Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
er diese Art von Spannung nicht haben.
War das überhaupt möglich? Seine Angelegenheit, rief sich Lily in Erinnerung. Und ihre war es … Nun, sicher wurde erwartet, dass die Braut sich mit ihrer Mutter beriet und nicht der Bräutigam. „Ich glaube, es wäre wohl besser, wenn ich diese Dinge mit meiner Mutter bespräche.“
„Willst du das denn?“
„Nein, aber –“
„Viele Lokalitäten sind schon ein Jahr im Voraus ausgebucht. Wir müssen diese Entscheidung jetzt treffen. Ich habe die Zeit, du nicht. Also kümmere ich mich darum.“
„Du bist doch schon überlastet.“
„Erstaunlicherweise kann ich selbst entscheiden, wann ich mir zu viel aufbürde.“
Sie schnaubte. „Du übernimmst dich immer, genau wie ich. Du glaubst, du schaffst alles, und übernimmst immer noch eine lästige Pflicht mehr.“
Während des Schweigens, das jetzt folgte, wurde Lily sich dessen bewusst, was sie da gesagt hatte. Sofort bereute sie es. „Äh …“
„Ich will gar nicht von der Möglichkeit reden, dass du von dir auf andere schließt. Ich frage nur, wer von uns beiden wohl am ehesten von deiner Mutter das bekommt, was wir wollen.“
Lily seufzte und kapitulierte. „Gut, dann entscheidest du also über den Veranstaltungsort.“
„Was wäre dir denn am liebsten? Und was willst du absolut gar nicht?“
„Ich will keine große kirchliche Hochzeit. Vielleicht irgendwo im Freien. Das hat mir an Cynnas und Cullens Hochzeit so gut gefallen.“
„Du weißt, dass das bedeutet, dass wir ein Datum festlegen müssen.“
„Entscheide du, es wird mir recht sein. Wahrscheinlich aber lieber nicht im Sommer, nicht, wenn wir draußen feiern wollen. Äh … willst du es überhaupt draußen tun?“
„Gern, sehr häufig. Oh, du meinst heiraten. Ja, das auch.“
Sie musste grinsen. Als ihr Nacken und ihre Schultern ein wenig lockerer wurden, wurde ihr bewusst, wie angespannt sie gewesen war. Möglicherweise nicht ohne Grund, aber trotzdem sehr unangenehm. Spontan nahm sie seine Hand und drückte sie. „Du tust mir gut.“
Froh sah sie, wie sich erst Überraschung, dann Freude auf seinem Gesicht zeigten. „Gut“, sagte er. „Das ist gut. Ich liebe dich.“
Glück konnte manchmal berauschend sein. Sie lächelte. Zur Abwechslung fehlten ihm einmal die Worte. „Bevor ich mich wieder an die Arbeit mache – und das sollte ich jetzt wirklich bald tun –, will ich dir noch sagen, dass du mir wichtig bist. Manchmal macht es mich immer noch beklommen, wie wichtig du mir bist, aber ich habe beschlossen … Na ja, Sonnenschein ist auch wichtig, aber darum mache ich mir ja auch keine Gedanken, oder? Also mache ich mir auch um uns meistens keine mehr. Außer um die Hochzeit, und auch da versuche ich mich zusammenzureißen.“
„Dann überlass es doch einfach mir, mir darum Gedanken zu machen, wenn ich mich schon um den Veranstaltungsort kümmere.“
Sie schüttelte den Kopf. „Darin bist du nicht gut. Niemand macht sich so ausgiebig und sorgenvoll Gedanken wie ich. Erinnerst du dich daran, wie Großmutter uns erklärt hat, wie man einen Drachen dazu bekommt, etwas zu tun?“
Mühelos folgte er ihrem plötzlichen Themenwechsel. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten – Handeln oder Krieg. An der zweiten Option sind wir nicht interessiert, nehme ich an.“
„Richtig. Sie sagte auch, dass man Drachen niemals einen Gefallen schulden sollte, weil sie erwarten, dass man ihn doppelt und dreifach zurückzahlt. Aber man schuldet ihnen nichts, wenn sie etwas für einen tun, worum man sie nicht gebeten hat.“
Der Traum, den Lily letzte Nacht gehabt hatte, war wie eine Spinnwebe gewesen. Noch als sie unter der Dusche stand, hingen die hauchzarten, klebrigen Fäden aus Ereignissen und Gefühlen an ihren Gedanken. Erst als sie das Shampoo ausspülte, begriff sie, warum sie von Drachen geträumt hatte.
Es gab einen Ort, an dem Cullen vollkommen sicher sein würde vor einem Zauberer oder einem begabten Killer, der sich magisch tarnen konnte: das Nest eines Drachen. Genauso wie Zauberer sahen Drachen Magie. Und genauso wie Lily waren sie beinahe unmöglich zu verzaubern. Sie wehrten jeden ab, der ihr angestammtes Gebiet unerlaubt betreten wollte. Sie waren telepathisch veranlagt.
Es würde sehr schwer sein, sich an jemanden anzuschleichen, der Gedanken surren hören konnte.
Da gab es nur noch ein Problem: Wie brachten sie Sam dazu, einzuwilligen? Die Großmutter hätte es gekonnt, wenn sie da gewesen wäre. Aber sie war nicht da.
Lily
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