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Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber

Titel: Wolf Shadow Bd. 8 - Tödlicher Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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das versuchen sollte, würde sie sofort von den Ermittlungen abgezogen und ins Krankenhaus gesteckt, wo man alle möglichen Untersuchungen anstellen würde, die nichts nützen würden, weil die Ärzte auch dann nichts gegen die Clanmacht ausrichten konnten, wenn sie davon wussten.
    Sie goss sich Kaffee nach. Ihr Arm zitterte ganz leicht. »Wir müssen herausfinden, wer Parrotts Talisman hergestellt hat. Und wer ihn regelmäßig erneuert. Vielleicht macht er es selbst, vielleicht kennt er einen sehr guten Praktizierenden – denn für einen solch starken, komplizierten Talisman bedarf es eines echten Experten.« Sie nahm einen Schluck. Der Kaffee war von heute Morgen und schmeckte alt und bitter. »Jemand, der solch einen Talisman herstellen kann, könnte möglicherweise auch wissen, wie man einen verfluchten Dolch macht.«
    »Hm.« Er notierte sich etwas auf einem Blatt Papier. »Das werde ich an Al weitergeben. Das sollte man weiterverfolgen. Das sind die, mit denen wir noch sprechen müssen.« Er las ihr eine Liste mit Namen vor.
    Lily hörte zu, trank das bittere Gebräu in ihrer Tasse und versuchte mit aller Macht, an den Fall zu denken und nicht an tickende Zeitbomben und Große Alte, die andere für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, ganz gleich, ob sie dabei umkamen oder nicht. An Rule und die wilde Angst in seinen Augen oder daran, wie viele Menschen ihren Tod betrauern würden oder wie zur Hölle sie das verhindern konnte.
    Sie bat ihren ersten Zeugen an diesem Nachmittag herein. Und schaffte es tatsächlich, sich halbwegs auf den Fall zu konzentrieren, auf das, was die Sekretärin des Senators zu sagen hatte. Doch sobald die Befragung beendet war, wurde sie wieder abgelenkt von unklaren Gefühlen, die wirr in ihr rumorten. Als sie Nan bat, den nächsten Mitarbeiter hereinzuschicken – einen jungen Mann mit dem interessanten Namen Kemo Maddon – drängte eines dieser Gefühle plötzlich nach oben und war deutlich zu spüren.
    Sie hatte Sehnsucht nach ihrer Mutter.
    Sie musste lächeln. Dieser Gedanke entbehrte nicht einer gewissen Komik. Obwohl ihre Mutter sie in den Wahnsinn trieb, sehnte sie sich nach ihr, wollte sie nach Hause, zurück nach San Diego, vielleicht zurück in ihr enges Kinderbett, sich die Decke über den Kopf ziehen und von ihrer Mutter umsorgen lassen.
    Manchmal war es gar nicht so leicht, erwachsen zu sein.
    Rutschend kam der Wolf auf dem Damm aus Stein und Erde zum Stehen, der sich auf dieser Seite um Mikas Höhle herum erhob. Seine Flanken pumpten. Die Luft stank nach Drachen. Und unter diesem Geruch waren tausend andere: Eiche, Kaninchen, feuchte Erde und hundert verschiedene Pflanzenarten – die gesamte Mischung, die für diesen Ort zu dieser Zeit des Jahres so typisch war. Und ein Hauch von nahendem Regen. Und Katze.
    Er hatte selbst nicht gewusst, dass er herkommen würde. Er war einfach losgerannt und dann auf einmal hier gewesen. Gut. Manchmal waren Instinkte nützlicher als all das Nachdenken, an dem dem Mann so viel lag.
    Er blickte zurück zu dem schwarz-grauen Wolf, der hinter ihm den Abhang hochkletterte, und bleckte still die Zähne. Entschieden klopfte er drei Mal mit der Pfote auf den Boden – bleib zurück und warte .
    José nahm Rules Signal wörtlich. Er blieb stehen und begann rückwärtszugehen.
    Rule wandte sich wieder nach vorn und machte sich an den Abstieg über den holprigen Hang, etwas vorsichtiger als beim schnellen Anstieg auf der anderen Seite. Mika sah er nirgendwo, und der Wind kam aus der falschen Richtung, sodass er nicht wittern konnte, ob der Drache in der Nähe war. Wenn nicht, dann würde sich das bald ändern. Rule hatte die Schutzbanne des Drachen überschritten. Das war nicht erlaubt, nicht ohne Einladung. Deshalb würde Mika mit einiger Sicherheit sehr bald hier sein.
    Gut. Rule knurrte in die leere, nach Drachen riechende Luft. Er wollte Antworten auf seine Fragen – und würde sie auch bekommen.
    Unten angekommen, blieb er stehen. Mika!
    Rule legte seinen ganzen Willen, sein ganzes Gefühl in diesen Ruf. Es war keine Gedankensprache, aber der Drache würde ihn trotzdem hören. Mika, ich möchte mit dir sprechen!
    Von der Stelle, einer Kuhle, unter der Kuppel, wo früher die Symphonieorchester gespielt hatten, erhob sich ein Kopf über den Erdwall. Er war ungefähr so groß wie Rules Schreibtisch zu Hause und ähnelte mit seiner schmalen Schnauze, dem gewölbten Schädel und den großen Augen – Augen so strahlend gelb wie eine Flamme –

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