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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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die Hände in die Hüften und sah dem Drachen mit gerunzelter Stirn entgegen. „Was ist?“
    Deine Frau will dich angreifen, aber sie glaubt, dass ein Angriff unfair wäre. Erklär mir das.
    „Hör auf, deine Nase in unsere Köpfe zu stecken“, fuhr er ihn an.
    Meine Nase ist nicht … ah. Du hast eine Metapher gebraucht. Ich muss meine Nase nirgendwohin stecken. Eure Gedanken sind laut. Unklar, aber laut.
    Cynna hatte bereits einen Drachen von Nahem gesehen. Bei ihrem verrückten Flug aus der Hölle war sie auf einem von ihnen geritten. Trotzdem minderte das weder ihre Angst noch ihre Faszination. Doch als Mika näher kam, verspürte sie nur noch Ehrfurcht.
    Der magische Lichtball war nicht so hell wie eine Taschenlampe. Erst als er sich hin und her wiegte, erhaschte sie einen Blick auf den langen Körper. Die gewaltigen Flügel waren zu einem dunklen Buckel auf seinem Rücken gefaltet. Sein Hals war lang und muskulös und so beweglich wie eine Schlange. Er hielt den Kopf ungefähr auf Schulterhöhe.
    Der Kopf war dreieckig, die Schnauze beinahe zart. Der bewegliche Kamm, ähnlich denen, die von chinesischen Künstlern dargestellt wurden, lag wie schwarze Spitze um die Augenhöcker, die Ohrlöcher und den Kiefer. Im sanften Glühen des magischen Lichtes schimmerten die Schuppen auf seinem Gesicht in einem Dutzend Rottönen.
    Als Mika stehen blieb, war sein lippenstiftroter Kopf noch eineinhalb Meter entfernt – und er sah sie unverwandt an. Es war schwer, nicht in die großen, feuchten Augen mit den beweglichen Ober- und Unterlidern zu sehen . Fairness verwirrt mich. Menschen denken oft daran, aber mit beinahe jedem Gedanken ändern sie die Bedeutung des Wortes. Manchmal bedeutet „unfair“ falsch. Manchmal bedeutet es jedoch, etwas ist unerfreulich. Fair kann auch heißen, dass man etwas wie vereinbart bekommt, aber Fairness ist auch wichtig, wenn es keine Vereinbarungen gibt. Wie jetzt zum Beispiel. Ihr habt nicht vereinbart, dass du deinen Gefährten nicht angreifst, oder doch?
    „Äh … nein. Aber ihm fehlt ein Fuß. Es ist nicht fair, jemanden anzugreifen, der behindert ist.“
    Ein Fuß oder zwei, er ist dir überlegen, körperlich. Er würde jeden Kampf mit dir gewinnen.
    „Nein, das würde er nicht, weil er nicht zurückschlagen würde. Und allein deswegen ist es schon unfair.“
    Die großen Lider klappten langsam auf und zu. Finden Menschen es unfair, jemanden anzugreifen, der nicht zurückschlagen will? Das ist verrückt. In diesem Falle würden nur die, die sich weigern zu kämpfen, einen Kampf gewinnen, was ganz offensichtlich nicht stimmt.
    „Ich glaube …“ Moralische Fragen waren nicht ihre Stärke. Was würde Vater Michael sagen? „Ich glaube, Fairness ist wie Gerechtigkeit, nur persönlicher. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen darüber, was fair ist und was nicht, weil es eine persönliche Frage ist.“
    Fairness ist also eine subjektive Interpretation von Gerechtigkeit?
    „Nein“, sagte Cullen plötzlich. „Fairness bedeutet moralische Gerechtigkeit oder moralisches Gleichgewicht. Unfairness bedeutet, etwas ist moralisch im Ungleichgewicht. Deswegen ist es so subjektiv – Moral ist immer schwer zu fassen. Ein Kind findet vielleicht, dass es unfair ist, wenn es seine Hausaufgaben machen muss, während seine Freunde draußen spielen. Es versteht noch nicht den moralischen Aspekt von Disziplin. Und natürlich haben auch manche Erwachsene kein besseres Verständnis von Moral als ein Kind. Sie rufen gleich ‚unfair‘, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen.“
    Ah.
    Stille senkte sich über sie, sowohl mental als auch physisch. Der Drache rührte sich nicht. Cynna roch schwach seinen Duft – eine Mischung aus Zimt, heißem Sand und Moschus. Sie meinte sogar seinen warmen Atem zu spüren. Sie dachte an Dis und Dämonen und einen furchterregenden, wunderbaren Flug auf dem Rücken eines Drachen. Ihr Herz schlug schnell.
    Endlich blickte Mika Cullen an. In einem unserer Gespräche waren wir uns einig, dass Moral die Idee ist, die ein Wesen von dem hat, was richtig ist.
    „Das stimmt.“
    Die menschliche Moral ist voller Widersprüche mit Zähnen, deren Spitzen nach innen zeigen und mit denen sie an sich selbst nagt. Schuld allerdings ist ein vernünftiges Konzept, das von den meisten bewussten Wesen geteilt wird. Ich werde Fairness unter diesem Aspekt betrachten. Deine Gefährtin glaubt, dass sie eine Schuld auf sich nimmt, wenn sie dich zu Boden schlägt. Deswegen hat sie sich

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