen überraschten Blick. Ich wusste nicht, was er erwartet hatte. Dass ich ihm ein bisschen auf die Finger geklapst hatte? Böser, böser Junge?
„ Wer hat dir aus dem Schlamassel wieder rausgeholfen? Du bist nicht in den Knast gewandert.“
„ Der Psychologe. Es war ein junger Doktor in seiner ersten Anstellung, ein echtes Naturtalent. Fühlte sich zu Höherem berufen. Als sie mich ins Revier brachten, war er gerade anwesend, er ließ mich gar nicht erst groß reden, legte mir praktisch in den Mund, dass ich dachte, er lebte noch, dass ich meinte, seine Hand hätte noch gezuckt. Es war doch schon dämmerig, richtig?“, ich machte seine helle, fast noch knabenhafte Stimme nach. „Und dann der Stress, die Todesangst, verstehen Sie, McBride? Neun Schuss? Sie wollten doch nur sichergehen, richtig, McBride? Ein Babymörder, Abschaum! Seine Vorstellung, später vor der Kommission, war wirklich Oscar-reif.“ Mit versteinerter Miene erzählte ich Cruiz meine Story, und es kam mir so vor, als erzählte ein anderer, mir fremder Shane diese Geschichte.
„ Der gute Doktor bescheinigte mir, dass ich unter enorm hohem psychischen Druck gestanden hatte. Und er bescheinigte mir, dass die Gerüchte um Mikk und mich nicht den Tatsachen entsprachen und ich den Gangster auf keinen Fall deswegen umgebracht hätte.“ Ich machte eine Pause.
„ Und alle glaubten ihm. Der Staatsanwalt, der Police Commissioner, mein Vater. Es kam nicht zur Verhandlung. Die Anklage wurde niedergeschmettert, auch, weil der Kerl eine Mutter und ihr Ungeborenes auf dem Gewissen hatte.“
Ich hob den Blick, sah Cruiz an, beugte mich weiter zu ihm, und als ich wieder sprach, lag in meiner Stimme nur kalte Verachtung.
„ Am Ende stand ich als Held da, kannst du dir das vorstellen? Doch soll ich dir die Wahrheit sagen? In Wahrheit habe ich ihn ermordet, ihn regelrecht hingerichtet. Verstehst du? Einen Mörder ermordet. Eiskalt. Aus voller Überzeugung.“
Ich ließ mich wieder in die Kissen fallen und starrte die Decke an.
Die Einzige, die es ahnte, es wusste, war meine Mom, ich sah es in ihrem Blick, an dem Abend, als ich nach stundenlangen Verhören endlich nach Hause kam. Ich war völlig durch den Wind. Sie nahm mich in den Arm und sagte dann nur einen Satz. ‚Ich
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