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Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01

Titel: Wolf Shadow 01 - Wilks, E: Wolf Shadow 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks , Eileen
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sie mit Dirty Harry alles richtig machte. Er war ihre erste Katze – falls man überhaupt davon sprechen konnte, dass er ihr gehörte. Meistens hatte sie nämlich das Gefühl, es sei genau umgekehrt. Sie hatte ihn ein Jahr zuvor am Strand gefunden, halb verhungert und mit einem geschwollenen, entzündeten Bein, das ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Es war das einzige Mal gewesen, dass er sich von ihr hatte hochheben lassen.
    „Was meinst du denn, Harry?“ Sie lehnte sich gegen den Kühlschrank, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm zu, wie er seine Milch aufschleckte. „Tiere – pardon, ich meine Tiere von ausschließlich nichtmenschlicher Gestalt – sind doch nicht frei von Besitzdenken in Bezug auf ihre Sexualpartner. Was mit deinem Ohr passiert ist, bevor wir uns kennengelernt haben, hatte möglicherweise genau damit zu tun, oder?“
    Harry ignorierte sie.
    „Und Wölfe kämpfen doch um ihre Weibchen. Aber Lupi sind nicht mit Wölfen gleichzusetzen, nicht wahr? Sie haben Regeln für ihre Kämpfe, sie haben sie ritualisiert, sagt Großmutter, und um eine Frau dürfen sie sich eigentlich gar nicht schlagen.“
    Harry hatte den letzten Tropfen Milch aufgeleckt und begann sich zu putzen. Lily rieb sich geistesabwesend ihre lädierte Hüfte. Sie hatte das dumpfe Gefühl, dass das, was sie bisher herausgefunden hatte, sie nicht weiterbrachte. Irgendwie ergab alles noch keinen rechten Sinn. „Entweder hat Turner ihn in einem Anfall von rasender Eifersucht getötet oder … Tja, oder was?“
    Sie löste sich vom Kühlschrank und begann auf und ab zu gehen. Viel Platz hatte sie nicht dafür, und nach wenigen Schritten war sie wieder im Wohnzimmer. „Wenn Turner nicht völlig vernarrt in Rachel oder äußerst besitzergreifend ist, hatte er eigentlich keinen Grund, Fuentes umzubringen. Aber wenn er es nicht ist … was war dann das Motiv für diese Tat?“
    Lily blieb am Fenster stehen und starrte nachdenklich die zugezogenen Vorhänge an. Wer profitierte von Fuentes’ Tod? Das war, wie bei jedem Mord, eine wichtige Frage. In den meisten Fällen hatte die Antwort mit Geld zu tun, aber diesmal vielleicht nicht. Laut Rachel hatte Carlos zwar über seinen Arbeitgeber eine kleine Versicherung abgeschlossen, aber der Betrag reichte gerade einmal für seine Beerdigung.
    Mord aus Leidenschaft? Carlos hatte – wieder Rachels Aussage zufolge – Affären gehabt. Aber ihn hatte kein wütender Ehemann oder Lover getötet, sondern ein Wolf.
    Und was waren die unmittelbaren Folgen seines Todes?
    „Dass ich den Mord untersuche“, sagte Lily langsam. Und dass sie sich auf Turner konzentrierte, weil er eine Affäre mit Rachel hatte und ein Lupus war. Und dass Fuentes von einem Lupus getötet worden war, war das Einzige, dessen sie sich ganz sicher war.
    Moment mal! Vielleicht lautete die entscheidende Frage, warum Fuentes von einem Wolf getötet wurde. Nicht einfach von einem Lupus, sondern von einem Lupus, der sich verwandelt hatte. Und der ihr genauso gut einen Zettel mit dem Hinweis hätte hinterlassen können, dass der Mord von jemandem seines Schlages begangen worden war.
    Lupi waren in Wolfsgestalt am gefährlichsten, aber schnell und beängstigend stark waren sie auch in Menschengestalt. Ein Lupus hätte Fuentes mit Leichtigkeit töten können, ohne sich zu verwandeln.
    Harry strich ihr schnurrend um die Beine. „Du hast recht“, sagte Lily. „Es ist schon spät. Höchste Zeit, schlafen zu gehen.“ Aber während sie sich bettfertig machte, kreisten ihre Gedanken pausenlos um eine Frage: Warum hatte sich Fuentes’ Mörder verwandelt?
     
 
    7
    Eine holprige kleine Straße schlängelte sich in die Berge nordöstlich der Stadt. Wenn man ihr etwa dreißig Kilometer folgte, gelangte man an eine Stelle, an der einst ein Bezirksplaner einen Aussichtspunkt mit einem Picknicktisch aus Beton und einer Abfalltonne eingerichtet hatte. Genau dort wartete Rule nun. Es war elf Uhr. Er lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an seinem Wagen und reckte die Nase in die Luft.
    Die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel auf ihn herab, doch der Wind war kalt und schneidend. Es roch nach Salbei, Teeröl und Kaninchen. Vor dem Aussichtspunkt fiel die hügelige Landschaft stufenförmig zur Stadt hin ab. Weit genug von San Diego entfernt und knapp zwei Kilometer die von alten Eichen gesäumte Straße hinauf befand sich die Zufahrt zum Clangut der Nokolai.
    Rule schloss die Augen und wünschte, der Tag hätte mehr

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