Wolf Shadow Bd. 6 - Blutmagie
eingeschnittene Furchen. „Steht dir gut, aber wie kommt es, dass du Bart tragen darfst?“
Codys Handy klingelte. Er zog es aus seiner Hosentasche, warf einen Blick darauf und entfernte sich ein paar Schritte. „Beck am Apparat.“
„Ärztliche Anweisung.“
„Der Arzt hat dir verordnet, dass du dir einen Bart wachsen lässt?“
„Vom Rasieren bekomme ich Hautausschlag.“
Er sah ganz ernst aus. T.J. sah immer ganz ernst aus, wenn er einen auf den Arm nahm, was ziemlich oft der Fall war. Der Mann sah zwar aus wie der Weihnachtsmann, aber er hatte einen äußerst schrägen Humor. Außerdem war er einer der besten Polizeibeamten, die sie kannte. Als sie zum Mordkommissariat versetzt worden war, war er ihr Mentor gewesen. „Dann ist es also dein Fall?“, fragte sie.
„Das war er. Nimmst du ihn mir weg?“
„Ich bin brav, wenn ich kann.“
Traurig schüttelte er den Kopf. „Das hast du nicht von mir gelernt.“
Doch, eigentlich schon. „Der Name des Mannes ist Xing. Kenne ich ihn?“
„Möglicherweise. Ich habe ihn anhand dessen identifiziert, was von einem Tattoo auf dem rechten Bizeps noch übrig ist. Eines von diesen chinesischen Dingern, mit denen sie schreiben. Du wirst es erkennen.“
Die Xings besaßen ein Importunternehmen. Sie führten billige Keramikwaren, Souvenirs und Heroin ein. „Welcher der Brüder ist es?“
„Zu klein für Zhou, also wird es wohl einer der Zwillinge sein. Wir brauchen die zahnmedizinischen Ergebnisse, um sicher zu sein.“
Cody steckte sein Telefon weg. „Lily, das war die Zentrale. Ich muss weg.“
Es gab ein Dutzend Dinge, die sie ihm gern gesagt hätte, aber nichts davon schien jetzt das Richtige zu sein. Also gab sie sich professionell. „Ich rufe dich an, um dir zu sagen, was ich hier erfahren habe. Danke für den Tipp.“
Codys dunkle Augen flogen zwischen ihr und T.J. hin und her. „T.J., schön, dich mal wiedergesehen zu haben – wenn auch nur kurz. Bis später.“ Er hob lässig die Hand und ging zur Tür.
Sie bemerkte erst, dass sie ihm nachgesehen hatte, als die Tür sich hinter ihm schloss und T.J. knurrte: „Er hat aber auch wirklich einen knackigen Hintern.“
„Ja, das hat er.“ Lily war es ein bisschen peinlich, erwischt worden zu sein – aber nur ein bisschen. „Obwohl ich erstaunt bin, dass du das zu schätzen weißt. Weiß Camille davon?“
„Camille“, sagte er und meinte die Frau, mit der er erstaunlicherweise seit über dreißig Jahren verheiratet war, „weiß alles. Verdammt noch mal alles. Ich habe gehört, du und Beck seid mal zusammen gewesen.“
„Vor fünf Jahren. Ist irgendwie ein komisches Gefühl, ihn wiederzusehen.“ Und damit sollte es auch genug zu diesem Thema sein. „Ich muss mir die Leiche ansehen.“
„Das heißt wohl, dass du sie anfassen musst.“
Ihre Blicke trafen sich. Seine Augen funkelten nicht mehr. Die ganze Zeit, die sie mit ihm zusammengearbeitet hatte – oder mit jedem anderen beim SDPD –, hatte sie ihre Gabe verheimlicht. Einige hatten es vermutet, es aber nie angesprochen. T.J. war einer von denen, die es gewusst, aber für sich behalten hatten. „Ja“, sagte sie schließlich, „das heißt es.“
„Wie bitte? Sie wollen die Leiche anfassen?“ Dr. Davis schüttelte den Kopf. „Das ist gegen die Vorschrift.“
„So arbeite ich aber, Dr. Davis. Ich bin eine Sensitive. Die Verletzungen Ihres Opfers ähneln denen eines beinahe tödlichen Angriffs, den ich untersuche, in dem Magie angewendet wurde. Wenn ich Spuren von Magie an der Wunde finde, kann ich eine Verbindung zwischen beiden Fällen herstellen.“
Er schien nicht überzeugt. „Ich wusste nicht, dass so etwas als Beweis gilt.“
„Was ich durch meine Gabe erfahre, ist vor Gericht nicht verwertbar, aber im Rahmen meiner Ermittlungen darf ich nichtverwertbaren Spuren nachgehen.“ Sie war es leid, das immer wieder erklären zu müssen, doch es gehörte zu ihrem Job.
„Hmm. Das hört sich vernünftig an.“
Sie verkniff sich die Bemerkung, dass der Generalstaatsanwalt sicher froh wäre zu hören, dass der Pathologe einer Meinung mit ihm war. „Was können Sie mir über die Verletzung sagen?“
Auf diesem Gebiet fühlte er sich wieder sicher. „Eintritt im Rücken, Verlauf von unten nach oben durch die fünfte und sechste Rippe, dann Eintritt in die linke Kammer. Der Angreifer benutzte eine sehr dünne Klinge, zwischen sechzig und einhundertneunzig Millimeter breit. Aufgrund des fortgeschrittenen Zerfalls des
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