Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01
knurrend auffahren und in Angriffsstellung gehen ließ, sondern sein Geruch.
Der große Mann packte Mick an der Schulter. Seine Stimme war ungewöhnlich tief. „Sag Frieden!“
„Um Himmels willen, ich habe ihm doch nur auf die Schulter geklopft!“
Benedict schnaubte. „Du stinkst so sehr nach Wolf, dass sogar ein Mensch darauf reagieren würde. Ich habe keine Zeit für Albernheiten. Sag Frieden!“
Mick blickte mürrisch drein, murmelte aber gehorsam das Wort. Rules Anspannung schwand zwar, aber es würde eine Weile dauern, bis das Adrenalin, das seinen Körper überflutet hatte, wieder abgebaut war. Der feindselige Gestank seines Bruders verpestete die ganze Luft.
„Und du“, sagte Benedict zu ihm, „solltest dich besser im Griff haben. Der Lu Nuncio kann es sich nicht erlauben, bei jeder Kleinigkeit hochzugehen wie ein Jugendlicher im Hormonrausch.“
Rule kniff die Lippen zusammen. Eigentlich hatte er sich das abgewöhnt – nur auf Mick reagierte er noch so. Sie hatten schon immer miteinander in Konkurrenz gestanden. In der Kindheit hatte Rule Mick darum beneidet, dass er eine Mutter hatte, die ihn liebte. Doch richtig schwierig war ihre Beziehung erst geworden, als Isen seinen jüngsten Sohn zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. „Ich weiß. Ich bin nervös.“
„Umso mehr musst du dich beherrschen.“ Benedict ließ Micks Schulter los. „Wir sollten direkt zur Sache kommen. Ich will den Rho nicht so lange allein lassen.“
„Deine Entscheidung“, entgegnete Rule. „Wir hätten uns auch in seiner Nähe treffen können.“ Warum hatte Benedict Mick überhaupt mitgebracht? Er musste doch wissen, dass es Dinge gab, über die Rule nicht sprechen konnte, wenn noch jemand dabei war.
„Das habe ich ihm auch gesagt, ob du es glaubst oder nicht“, sagte Mick und rieb sich die Schulter. „Nicht dass es etwas genützt hätte! Aber ich sehe auch keinen Grund, dir den Zutritt zum Clangut zu verwehren.“
Benedict bedachte ihn mit einem kalten, ausdruckslosen Blick, der typisch für ihn war. Rule hatte sich früher immer davon einschüchtern lassen, als er noch bei Benedict in die Lehre gegangen war. „Du bist sehr nachgiebig, was die Rechte deines Bruders angeht.“
„Du hast vermutlich erwartet, dass ich mich freue, weil du ihm Hausverbot erteilt hast.“ Mick verzog abschätzig den Mund und wendete den Blick ab. „Ich habe Schwierigkeiten damit, dass mein kleiner Bruder der Lu Nuncio ist. Du weißt es, er weiß es, alle wissen es. Vielleicht ärgert es mich deshalb umso mehr, wenn jemand ihm gegenüber respektlos ist.“
„So will es nun mal der Brauch“, sagte Benedict. „Moment!“ Er hob die Hand und schnitt Mick das Wort ab. „Mir ist schon klar, dass ihm die Tradition lediglich verbietet, den Rho zu sehen. Aber Isen war mit meiner Entscheidung einverstanden, ihm den Zutritt zum Clangut ganz zu verbieten.“
Mick wirkte entsetzt, doch Rule hatte sich so etwas gedacht. Isen hatte schließlich nicht die ganze Zeit geschlafen. Er hätte Benedicts Befehl widerrufen können … wenn er gewollt hätte.
„Rule“, sagte Mick. „Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vater kann dich doch unmöglich verdächtigen!“
Rule zuckte mit den Schultern und ignorierte das unangenehme Gefühl in seiner Magengrube, so gut es ging. „Isen hat immer gute Gründe für das, was er tut.“
„Ich darf ihn übrigens auch nicht sehen“, erklärte Mick, „falls dir das ein Trost ist.“ Er sah Benedict vorwurfsvoll an.
Benedict blieb völlig ungerührt. „Ich habe dir erlaubt mitzukommen, damit ich nicht alles zweimal erzählen muss. Also hört zu!“
Mick funkelte ihn zornig an. „Dann fang doch endlich an!“
„Allem Anschein nach haben wir einen Verräter in unserem Clan. Das ist der Hauptgrund, warum Rule nicht auf das Clangut darf, solange Vater seine Verletzungen auskuriert.“
Nun fühlte Rule sich erst recht schlecht. „Der Angriff! Sie wussten nicht, dass du Isen bei seiner Rückkehr abholen wolltest, aber sie wussten, dass du ihn vorher nicht begleitet hast.“
„Moment mal“, sagte Mick. „Benedict ist zwar gut, aber seine Anwesenheit genügt ja wohl kaum, um Angriffe wie von Zauberhand abzuwehren.“
„Sie waren zu fünft“, entgegnete Rule. „Würdest du gegen Benedict und Vater ins Feld ziehen, wenn du nur vier Leute hinter dir hättest?“
„Okay, da ist was dran. Aber wir wissen, wer es war. Drei der Angreifer gehörten definitiv zum Clan der Leidolf. Und
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