Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
es vorausgesagt hatte – sie sagten die Wahrheit.
Das, was sie für die Wahrheit hielten.
Zwei Zeugen – Mike Hemmings und Sandra Metlock – hatten beobachtet, wie Rule mit einer vergifteten Klinge auf seinen besten Freund einstach. Ein Zeuge hatte gesehen, wie Cynna das Gleiche tat. Drei andere hatte drei verschiedene Angreifer erblickt – Mike Hemmings, Piers und „einen Fremden. Den Typ habe ich noch nie zuvor gesehen.“ Und wieder ein anderer Zeuge behauptete steif und fest, das Messer sei geworfen worden, weil niemand hinter Cullen gestanden habe, als er zusammengebrochen sei.
Niemand hatte einen Asiaten in Cullens Nähe gesehen.
Das Messer war nicht aufzufinden.
Auf dem Gras und an der Stelle des Bodens, wo der Täter gestanden haben musste, spürte sie die Art von pelzigem Kribbeln, wie sie es von Lupi kannte. Normalerweise hinterließen Lupi auf Objekten keine Spuren ihrer Magie, es sei denn, sie wandelten sich, aber bei starken Gefühlen kam es vor, dass sie ein wenig davon abgaben, vielleicht weil sie dann stets versucht waren, sich zu wandeln. Und da war ein leichter Hauch des tanzenden Kitzelns, das sie mit Zauberei verband, aber es überraschte sie nicht. Cullen war schließlich ein Zauberer.
Shannon brachte die nächste Zeugin zu ihr, die nicht allein kam, sondern Hand in Hand mit einem anderen Zeugen. Lily seufzte. „Jason, ich spreche allein mit dir.“
„Ich möchte gerne, dass er bei mir bleibt“, sagte Beth mit herausfordernd gehobenem Kinn.
„Tut mir leid, das ist unmöglich – es sei denn, er ist Anwalt und du lässt dich von ihm vertreten.“
„Vielleicht will ich einen Anwalt.“
Lily sah ihre Schwester lange an, dann machte sie eine Handbewegung in Jasons Richtung. „Geh zurück und warte dort. Shannon, bitte begleite ihn.“
Jason wollte protestieren, machte aber sofort kehrt, als der große rote Wolf neben Lily ihm einen Blick zuwarf. Shannon folgte ihm.
Lily trat nahe an Beth heran und sagte leise, obwohl Isen ohnehin jedes Wort hören würde: „Also gut, was ist los?“
„Ich … ich will es nicht sagen, das ist alles.“
„Hast du gesehen, was passiert ist?“
Beth antwortete nicht, aber das Zucken um ihre Augen sagte sehr deutlich „Ja.“
Lily strich ihr leicht und beruhigend über den Arm. „Beth, du weißt, dass du es mir erzählen musst.“
Beth schluckte und wandte den Blick ab. „Es war Freddie“, flüsterte sie. „Ich habe dir ja gesagt, dass er hier war. F-Freddie hat auf Cullen eingestochen. Ich habe ihn gesehen. Ich weiß, es ergibt keinen Sinn, warum sollte er … Aber er hat es getan.“
„Mach dir darüber jetzt keine Gedanken. Bist du sicher? Wo hast du gestanden?“ Lily stellte Beth dieselben Fragen wie den anderen Zeugen und ließ sie alle, an die sie sich erinnerte, in dem Diagramm einzeichnen. „Gut. Das ist gut. Hör zu, Beth.“ Sie packte ihre Schwester bei der Schulter. „Du hast mir weitergeholfen. Sehr sogar. Mach dir keine Sorgen wegen Freddie. Er war nicht hier.“
„Aber ich habe ihn doch –“
„Ja, ich weiß, vertrau mir einfach, okay?“ Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Mist. Ich muss Ruben anrufen.“
Benedict kam zu ihnen. „Du wolltest wissen, wann die Leute vom Sheriff kommen. Sie sind gerade durchs Tor.“
Achtunddreißig Minuten. Verdammte achtunddreißig Minuten hatte es gedauert, bis sie auf einen versuchten Mord reagierten. Abgesehen davon, dass sie ihr durch ihre Abwesenheit die Arbeit erleichtert hatten. „Danke. Äh … Isen, ich muss mit den Deputys reden, bevor ich die Befragungen fortsetze, wenn du also …“ Sie zeichnete mit dem Finger einen kleinen Kreis in die Luft, wie die Lupi, wenn sie auf den Wandel anspielten.
Als sie ihr Telefon aus der Handtasche zog, stand ein splitterfasernackter Isen auf zwei Beinen neben ihr. Weniger haarig, aber nicht sehr.
Lily tat, als sei nichts. Sie drückte die Kurzwahltaste sieben.
Cynna ging sofort dran. „Wir sind noch auf dem Weg. Das Krankenhaus ist ungefähr sechs Blocks entfernt.“
„Ich höre eine Sirene.“
„Wir haben eine Polizeieskorte. Ich habe Ida angerufen, bevor wir das Clangut verließen, und sie hat es arrangiert. Sie haben uns auf dem Highway eingeholt. Rule war gar nicht begeistert, weil er langsamer fahren musste – entweder sind ihre Autos nicht so schnell wie seins, oder sie wollen nicht so schnell fahren –, aber als wir vom Highway runter waren, haben sie sich als ganz nützlich erwiesen.“
„Du hältst dich wirklich
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