Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
wohl.“
„Sehr.“ Sie waren beim Eingang angekommen. Da die Elektrizität wieder funktionierte, öffneten sich die Türen automatisch vor ihnen. Drinnen war es kühler, doch noch hatte die Klimaanlage die Luft nicht auf die gewohnt eisigen Temperaturen heruntergekühlt.
Die Eingangshalle war ein Schlachtfeld. Offenbar gab es Feuerwehrleute und Matsch nur im Doppelpack. Selbst hier, wo es nicht gebrannt hatte, waren überall Spuren. Aber nur sehr wenig Menschen. Ein Trio, das aussah wie Büroangestellte, drängte sich hinter dem Empfang und redete eindringlich auf einen Feuerwehrmann ein. Ein Cop – eine junge Frau in Uniform – stand neben der Tür zum Treppenhaus.
Sonst niemand. Insbesondere keine Madame Yu. Sie musste sofort die Treppe nach oben genommen haben.
„Gut, dass Sie und die alte Dame gut klarkommen. Sie werden ja bald Teil der Familie sein.“ James streckte die Hand aus. „Herzlichen Glückwunsch.“
Rule schüttelte sie – und entdeckte, dass es angenehm war, befriedigend auf eine Art, wie er es nicht erwartet hätte, die Glückwünsche dieses Mannes entgegenzunehmen. „Danke.“
„Ich wollte Sie eigentlich ermahnen, Lily gut zu behandeln und so, aber da hatte ich nicht an die Großmutter gedacht. Ich halte Sie für einen vernünftigen Mann. Mit der wollen Sie sich sicher nicht anlegen.“
Rule grinste. „Nein, lieber nicht.“
„Gut.“ James nickte entschieden und machte dann ein gequältes Gesicht. „Ich werde zu der Hochzeit kommen müssen.“
„Ah ja?“
„Camille wird es von mir erwarten. Camille ist meine Frau. Das wird sicher eine große Sache, was? Wird sicher in der Klatschpresse drüber berichtet und so.“
„Ich fürchte, ja.“
James schüttelte traurig den Kopf. „Das habe ich mir gedacht. Sagen Sie Lily, dass Camille mir das Leben zur Hölle machen wird, wenn sie nicht eingeladen wird.“
„Ich werde es ihr ausrichten.“ Rule warf einen Blick zurück zur Tür. Lily eilte mit schnellen, energischen Schritten auf sie zu, als mache ihr die Hitze gar nichts aus. „Ich würde gerne mit Lily unter vier Augen sprechen, bevor wir nach oben gehen.“
James zog die Augenbrauen hoch. „Na klar. Ich werde mir derweil mal diesen geheimnisvollen verletzten Zauberer ansehen.“
Rule zuckte zusammen. „Ich würde es zu schätzen wissen, wenn Sie das nicht zu laut sagten. Oder besser noch, überhaupt nicht.“
„He, machen Sie sich deswegen keine Sorgen – ich kann ein Geheimnis für mich behalten. Fragen Sie Lily. Ich habe Sie nur auf den Arm genommen. Ich muss einen Mann über seinen toten Bruder befragen. Sagen Sie Lily – nein, ich sage es ihr selbst. Ihre Sachen sind in meinem Auto, und ihres steht noch vor dem Restaurant Rosa. Das müssen wir noch kurz regeln.“ Mit einem letzten Nicken ging er zur Tür.
Rule sah, wie James Lily in den Weg trat. Sie sprachen kurz miteinander, dann gab Lily ihm ihren Schlüssel. Vor Ungeduld wäre Rule am liebsten auf und ab gegangen oder von einem Fuß auf den anderen getreten. Doch er tat es nicht.
Geduld war eine Kunst, die er erst hatte lernen müssen. Normalerweise beherrschte er sie gut, obwohl er zu Anfang nicht besser gewesen war als ein Welpe, der an den Zitzen seiner Mutter saugen will. Aber Geduld hatte auch ihre Grenzen. Oder, in seinem Fall, er hatte seine Grenzen, und die waren jetzt erreicht. Er musste mit seiner nadia sprechen. Jetzt sofort.
Sobald sie durch die Tür war, ergriff er ihre Hand. Die, an der sein Ring steckte. Er strich mit dem Finger an ihm entlang. „Warum gerade jetzt?“
„Es ist ein Knochen. Und eine Entschuldigung.“
„Es ist was?“
„T.J. sagte, ich solle Dreyer einen Knochen hinwerfen, um ihn abzulenken. Das ist ein Grund. So gebe ich Dreyer eine Möglichkeit, sich an mir zu rächen, die nicht so dämlich ist wie die, die ihm sonst vielleicht eingefallen wäre. Er ist der Typ, der zurückschnappt, also habe ich ihn dahin gucken lassen, wohin ich wollte.“
„Du gehst davon aus, dass er es weitererzählt? Der Presse zuspielt?“
Sie zuckte die Achseln. „So habe ich es mir gedacht.“
„Vielleicht tut er es nicht. Madame Yu hat ihm befohlen, keinen Ärger zu machen.“
Sie machte ein entsetztes Gesicht. „Das habe ich nicht gewollt.“
„Ich weiß“, sagte er sanft. Ihr schlechtes Gewissen schien ihm unbegründet, aber ihr Unbehagen war echt. „Es vergeht, hat sie gesagt.“
„Und dann wird er erst recht Blut sehen wollen. Er wird sich an nichts erinnern, aber
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