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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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rieb sich das Brustbein, wo die Sorge sich wie ein Tumor festgesetzt hatte, hart und störend. Das war der andere Grund, warum sie mit Sam sprechen wollte. Wenn jemand wusste, wo ihre Großmutter war, dann er.
    Der Stausee erstreckte sich zu ihrer Linken nach Osten. Weit und still lächelte er hoch zu einem friedlich blauen Himmel. Lily betrachtete die glatte Wasseroberfläche und versuchte, ein wenig von seiner Ruhe in sich aufzunehmen.
    „Hoffst du etwa, du könntest Sam dazu bringen, Cullen Asyl zu gewähren, ohne darum zu bitten?“, fragte Rule.
    „Ich hoffe, dass ich seine Neugierde wecken kann. Irgendwie.“
    „Hmm. Ich hätte da ein paar Ideen. Vielleicht ist es gar nicht so schwierig, Sam zu überzeugen. In D.C. kam Cullen mit Micah ziemlich gut aus.“
    Micah war Washingtons Drache. „Micah ist viel jünger als Sam. Ich weiß nicht, ob Sam ihn genauso interessant findet … Mist, da ist das Schild. Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen.“
    Das Schild, das sie meinte, bezeichnete den Eingang zu einer Schotterstraße. „ WARNUNG! SPERRGEBIET !“ stand in großen Buchstaben darauf. Fünfzig Meter weiter die Straße hinunter war ein Tor und wieder ein Schild: VORSICHT DRACHENNEST. US-BUNDESRECHT UND BUNDESSTAATLICHES RECHT SIND JENSEITS DIESER GRENZE AUFGEHOBEN .
    Diese Rechtsaufhebung war in den Verhandlungen, die zu den Drachenabkommen geführt hatten, einer der heikelsten Punkte gewesen. Drachen fanden die Gesetze der Menschen absurd und ganz offensichtlich nicht auf sie anwendbar. Das sah die Regierung anders, was keine Überraschung war. Schließlich erklärten sich die Drachen bereit, ein paar grundsätzliche Dinge zu akzeptieren: Eigentum zu respektieren. Keine Haustiere zu fressen. Überhaupt niemanden und nichts zu töten – abgesehen von dem, was sie zum Leben nötig hatten, oder aus Gründen der Selbstverteidigung –, nicht einmal dann, wenn ein Mensch besonders lästig war.
    Mit einer Ausnahme. Für einen Drachen war es undenkbar, dass jemand außer ihm selbst über seine Höhle bestimmte. Laut Lilys Großmutter hatten sie nicht auf absoluter Souveränität bestanden, denn sie konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass es anders sein könnte.
    Bis dahin waren technische Störungen vor allem in der Nähe von großen Netzknoten aufgetreten, aber sie würden immer mehr zunehmen. Weil das Land die Drachen brauchte, hatte man sich darauf eingelassen, ihnen und ihren Launen kleine Gebiete zuzugestehen, wo das Gesetz der Menschen nicht galt. Die Bundesstaaten – oder die Länder, da über die Hälfte der Drachen nicht in den Vereinigten Staaten lebte –, die sich weigerten, die notwendigen rechtsfreien Räume um die Höhlen einzurichten, bekamen eben keine Drachen.
    Alle Staaten außer Utah und North Dakota hatten nachgegeben. Genauso wie Großbritannien, Japan, China, Italien, Mexiko, Deutschland, Brasilien, Neuseeland und Kanada sowie zwanzig weitere Nationen, die wenig Hoffnung hatten, einen Drachen abzubekommen, es aber dennoch versuchten. Frankreich weigerte sich ebenso wie Russland und Australien.
    In den Vereinigten Staaten war jedes dieser eine Höhle umgebenden Gebiete eingezäunt und bewacht. Einige Drachen stellten magische Sprengfallen auf oder ergriffen andere Maßnahmen zum Schutz ihrer Nester. Den jüngeren mangelte es an dem magischen Geschick der älteren, aber sie brachten dennoch einfache Schutzbanne an. Und wenn jemand trotz Zaun, Bann und Hinweistafeln in das Gebiet eindrang, war es einem Drachen erlaubt, mit dem Eindringling zu machen, was er wollte – zu plaudern, ihn zu foltern, zu verzaubern oder auch zu töten.
    Da die Menschen nun einmal waren, wie sie waren, hatte es durchaus Zwischenfälle gegeben. Nicht hier in San Diego, denn Sam verfügte über Mittel und Wege, sich Nervensägen vom Leib zu halten. Selbst die Paparazzi hatten es schnell aufgegeben, vor dem Zaun herumzulungern. Irgendwie funktionierten ihre Kameras anschließend nicht mehr richtig … wenn sie nicht ganz einfach explodierten.
    Doch anderswo hatte es echte Probleme gegeben. In Seattle hatte ein Fotojournalist versucht, heimlich über den Zaun zu klettern, um ein paar Fotos zu schießen, und sich dann schnell wieder in Sicherheit zu bringen. Er war nicht schnell genug gewesen. In Chicago hatten vier Gangmitglieder gedacht, ein Gebiet, in dem die staatlichen Gesetze nicht galten, eigne sich auch prima für den Drogenhandel, und keinen Grund gesehen, warum sie den Deal nicht mal eben schnell

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