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Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie

Titel: Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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er unfähig gewesen wäre, die köstlichen Freuden zu schätzen, die sie ihm zu bieten hatte.
    Johnny setzte sich auf die harte Bank, um auf den nächsten Bus zu warten. So viele hatten seine Schöne schon enttäuscht. Es war nicht ihre Schuld gewesen, denn sie konnten ja nichts dafür, dass ihr Gehirn nicht so wie seines die Verbindung zwischen Schmerz und Genuss herstellen konnte. Aber er fand es traurig, dass seine zweite Gabe so selten war und so wenig geschätzt wurde.
    Aber nicht von der, die wirklich von Bedeutung war. Sie liebte und schätzte ihn so leidenschaftlich wie er sie. Er schuldete ihr so viel. Sie sagte, dass Schuld da, wo Liebe war, keinen Platz hatte, aber sie war ja auch nicht menschlich. Johnny betete sie an, ehrte sie und fürchtete sie, aber sie war nicht menschlich, und manchmal verkannte oder unterschätzte sie, wozu Menschen in der Lage waren.
    Deswegen war er heute ohne sie hier. Eine der weniger menschlichen Eigenschaften seiner Liebsten war ihre Art zu schlafen. Während sie schlief, wurde sie schwächer und verlor ihre Körperlichkeit – doch sie hatte ihm versprochen, dass sich das ändern würde, wenn sie sie vollständig errungen hätte. Als sie sich kennenlernten, hatte sie die meiste Zeit geschlafen. Jetzt brauchte sie weniger Schlaf als er, wusste aber nie, wann sie das Bedürfnis zu schlafen überkam oder wie lange der Schlaf andauern würde. Sie konnte einen Tag lang schlafen oder eine Stunde und dann einen ganzen Tag oder auch eine ganze Woche lang wach bleiben.
    Jetzt schlief sie. Wenn sie aufwachte, würde sie böse auf ihn sein, oh ja, und der Gedanke an ihren Zorn ließ ihn erzittern. Aber sie hatte unrecht, so einfach war das.
    Er musste sich jetzt um den Zauberer kümmern. Denn soweit Johnny wusste, konnte der Mann viel zu gut mit Feuer umgehen.

 
    23
    Lily verspürte ein klein wenig Befriedigung, als sie die Tür zuknallte, aber nicht mehr. Am liebsten wäre sie zurückgegangen und hätte sich weiter mit Rule gestritten. Was bildete er sich ein, ihr zu sagen, was sie dachte und fühlte?
    Unglaublich, dass er sich gerade diesen Zeitpunkt ausgesucht hatte, um ihr Vorwürfe zu machen. Er hatte unrecht. Wie kam er darauf, dass sie nicht wüsste, was sie wollte? Sie wollte ihn, verdammt noch mal. Die Ehe …
    Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Die Ehe versetzte sie in Angst.
    So. Jetzt hatte sie es zugegeben. Die Ehe versetzte sie in Angst, aber es war das Richtige – oder nicht?
    Sie ging los.
    Das Gebäude, in dem sich das Büro der Gerichtsmedizin befand, war ein reizloser weißer Legostein mitten in einem Betonmeer. Bald würden sie in eine neue, größere Anlage umziehen, denn diesem, in den 60er-Jahren erbauten, waren sie längst entwachsen. Aber aufgrund von Verzögerungen bei den Bauarbeiten arbeiteten sie immer noch in denselben beengten Räumlichkeiten, die Lily noch aus ihrer Zeit bei der Mordkommission kannte.
    Als sie beim Anblick des Totenhauses einen leichten Hauch von Nostalgie verspürte, kam sie sich dumm vor.
    Cody richtete sich auf, als sie bei seinem Wagen ankam und ging neben ihr her. „Hallo. Du siehst aber gar nicht glücklich aus.“
    „Ach, warum wohl nicht? Wichtige Ermittlungen, stinkende Leiche. Das muss doch gute Laune machen!“
    „Nein, so ein Gesicht machst du, wenn du dich gestritten hast. Ich muss es ja wissen. Ich habe es oft genug gesehen.“
    Plötzlich fühlte Lily sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Sie roch nach Zigaretten und nassem Sand, verbranntem Kaffee und Bourbon. Unwillkürlich ging sie langsamer und legte den Kopf schräg, um den Mann neben ihr verstohlen zu mustern.
    Codys Gesicht hatte sich nicht sehr verändert, und sein Körper war immer noch stark und muskulös. Aber er roch nicht mehr nach Zigaretten. Oder Bourbon. „Ich hatte keine Ahnung, wie viel du von diesen Streitigkeiten noch weißt. Vor allem am Ende.“
    „Das meiste. Mehr, als mir angenehm wäre. Wenn es dich interessiert: Du hattest recht.“
    Sie warf ihm einen erneuten Blick zu. „Was, mit allem? So etwas zu sagen, ist gefährlich.“
    Er grinste. „Ich lebe für das Risiko.“ Das Grinsen verschwand. „Nicht für den Alkohol. Nicht mehr.“
    Eine Weile gingen sie schweigend in Richtung auf die Laderampe auf der anderen Seite des Gebäudes nebeneinander her. „Ich habe davon gehört“, sagte sie schließlich. „Ich habe gehört, dass du einen Entzug gemacht hast.“
    Er schnaubte. „In den Entzug gezwungen wurde, meinst du wohl.

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