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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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Bettler.“
    „Das ist kein Bettler.“ Die Stimme klang hart und lallte weniger als die andere. „Er ist einer von den Wahnsinnigen, du Dummkopf.“
    „Er stinkt trotzdem.“ Der junge Mann hörte sich jetzt mürrisch an. Er kam so nahe, dass Li Lei seine Füße aus den Augenwinkeln sah. „Ich will den Geruch in meiner Straße nicht haben.“
    Li Lei schrieb weiter sinnlose Zeichen, als nähme sie gar nicht wahr, dass sie Gesellschaft hatte. Wie gerne hätte sie den Blick gehoben, um zu sehen, wer diese Straße für die seine hielt. Die Stimme kannte sie nicht, aber das bedeutete nicht viel. Auf dem Land hatte ihr Vater Nachsicht walten lassen, aber in der Stadt lebte er gemäß den alten Bräuchen. Deshalb hatte sie ihre männlichen Nachbarn zwar von Zeit zu Zeit gesehen, aber ohne je mit ihnen gesprochen zu haben.
    Doch sie hielt den Blick gesenkt, sodass sie den Tritt, den er ihr in die Seite gab, nicht rechtzeitig genug bemerkte, um ihm ausweichen zu können. Sie ließ sich von ihm herumrollen wie ein Baumstamm – ein Baumstamm, der seltsamerweise fest entschlossen war, sich aufzurichten, denn sie landete auf ihren Füßen und starrte ins Leere. Als sähe sie die drei Männer nicht, die direkt vor ihr standen.
    Wieder schrieb sie mit ihrem Stock in die Luft.
    „Komm schon, Zhi“, sagte der größte der jungen Männer zu seinem Freund. „Lass den armen Kerl in Ruhe. Du brauchst wohl noch etwas Wein, was?“
    „Nicht genug Wein in der ganzen verfluchten Stadt“, sagte der Dritte – der, der nicht lallte. „Nicht genug.“ Aber auch er ließ sich überreden, weiterzugehen.
    Li Lei malte unterdessen weiter in die Luft, aber ihr Herz klopfte. Sie hatte Zhi erkannt. Er war der jüngste Sohn des Kaufmanns Jiao, der mit Salz und Gewürzen handelte. Ihr Vater hatte manchmal ein wenig Geld in seine Unternehmungen investiert. Sie fragte sich, ob er noch am Leben war. Und seine Frau, die scharfzüngige Yi Mé – hatte sie überlebt?
    Die meisten waren tatsächlich davongekommen. In der Stadt mochten Tod und Wahnsinn ihr Unwesen treiben, aber der Zauberer war schlau genug, den Großteil der Bevölkerung am Leben zu lassen. Die Bewohner von Luan mussten so weiterleben wie bisher, wozu war seine Macht sonst gut?
    Und seine Geliebte brauchte sie aus anderen Gründen.
    Li Lei ließ sich wieder mit verschränkten Beinen auf der Straße nieder. Danke , sagte sie im Stillen zu ihrem Vater, mit den Zehen wackelnd. Wenn seine Verachtung für Bürgerliche, die den Adel nachäfften, nicht gewesen wäre, würde sie jetzt auf winzigen Fleischklumpen herumschwanken, deren Knochen sich nach Jahren des Bindens aufgelöst hätten. Niemand würde sie dann fälschlicherweise für einen Jungen halten können, wie geschickt auch immer ihre Verkleidung gewesen wäre.
    Vielleicht aber auch nicht. Ihre Mutter hatte das Einschnüren der Füße vor allem verabscheut, und ihre Mutter war sehr … kämpferisch gewesen, dachte sie mit einem Lächeln, denn dieser Verlust tat nicht mehr so weh. Qian Ya Bai war eine äußerst kämpferische Frau gewesen.
    Andererseits, dachte sie dann ganz pragmatisch, wenn ihre Füße gebunden worden wären, hätte sie gar nicht erst davonlaufen können. Vielleicht hatte ihr Vater seine Entscheidung bereut, ihre Füße so zu lassen, wie sie waren. Sie wusste, sie hatte ihn verletzt. Sicher hatte er verstanden, warum sie gegangen war … Sie hatte sich eingeredet, dass er es verstehen würde, wenn er seinen Ärger erst einmal überwunden haben würde. Nicht immer löschte Verständnis den Schmerz aus, aber es linderte ihn vielleicht ein wenig.
    Ihr eigener Schmerz war groß gewesen, als er so schnell nach dem Tod ihrer Mutter wieder heiratete, aber sie hatte gelernt, ihn zu verstehen. Er hatte eine Frau gebraucht, und die Trauer hatte ihn eine wählen lassen, die ganz anders war als die kämpferische und schöne Ya Bai. Verständnis linderte nicht nur den Schmerz, sondern auch Enttäuschung.
    Li Lei hatte ihrer Stiefmutter nie nahegestanden, aber sie hatte ihre Kinder geliebt – Ji Wun, den Jungen, über den sich ihr Vater so gefreut hatte, und die Mädchen An Wie und An Mei …
    Schmerz riss wie mit Klauen an ihrem Inneren. Sie krümmte sich über den Schmerz, wie ein alter Mann mit Nierensteinen. Aber dieser Stein löste sich nicht. Sie wiegte sich vor und zurück, so wie sie An Wie nicht mehr wiegen konnte, die noch ein Baby gewesen war, als Li Lei fortgegangen war. Ai , die kleine An Wie, die ihre große

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